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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Tabulatura Joannis de Lublin

Missa votiva de Beata Maria Virgine
Andrzej Szadejko

MDG 902 2336-6

1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2019

07.02.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Eine immense Forschungsarbeit ging diesem Album mit Musik aus der Tabulatur des Jan z Lublina oder Joannis de Lublin, eines polnischen Organisten und Kanonikers des frühen 16. Jahrhunderts, voraus. Der bedeutende Kodex entstand zwischen 1537 und 1548 und enthält auf 520 Seiten neben ein paar Dutzend Tänzen und weltlichen Liedern in mehreren Sprachen ein umfangreiches geistliches Repertoire, zu dem neben Hymnen und Antiphonen etwa drei Orgelmessen gehören. Allein die Entzifferung der schönen Handschrift, von der sich im Beiheft eine Abbildung findet, ist musikwissenschaftlich verdienstvoll.

Auf der Suche nach Kontext

Auf dieser Produktion wird, über ein bloßes Rezital hinausgehend, eine Auswahl von Orgelwerken mit den zugehörigen Melodien der Gregorianischen Choräle kombiniert, die aber erst einmal identifiziert werden wollten, wie der Organist Andrzej Mikolaj Szadejko berichtet. Auftritt Agnieszka Budzinska-Bennett: Die polnisch-schweizerische Musikologin und Sängerin, die bereits eine ganze Reihe herausragender CD-Produktionen vorlegte, half nicht nur bei Suche, sondern übernahm auch gleich die Einstudierung der Cracow Singers. Heraus kam eine gut einstündige Meßliturgie samt Einleitung und Nachfeier, mit der Motivmesse Beata Maria Virgine im Zentrum, welche die ausgewählten Instrumental- und Choralstücke in einem adäquaten kirchlichen Kontext vorstellt.

Karges Mosaik

Dieses Vorgehen ist nicht nur unter historischen, sondern auch unter ästhetischen Gesichtspunkten zu begrüßen. Die Musik der Tabulatur ist generell eher konservativ und zweckdienlich gehalten, auch im liturgischen Zusammenhang ergibt sich eine kleinteilige und nicht allzu abwechslungsreiche Abfolge von kurzen Vor- und Zwischenspielen für Orgel und einstimmigen oder homophon einfachen mehrstimmigen Gesängen. Anschaulich bekommt man vorgeführt, wie stark man innerhalb einer kargen musikalischen Umgebung den Moment empfindet, wenn eine lange einstimmige Linie auf einmal Mehrstimmigkeit ausbildet, sei sie auch nur elementar und kurz.

Faszinierende Klänge

Bei geduldigem Zuhören aber fügt sich diese Marienmesse zu einem farbigen und in sich stimmigen Mosaik, das durch die Klangsinnlichkeit der Ausführenden noch dazu belebt wird. Äußerst eindrucksvoll tönt die mitteltönig gestimmte Hummel-Orgel der Basilika St. Andreas zu Olkusz (1631, Renovierung fertiggestellt 2018), insbesondere der Tiefbass und das lange Verklingen der Effektregister Nachtigall und Zimbelstern beim Ausgang. Die Cracow Singers intonieren mit scharfgerandeten Stimmen, rhythmisch energisch und stellenweise, man höre etwa das Ecclesia ergo cuncta te cordibus, expressiv. Das Et incarnatus est im Credo wird über einem monumentalen, fast bedrohlich sich zur Bordunquint aufbauenden Orgelpunkt gesungen: Da bekommt man neben den Einblicken in ein über Jahrhunderte versunkenes Repertoire auch einen Eindruck davon, wie furchtbesetzt der Besuch eines Gottesdienstes für ein gläubiges Ohr seinerzeit gewesen sein könnte.

Prof. Michael B. Weiß [07.02.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Jan von Lublin
1Rorate 00:15:11
9Missa votiva de Beata Maria Virgine 00:46:52

Interpreten der Einspielung

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