Jean-Baptiste Lully: Idylle sur la Paix • Marc-Antoine Charpentier: La Fête de Rueil
Boston Early Music Festival

cpo 555 678-2
1 CD • 76min • 2024
07.07.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der „Regensburger Stillstand” von 1684, der den Krieg Ludwigs XIV. gegen Kaiser Leopold I., den Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, und König Karl II. von Spanien beendete, regte französische Höflinge dazu an, ihren Kaiser Ludwig XIV. als Friedensfürst zu verherrlichen. So entstanden Lullys Idylle sur la Paix, initiiert vom Marquis de Seignelay auf seinem Landsitz in Sceaux bei Versailles, und Charpentiers La Fête de Rueil im Auftrag des Duc de Richelieu, einem Großneffen des bedeutenden Kardinals Richelieu.
Perfekte Ensembles
Das seit 1980 bestehende Boston Music Festival mit seinen Vokal- und Kammerensembles hat 2024 im Bremer Sendesaal beide Werke eingespielt und damit Highlights der französischen Barockmusik wieder zum Leben erweckt. Die „Idylle“ von Lully auf einen Text von Jean Racine ist denn auch vor allem eine Verherrlichung des Sonnenkönigs, die im Juli 1985 bei einem rauschenden Fest in Sceaux ihre begeisterte Premiere erlebte. La Fête de Rueil ist dagegen eine Pastorale, ein Schäferspiel, das den Gott Pan als Schlichter einer Liebesintrige auftreten lässt, nicht ohne auch ihn eine Lobeshymne auf Ludwig XIV. anstimmen zu lassen. Allerdings ist dieses Stück wegen ungünstiger Umstände zu Charpentiers Lebenszeit nie zur Aufführung gekommen.
Spannende Stücke
Unter der Leitung von Paul O’Dette und Stephen Stubbs gelingt den Sängern und Instrumentalisten des Boston Early Music Festival eine stilechte, lebendige, klangvolle Wiedergabe der beiden etwa halbstündigen Werke, deren kurze Einzelnummern nahtlos ineinander übergehen. Das Vokalensemble besteht aus acht Mitgliedern, die neben den Solopartien auch die jeweiligen Chöre bilden. Sie wetteifern geradezu mit ihren klaren, sicher geführten Stimmen, wobei sie in Timbre und Ausdruck fein aufeinander abgestimmt sind. Das von Robert Mealy angeführte fünfzehnköpfige Chamber Ensemble, das aus Streichern, Holzbläsern und Zupfinstrumentalisten mit historischem Instrumentarium besteht, setzt die tänzerisch inspirierte Musik mit ihren Menuetten, Sarabanden und Chaconnen einfallsreich, farbig und differenziert um, geschickt zwischen Solo- und Begleitaufgaben wechselnd. So kommen auch die feinen Unterschiede der beiden Kantaten zur Geltung: lyrisch beschwingt die „Idylle“, dramatisch geschärft die „Pastorale“.
Lesenswertes Beiheft
Ein besonderes Lob verdient das Booklet (englisch und deutsch). Gilbert Blin, zugleich Drama-Coach der Gruppe, hat die historischen Hintergründe genau recherchiert, wobei er sich auf interessante Berichte von Zeitzeugen stützt. So gewinnt man einen fesselnden Eindruck der Entstehungsgeschichte beider Werke. Zudem gibt es ausführliche biografische Mitteilungen zu den Akteuren.
Prof. Klaus Trapp [07.07.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Jean-Baptiste Lully | ||
1 | Idylle sur la Paix LWV 68 | 00:32:34 |
12 | Chaconne pour Madame la Princesse de Conti | 00:03:21 |
Marc-Antoine Charpentier | ||
13 | La Fête du Rueil H 485 | 00:37:53 |
22 | La France au Roi H 440 | 00:02:02 |
Interpreten der Einspielung
- Boston Early Music Festival Chorus (Chor)
- Boston Early Music Festival Chamber Ensemble (Ensemble)
- Robert Mealy (Dirigent)