Stained Glass
Johan Dalene • Christian Ihle Hadland
BIS 2730
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2022
28.12.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 23-jährige schwedische Geiger Johan Dalene gewann 2019 den prestigeträchtigen Carl Nielsen Wettbewerb; seither ist er auf dem Weg in eine Solistenkarriere. Das vorliegende Album ist bereits seine vierte Einspielung für das Label BIS. Dalene und sein langjähriger Klavierpartner Christian Ihle Hadland bieten hier interessantes Repertoire in hoher Qualität.
Ravel jazzig verschmust
Im Mittelpunkt stehen zwei kammermusikalische Klassiker des 20. Jahrhunderts: Ravels einzige und Prokofjews zweite Violinsonate. Ravels originelles Ansinnen, die Unvereinbarkeit von Geige und Klavier zu illustrieren und daher beider Klänge nicht miteinander verschmelzen zu lassen, setzen die beiden Künstler kongenial um. Im Kopfsatz findet Dalene zu einem warmen, ausdrucksstarken Legato mit schöner Phrasierung. Der Pianist Hadland steuert einen rätselhaft schillernden Klavierton bei. Den langsamen Satz komponierte Ravel als „Blues“ – ohne jemals die USA bereist zu haben, was allerdings angesichts der Jazz-Euphorie im Europa der Zwanzigerjahre nicht weiter ungewöhnlich war. Dalene schmust hier jazzig, mit stilsicherem Portamento. Flink huscht er schließlich durch das „Perpetuum mobile“-Finale, das die Tradition der feurigen Zigeunerklänge aufgreift.
Sinn für Drama
Prokofjews heitere Violinsonate Nr. 2 in strahlendem D-Dur lässt nichts von den Schatten des Krieges ahnen; dabei schrieb sie der Komponist 1943 während seiner Evakuierung in Perm am Ural. Dalene geht seinen Part forsch und entschlossen an; mit laserscharfen Kantilenen, bissigen Akzenten und rhythmischem Drive. Dieser Geiger ist im „dramatischen Fach“ zuhause. Dem Scherzo verleiht er eine wilde Energie mit heftig aufschießenden Arpeggien. Nach einem anmutigen Andante lassen die beiden Künstler das Finale farbenreich und charakterstark ausklingen.
Umringt sind diese beiden Sonaten von aparten Miniaturen. In Arvo Pärts Fratres kontrastiert Johan Dalene ein liebliches Spiel mit rasant-vehementen Passagen. Neben einem poetischen Nocturne von Lili Boulanger stehen vier rhythmisch vertrackte, folkloristisch inspirierte Miniaturen von Grażyna Bacewicz; Darunter ihre ätherische Vertonung von Lichtblitzen einem Buntglasfenster, die diesem Album seinen Titel gab.
Antje Rößler [28.12.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arvo Pärt | ||
1 | Fratres | 00:11:14 |
Maurice Ravel | ||
2 | Sonate Nr. 2 G-Dur op. 7 für Violine und Klavier | 00:17:34 |
Lili Boulanger | ||
5 | Nocturne für Violine und Klavier | 00:02:38 |
Sergej Prokofjew | ||
6 | Sonate Nr. 2 D-Dur op. 94a für Violine und Klavier | 00:23:27 |
Grażyna Bacewicz | ||
10 | Humoreska | 00:02:52 |
11 | Kołysanka | 00:02:36 |
12 | Taniec słowiański | 00:03:00 |
13 | Witraż | 00:03:45 |
Interpreten der Einspielung
- Johan Dalene (Violine)
- Christian Ihle-Hadland (Klavier)