Grażyna Bacewicz, Complete Orchestral Works Vol. 3
cpo 555 661-2
1 CD • 75min • 2023
28.10.2024 • 10 10 10
Die dritte CD mit dem WDR Sinfonieorchester unter Łukasz Borowicz beendet eine exzellente Gesamtaufnahme der sinfonischen Musik Grażyna Bacewiczs (1909–1969). Hier wird deutlich, dass die polnische Komponistin nicht nur in ihrer Heimat zu Recht als eine der ganz Großen ihres Fachs gilt, sondern ihre Musik ebenso deutsche Orchester zu Höchstleistungen motivieren kann – und dies quer durch ihre breite stilistische Entwicklung. Davon will man nun sicher mehr live hören!
Evgeni Koroliov fügt seinen viel gepriesenen Bach-Einspielungen mit den Partiten Nr. 3 bis 5 ein weiteres herausragendes Album hinzu. Hier ist alles in sich stimmig, erfüllt von souveräner Gestaltungskraft, subtilem Nuancenreichtum und natürlichem Fluss.
Berlin Harpsichord Concertos, Nichelmann Graun Schaffrath Wolf
Audax Records ADX 11211
1 CD • 78min • 2023
15.06.2024 • 10 10 10
Berliner Geniestreiche
Einen Platz als Zaungäste im Publikum der hochklassigen Konzerte, die seit dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen 1740 in den Häusern musikliebender und wohlhabender Berliner Bürger stattfanden, bieten Philippe Grisvard und Johannes Pramsohler samt dem Ensemble Diderot heutigen Zuhörern an. Damit werden wir zu Zeugen der Frühzeit des heutigen öffentlichen Konzertwesens und dürfen Musik erstrangiger Qualität aus der Mitte des 18. Jahrhunderts genießen.
Die beiden CDs sind dem Gedenken an den Pianisten Lars Vogt gewidmet, der kurz nach der Einspielung 2002 verstarb. Vogt gibt in den Brahms-Quartetten den Ton an, ohne dabei seine Partner – Christian Tetzlaff, Barbara Buntrock und Tanja Tetzlaff – zu überspielen. Man spürt die Hingabe, mit der sich das Ensemble in die romantische Stimmung wie in die großartige motivische Arbeit des Komponisten vertieft. Dabei blieb für das c-Moll-Quartett nur die Zeit für einen einzigen Live-Durchgang!
Der Dirigent Gerd Schaller arbeitet mit der von ihm gegründeten Philharmonie Festiva, in der ausgewählte Musiker aus verschiedenen Klangkörpern zusammenwirken, die starken Kontraste und die für Bruckner typischen Themenblöcke klar und markant heraus. Dabei gelingt es, die Klanggruppen – Streicher und Bläser – gleichgewichtig gegenüber zu stellen. Schaller bringt den langen Atem auf, um das fast eine Stunde dauernde Werk unter Spannung zu setzen. Bruckner auf dem Weg zu höchster Meisterschaft!
De los sones e de los instrumentos, Sones y Danzas de la Edad Media
fono ruz CDF-2930
1 CD • 70min • 2023
04.03.2024 • 10 10 10
Reise in eine reiche Vergangenheit
Das Ensemble Aquel Trovar führt seine Hörer weit in die Geschichte der europäischen Musik zurück: Hier präsentiert es europäische Musik vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, die auch Adaptationen vokaler Musik einschließen. Mit dieser in hervorragendem Klang eingespielten CD fügt das Ensemble seinen bisherigen meisterlichen Darstellungen mittelalterlicher Musik eine weitere faszinierende Facette hinzu.
Cello concerto "Ekaitza", Tres Sonetos de Michelangelo, Piano Concerto "Piscis"
Gabriel Erkoreka, Cello concerto Ekaitza, Tres Sonetos de Michelangelo, Piano Concerto Piscis
Ondine ODE 1442-2
1 CD • 72min • 2023
03.07.2024 • 10 10 10
Dass Gabriel Erkoreka (Jahrgang 1969) längst zu den gewichtigsten lebenden spanischen Komponisten gezählt werden muss, beweist diese Einspielung dreier konzertanter Werke der letzten 15 Jahre. Das Klavierkonzert Piscis, das Cellokonzert Ekaitza sowie die Tres Sonetos de Michelangelo können mit ihrer komplexen, dabei hochemotionalen Orchestersprache total begeistern. Drei staunenswerte Solisten und das Baskische Nationalorchester unter Juanjo Mena liefern hierbei eine Visitenkarte allerersten Ranges ab.
Das Album bietet einen ganz neuen Blick auf den amerikanischen Minimal-Music-Pionier Philip Glass. Im Duo vereinen sich Pianistin Danae Dörken und Vibraphonist Pascal Schumacher zu einem einzigartigen Klangerlebnis.
Die serbische Pianistin Dina Stojilković verfügt nicht nur über die Technik, sondern auch über das Gespür, um die höchst anspruchsvollen beiden Bücher der „Goyescas“ nachzuempfinden. Der typisch spanische Tonfall teilt sich ebenso mit wie der in Töne umgesetzte Bilderreichtum der „majos enamorados“ – der verliebten jungen Männer! Temperament und Gefühl sind die Markenzeichen dieser Einspielung.
