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Besprechung CD

Corellimania

OUR Recordings 6.220682

1 CD • 76min • 2022

14.12.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Der Beginn dieser CD wird von allen drei Interpreten gestaltet, dann dünnt die Besetzung aus und verschiedene Konstellationen werden durchgespielt, wie man ein Blas-, ein Streich- und ein Tasteninstrument miteinander kombinieren kann. Zum Ende hin wächst das Allstar-Trio wieder zur vollen Größe an und zu einer beeindruckenden Klangpracht. Denn mit Michala Petri, Hille Perl und Mahan Esfahani leben hier drei Barock-Menschen ihre „Corelli“-Leidenschaft aus („Corellimania“), die historisch informiertes Musizieren nicht mit Emotionslosigkeit und formelhafter Rhetorik verwechseln.

Ein Denkmal und seine Folgen

Gemäß der eingangs beschriebenen Dramaturgie spüren die Blockflötistin, die Gambistin und der Cembalist den historischen Auswirkungen nach, die Arcangelo Corellis Kunst auf die Komponisten der nachfolgenden Generation hatte. Doch auch interpretatorisch wird dem Vorbild zu Beginn ein veritables Denkmal gesetzt. Denn die Kirchensonate Nr. 4 h-moll aus Corellis Sammlung von 12 Triosonaten op. 3 verträgt die Umbesetzung von zwei Violinen auf Blockflöte und Viola da gamba hervorragend: Die Flöte tönt in der matten Lage schön dunkel, wenig durchdringend, sodass sich die Gambe in puncto Expressivität dem ungewohnt diskreten Blasinstrument eher zurückhaltend anpassen muss.

Auch artikulatorisch machen Michala Petri und Hille Perl erfahrbar, welcher Reiz von der melodischen und harmonischen Süße der Musik Corellis ausgegangen sein muss; wunderbar, wie unaufdringlich kontrapunktische Imitationen fließen, welche Tragfähigkeit die Musik bekommt, zusätzlich bereichert durch das rhythmisch belebend wirkende, hier eben nicht nur für den Barock-Sound garantierende Cembalo. Mahan Esfahani spielt ein gerade in der sonoren Tiefe edel klingendes Cembalo (Matthias Kramer 2003) und begleitet wohlgemerkt als einziger Basso Continuo-Spieler, da die Gambe ja gleichsam in die Gesangsklasse aufgestiegen und somit anderweitig beschäftigt ist.

Der Mann in der Mitte

Nicht zu unterschätzen ist, wie geschickt Esfahani die beiden heterogenen Kolleginnen zusammenhält. In der Blockflötensonate d-moll HWV 367 (die als Nr. 9 in Händels op. 1 in h-moll steht) präsentiert er sich mühelos als Virtuose sui generis, nicht etwa als braver Generalbassist; man höre etwa den stürmischen und mitreißenden Presto-Satz, der durch das hier besonders angenehme, nämlich nicht verhetzte, sondern ruhig und melodisch getanzte Finalmenuett beantwortet wird. Auch in Händels Cembalosonate B-Dur – im Mittelsegment des beziehungsreichen und durchdachten Programms bleibt er quasi allein zurück – dreht Esfahani furios auf, in der geradezu perkussiv aufgefassten „Sonata“ (Tr. 14) sieht man das Instrument förmlich vibrieren.

Der Favorit des Rezensenten sind – Mahan Esfahani möge es verzeihen – Johann Sebastian Bachs vier Duette BWV 802 – 805, die hier einmal nicht von einem Tasteninstrument gespielt werden, sondern von Blockflöte und Gambe. Nicht nur, weil Bach zweistimmig so expressiv schreibt wie andere Meister fünfstimmig, sondern auch, weil sich aufgrund der unterschiedlichen Ansprechzeiten der Instrumente ein so facettenreiches Musizieren ergibt: Der Ton der Blockflöte erscheint direkt, während die Gambe sich stets erst einschwingen muss. Michala Petri und Hille Perl loten diese Spannungen voll aus, etwa im Duett Nr. 1 e-moll sogar in einen prämodernen Swing geratend. Und wenn Mahan Esfahani dann wieder einsetzt, ist das umso mehr willkommen. Ein Album zum Wiederhören!

Prof. Michael B. Weiß [14.12.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Arcangelo Corelli
1Sonata da Chiesa h-Moll op. 3 Nr. 4 00:07:24
Johann Sebastian Bach
5Fuge h-Moll BWV 579 (über ein Thema von Corelli) 00:04:32
Georg Friedrich Händel
6Sonate d-Moll HWV 367a für Blockflöte und B.c. 00:15:30
13Suite B-Dur HWV 434 (Bd. II/1) 00:12:10
Johann Sebastian Bach
17Duetto I e-Moll BWV 802 00:02:53
18Duetto II F-Dur BWV 803 00:03:28
19Duetto III G-Dur BWV 804 00:02:45
20Duetto IV a-Moll BWV 805 00:02:41
Georg Philipp Telemann
21Sonata Corellisante Nr. 2 A-Dur (Triosonate) 00:08:52
Johann Sebastian Bach
25Von Gott will ich nicht lassen BWV 658 00:04:45
Arcangelo Corelli
26Sonate g-Moll op. 5 Nr. 12 für Viola und Basso continuo (La Follia) 00:10:09

Interpreten der Einspielung

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