Inner World
Mikayel Hakhnazaryan • Lia Hakhnazaryan
Rubicon RCD1083
1 CD • 80min • 2022
16.06.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mikayel Hakhnazaryan, der Cellist des Kuss Quartetts, hat mit der Pianistin Lia Hakhnazaryan ein sehr persönliches Album aufgenommen. Es reflektiert seinen Werdegang: von der Herkunft aus einer armenischen Musikerfamilie über das Studium in der Schweiz bis zur Tätigkeit im Münchener Kammerorchester. Im Booklet sinnt der Musiker darüber nach, wie er seine Heimat verließ und dadurch neue Freunde, unbekannte Musik und inneren Reichtum entdeckte.
Armenische Nostalgie und kammermusikalische Klassiker
Elf kleinere Werke spannen zeitlich und geografisch einen weiten Bogen. Mehrfach liegt ein biografischer Bezug vor; so im Fall der sanften Elegie von Hakhnazaryans komponierendem Onkel Igor Loboda, die im Geburtsjahr des Cellisten entstand. Später studierte Hakhnazaryan beim Widmungsträger von Adam Khudoyans Sonate für Cello solo. Lyrische, vom gregorianischen Gesang inspirierte Melodien kontrastieren hier mit feurig-dramatischer Virtuosität.
Zwei Volksliedbearbeitungen stammen von dem armenischen Komponisten und Ethnologen Komitas. Kranich beruht auf einer mittelalterlichen Weise. Im Frühlingslied Garuna singt das Cello eine bittersüße Melodie, deren Echo die Duduk, die armenischen Flöte, raunt. In Aram Khatschaturjans Traum hält der Cellist die Balance zwischen subtiler Eleganz und folkloristischem Temperament. Jiddisches Kolorit und Vierteltöne vereinen sich bei Ernest Bloch, der während des Ersten Weltkriegs in die USA emigrierte.
Daneben stehen kammermusikalische Klassiker: Schumanns Fantasiestücke, wo Hakhnazaryan den rechten volkstümlich-schlichten Ton trifft, sowie Debussys klangrauschende Cello-Sonate.
Aus dem Innenleben eines Musikers
Das Titelstück Inner World stammt von dem Australier Carl Vine. Der Cellist reagiert hier auf die Tonbandaufnahme eines Cellos, so dass der innere Monolog eines Musikers offenbar wird.
Auf ihrem originell programmierten Album beweisen Mikayel und Lia Hakhnazaryan technische Brillanz und stilistische Vielseitigkeit. Generell ist ihre Herangehensweise eher entspannt kantabel als leidenschaftlich.
Da es sich um ein ausgesprochen persönliches Album handelt, verwundert die Abwesenheit jeglicher biografischer Angaben im Booklet. Man erfährt hier nichts über die Pianistin, die denselben Nachnamen wie der Cellist trägt und hier offenbar ihr CD-Debüt vorlegt. Eine Online-Recherche ergibt, dass sie die in der Schweiz lebende, ältere Schwester des Cellisten ist.
Antje Rößler [16.06.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Aram Khatchaturian | ||
1 | Dream für Violoncello und Klavier | 00:06:53 |
Claude Debussy | ||
2 | Sonate L 144 für Violoncello und Klavier | 00:11:30 |
Sergej Rachmaninow | ||
5 | Vocalise e-Moll op. 34 Nr. 14 für Violoncello und Klavier | 00:05:51 |
Soghomon Soghomonian Komitas | ||
6 | Krunk (nach einer trad. Volksweise) für Duduk, Violoncello und Klavier | 00:06:06 |
Adam Khudoyan | ||
7 | Sonate Nr. 1 für Violoncello | 00:09:17 |
Robert Schumann | ||
8 | Fantasiestück op. 73 Nr. 1 | 00:03:02 |
9 | Fantasiestück op. 73 Nr. 2 | 00:03:23 |
10 | Fantasiestück op. 73 Nr. 3 | 00:04:20 |
Ernest Bloch | ||
11 | From Jewish Life - Drei Skizzen für Violoncello und Klavier | 00:09:51 |
Soghomon Soghomonian Komitas | ||
14 | Garuna für Duduk und Violoncello | 00:03:02 |
Peter Tschaikowsky | ||
15 | Valse sentimentale op. 51 Nr. 6 | 00:02:10 |
Igor Loboda | ||
16 | Elegy | 00:02:24 |
Carl Vine | ||
17 | Inner World für Violoncello solo | 00:12:30 |
Interpreten der Einspielung
- Mikayel Hakhnazaryan (Violoncello)
- Lia Hakhnazaryan (Klavier)
- Artyom Minasyan (Duduk)