Symphonies Heidelberger Sinfoniker • Johannes Klumpp
Haydn, Symphonies
hänssler CLASSIC HC24039
4 CD • 4h 44min • 2022, 2023
12.10.2024 • 10 10 10
Mit dieser CD-Box beenden Johannes Klumpp und die Heidelberger Sinfoniker die Gesamtaufnahme aller Haydn-Symphonien glanzvoll und gewitzt. Sie spielen Haydn, wie er gespielt sein muss und wie er es wohl auch gemocht hätte: Frech, pointiert, überraschungsreich und finessenvoll, rhythmisch pfeffrig und mit sympathischer Wärme und Ernsthaftigkeit: gewiss ein Dokument für die Ewigkeit.
Cello Concertos Michał Balas, Kurpfälzisches Kammerorchester, Christian Erny
Joseph Haydn, Cello Concertos
Berlin Classics 0303340BC
1 CD • 49min • 2023
13.07.2024 • 10 10 10
So oft Haydns Cellokonzerte auch schon eingespielt worden sind – mit dem jungen polnischen Cellisten Michaeł Balas hört man sie frisch und wie neu. Mehr elegant als zupackend, so feurig wie feinsinnig, so samtig wie singend und alles im interpretatorischen Einklang mit Orchester und Dirigent. Und auch als Kadenzen-Komponist erweist sich der Cellist als versierter Solist und Stilist.
Zwei Quintette des ersten Schweizerischen Komponisten von überregionaler Bedeutung, die durchaus als würdige Nachfolger der Kompositionen in gleicher Besetzung von R. Schumann und J. Brahms gelten können. Aufgrund ihres harmonischen Reichtums ähnlich unangenehm einzustudieren wie das Quintett von César Franck. Glänzend interpretiert von Oliver Triendl und dem Carmina-Quartett.
Authentischer geht’s kaum: Chorwerke von Johann Sebastian Bach mit dem Salzburger BachWerkVokal in Bachs „Heimat“-Kirche, der Leipziger Thomaskirche, gesungen und aufgenommen. Gordon Safari, der charismatische Leiter des Ensembles, treibt seine jungen und sehr gut geschulten Sänger in Jubel-Ekstasen, die trotzdem immer sehr bewusst erarbeitet sind und in glasklarer Transparenz erstrahlen: ein klingender Ausdruck dessen, was Bach immer ans Ende seiner geistlichen Werke setzte: Ad majorem Dei gloriam.
In England hat man mit George Jeffreys jüngst einen Teilzeit-Komponisten entdeckt, der hauptberuflich als Gutsverwalter amtierte, mangels Alternativen zum königlichen Hoforganisten des im Oxford belagerten Charles I. aufstieg und ein von den italienischen Zeitgenossen beeinflusstes Bindeglied zwischen William Byrd und Henry Purcell darstellt. Das ungemein ausgeglichen musizierende, virtuose Vokalensemble Solomon’s Knot spielte die Werke am Ort ihrer Uraufführung ein. Großartige Musik, die sich auch exzellent eignet, Kenner bei Ratespielen aufs Glatteis zu führen.
Eine spätmittelalterliche Passion auf Grundlage der fiktiven Pilatus-Akten eines gewissen Nikodemus des 3. Jahrhunderts. Die Rekonstruktion durch das Duo Enßle-Lamprecht formt die einstimmig notierten Lieder mit den den damaligen Spielleuten zur Verfügung stehenden Mitteln zu virtuosen vokal-instrumentalen Kleinodien um. So bringt man das vermeintlich „finstere Mittelalter“ zum Leuchten.
Musik der Hansestädte Vol. 2 Werner • Erben • Förster • Büttner • Siefert • Wanning
Musik aus dem alten Danzig, Musik der Hansestädte Vol. 2
cpo 555 647-2
1 CD • 71min • 2023
03.06.2024 • 10 10 10
Musik einer stolzen Stadt
Danzig teilte mit ihren Schwesterstädten im Hansebund eine stolze Haltung gegenüber ihren jeweiligen fürstlichen Oberherren – somit führte die Stadt nach einer turbulenten Entwicklung um 1560 die Reformation ein und setzte sich damit in einen konfessionellen Gegensatz zum katholischen Königreich Polen. Mit dem von ihm 2019 gegründeten Europäischen Hanse-Ensembles würdigt Manfred Cordes Kirchenmusik des lutherischen Danzigs und schließt damit nahtlos an seine erstklassigen Darstellungen gleichzeitiger lutherischer Kirchenmusik mit seinem Ensemble Weser-Renaissance an.
