Robert Schumann
Piano Trios Vol. I
BIS 2437
1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2018
12.04.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Robert Schumanns Kammermusik mit Klavier umfasst zwei Typen: den konzertanten des Jahres 1842 mit Quintett und Quartett, bei dem das Klavier im Zentrum steht, sowie den kontrapunktisch-orchestralen in den drei Trios, bei dem alle Protagonisten gleiches Gewicht haben müssen, um das sich häufig in Kanons und Fugati ergehende Stimmengeflecht dem Hörer deutlich werden zu lassen. Die Trios 1 und 2 entstanden in rascher Folge im Jahre 1847. Die auseinanderliegenden Opuszahlen spiegeln die Folge der Drucklegung wider. Sie sind – wie auch die in zeitlicher Nähe entstandenen Werke für Pedalflügel – ein Ergebnis der von Clara und Robert gemeinsam betriebenen Kontrapunktstudien.
Leidenschaft und Ritterromantik
Das erste Trio beginnt düster „mit Energie und Leidenschaft“, die sich schließlich nach einem „mit innigster Empfindung“ anhebenden, sich vom Rezitativ über das Arioso zu einem Duett steigernden langsamen Satz in einem triumphalen Dur-Finale entlädt. Das zweite Trio atmet Ritterromantik. Nicht umsonst lehnte sich Johannes Brahms später in seiner Schönen Magelone im ersten Lied fast tongetreu an diesen Duktus an. Aufgrund der satztechnisch sehr dichten Faktur müssen bei der Interpretation der Werke auf modernem Instrumentarium dynamische Anpassungen vorgenommen werden, was speziell für die vielen piano-Anweisungen in den Streicherstimmen gilt. Die zeitgleich mit dem Klavierquartett entstandenen Fantasiestücke sind in dieser Hinsicht weniger problematisch. Hier ist es jedoch wichtig, eine phantastische Begebenheit erzählen zu wollen.
Malin Broman und Jesper Svedberg, die beiden Streicher des Kungsbacka Piano Trios, bemühen sich um eine vibratoarme, schlanke Tongebung, die ideal für das Musizieren mit einem historischen Flügel sein könnte. Da Simon Crawford-Philips jedoch einen Steinway D-Flügel spielt, geht das Konzept nicht hundertprozentig auf. Auch werden lange Linien gedanklich nur bis zum letzten Ton, jedoch nicht in die darauffolgende Zäsur durchgezogen, was gerade in den ersten drei Sätzen des d-Moll-Trios op. 63 etwas kurzatmig wirkt. Hier entsteht selten eine Intensität, wie sie Schumann wohl vorgeschwebt haben mag. Ähnliches gilt auch für die Fantasiestücke, die klanglich zu nüchtern daherkommen und somit zu wenig „kuriose Geschichten“ erzählen. Weitaus besser gelingen das F-Dur-Trio op. 88 und das „Mit Feuer“-Finale des ersten.
Klangtechnisch erscheint mir die Violine etwas arg zurückgenommen. Das mag in der Surround-Version ausgeglichener erscheinen. Der Booklet-Text stellt die Werke sehr instruktiv in den Kontext des Gesamtoeuvres.
Fazit: Eine nur teilweise gelungene Schumann-Einspielung, die weder die auf modernem Instrumentarium eingespielte Version von Leif-Ole Andsnes mit den Geschwistern Tetzlaff noch die historisierende Einspielung von A. Melnikow, I. Faust und G. Queyras überflüssig macht.
Vergleichsaufnahmen: Andsnes-C. Tetzlaff, T. Tetzlaff, EMI - Melnikow-Faust Queyras, Harmonia mundi France (mit den Konzerten auf 3 CDs).
Thomas Baack [12.04.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Trio Nr. 1 d-Moll op. 63 für Violine, Violoncello und Klavier | 00:30:54 |
5 | Romanze op. 88 Nr. 1 – nicht schnell, mit innigem Ausdruck | 00:02:20 |
6 | Humoreske op. 88 Nr. 2 – Lebhaft | 00:06:42 |
7 | Duett op. 88 Nr. 3 – Langsam und mit Ausdruck | 00:03:16 |
8 | Finale op. 88 Nr. 4 – Im Marsch-Tempo | 00:05:39 |
9 | Trio Nr. 2 F-Dur op. 80 für Violine, Violoncello und Klavier | 00:26:11 |
Interpreten der Einspielung
- Kungsbacka Piano Trio (Klaviertrio)