Bruckner • Schwarz-Schilling • Mendelssohn Bartholdy Symphonia Momentum • Christoph Schlüren
Quintessence, Bruckner • Schwarz-Schilling • Mendelssohn Bartholdy
Aldilà Records ARCD 017
1 CD • 80min • 2021
23.03.2024 • 10 10 10
Christoph Schlüren und seine "Symphonia Momentum", ein klein besetztes Streichorchester, legen ein klug zusammengestelltes Programm vor mit Bruckners Streichquintett als zentralem Werk. Hoch differenzierte Darbietungen, die ganz besonders von einem enormen Sinn für Polyphonie und die großen Bögen der Musik zeugen.
Janne Nisonen gelingt mit seiner historisch-informiert spielenden Tapiola Sinfonietta bei der in Entstehung begriffenen Gesamtaufnahme der 8 Symphonien Ferdinand Ries‘ (1784–1838) ein überzeugendes Plädoyer für Beethovens Lieblingsschüler. Der war eben kein fast schon biedermeierlicher Epigone, sondern diese noch ganz in der Wiener Klassik verwurzelte Musik fesselt den Hörer durchgängig, gespannt wie ein Flitzebogen – fantastisch!
Richard Rössler, Sextet op. 16 • Piano Quintet op. 28
cpo 555 537-2
1 CD • 66min • 2022
23.12.2024 • 10 10 9
Der Pianist Oliver Triendl und seine Kollegen haben kammermusikalische Perlen ausgegraben. Sie stammen von dem in Berlin wirkenden Komponisten Richard Rössler, Jahrgang 1880, der zeitlebens seine Brahms-Verehrung in Töne fasste.
Franz Xaver Scharwenke, Piano Concerto No. 1 • Symphony C minor
cpo 555 571-2
1 CD • 70min • 2022
09.09.2024 • 10 10 10
Xaver Scharwenkas (1850–1924) 100. Todesjahr blieb 2024 bei den vielen Jubilaren eher unter dem Radar. Umso mehr erfreut diese wunderbare Darbietung seines zu Lebzeiten äußerst erfolgreichen 1. Klavierkonzerts durch Jonathan Powell, der bei dem aberwitzig virtuosen Werk mühelos das Niveau Marc-André Hamelins oder Earl Wilds erreicht. Und es gibt endlich eine Aufnahme, die Scharwenkas unterschätzter einziger Symphonie wirklich gerecht wird.
Luís de Freitas Branco ć Joly Braga Santos Quarteto Tejo
TEJO, Luís de Freitas Branco ć Joly Braga Santos
decurio DEC-101
1 CD • 60min • 2023
07.07.2024 • 10 10 10
Das junge portugiesische Cuarteto Tejo legt auf seinem Debütalbum mustergültige Interpretationen von Streichquartetten zweier der bedeutendsten portugiesischen Komponisten des 20. Jahrhunderts vor. Sowohl interpretatorisch als auch vom Repertoirewert her ein rundum empfehlenswertes Album.
Dass Telemann ein glänzender Instrumentalkomponist und höchst bedeutender Kirchenmusiker war, ist mittlerweile hinlänglich belegtes Allgemeingut. Weniger prominent dürfte sein - leider nur fragmentarisch erhaltenes - umfängliches Opernschaffen für Leipzig und Hamburg sein. Desto willkommener sind diese - qualitativ auf Augenhöhe mit seinem Freund Händel - Auswahl von Arien und die bereits auf Haydn hinweisende späte Solo-Kantate Ino. Amanda Forsythe bricht mit der Marotte, in diesem Repertoire anämische Soubretten mit panischer Angst vor einem kontrollierten Vibrato einzusetzen.
Auf ihrem Plattendebüt strickt die Pianistin Eva Barta ein einfallsreiches Programm rund um das Thema „Nacht“. Die Brandbreite reicht von Sibelius‘ elegischer Nordlicht-Stimmung bis zum aufgeräumten Pariser Nachtleben, wie es Debussy heraufbeschwört.
Warum toben Völker, Psalmen im Dialog mit Musik von Ernst Bloch
arcantus arc 24049
1 CD • 53min • 2023
03.11.2024 • 10 10 10
Die erste Zeile des Psalms 2 der hebräischen Bibel stellt die immer aktuelle Frage, warum die Menschheit sich im Toben verstrickt statt Frieden zu schaffen. Annette Schavan liest auf ernste, unaufgeregte Weise ausgewählte Psalmtexte, der Cellist Julius Berger spielt ausdrucksstark Sätze von Ernest Bloch aus der Suite von 1919 und der Sammlung „Jewish Life“ von 1924, in denen die jüdische Tradition durchschimmert. Berger wird feinfühlig begleitet vom Percussion-Duo GRAD (Vibraphon und Marimba). So wird Musik gleichsam zum Gebet.
Das vorliegende Album setzt die Erschließung des musikalischen Schaffens Hans Winterbergs mit fünf kammermusikalischen Werken aus den Jahren 1936 bis 1951 fort. Sowohl die Grundkonstanten von Winterbergs Tonsprache als auch ihre Entwicklungen lassen sich hier exemplarisch studieren und bieten einen faszinierenden Einblick in ein Schaffen, in dem sich – auch geprägt durch einen verschlungenen Lebensweg – viele Einflüsse und Kulturen auf ganz individuelle Art begegnen.