
cpo 999 726-2
1 CD • 49min • 2000
01.07.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der gebürtige Dalmatiner Franz von Suppé (1819-1895) verdankt sein Nachleben hauptsächlich den brillanten Ouvertüren zu seinen Operetten. Dirigenten-Berühmtheiten wie Toscanini, Karajan, Bernstein bis zu Mehta und Muti haben sich dieser Gusto-Stücke mit spürbarem Behagen angenommen. Suppé gehört zum Kreis der "goldenen" Wiener Operettenzeit, er war eine der "Nebensonnen" des Großmeisters Johann Strauß, es gibt in seiner Musik aber auch eine ganz deutlich erkennbare Verbindungslinie zu Jacques Offenbach. Namentlich Die schöne Galathée aus dem Jahr 1865 - auch hier wieder eine weltbekannte Ouvertüre - ist als Spiegelung jenes Sensationserfolgs zu verstehen, den Offenbachs mythologische Operetten in Wien ausgelöst haben.
Daß das witzige und melodiöse Stück nur selten auf unseren Bühnen erscheint, läßt sich auf zwei triftige Gründe zurückführen. Erstens sind einaktige Operetten grundsätzlich schwer im Repertoire unterzubringen. Das zweite, schwerer wiegende Problem stellt die Komiker-Partie des Kunsthändlers Midas dar, denn diese Figur ist textlich und musikalisch eindeutig als Juden-Karikatur entworfen. Daß dies eine Barriere für heutige Aufführungen bedeutet, auch wenn die Persiflage mehr drastisch als bösartig ausfällt, bedarf wohl keiner näheren Begründung. Andererseits steht und fällt die Bühnengestalt einzig und allein mit ihrer vorgegebenen Formation. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, daß im Archiv des Österreichischen Rundfunks eine historische Tonaufnahme der Suppé-Operette enthalten ist, in welcher der bekannte Wiener Opernsänger Alfred Jerger den Midas in authentischer Weise gestaltet.
Die Wiedergabe durch die Kräfte des Koblenzer Stadttheaters bietet sozusagen eine unverletzliche Darstellung, der freilich das Salz der Ironie fehlt. Der musikalisch einwandfreien Aufführung liegt die Originalversion von 1865 zugrunde. Thomas Eitlers Orchesterleitung läßt Kompetenz und Einfühlung in Suppés farbenfrohe Musik erkennen, auch die vier Gesangspartien sind sehr zufriedenstellend besetzt. Herausragend die schöne Sopranstimme von Andrea Bogner als Galathée. Nicht ganz erklärlich bleibt, warum bloß die Musiknummern aufgenommen und alle Prosa-Passagen weggelassen wurden (sie sind im Beiheft abgedruckt.) Aus dramaturgischen Gründen wäre zumindest eine Kurzfassung wünschenswert gewesen. So aber wirkt das ohnedies nur kurze Werk noch kürzer als es in Wirklichkeit ist.
Clemens Höslinger [01.07.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz von Suppé | ||
1 | Die schöne Galathée (Operette in einem Akt) |
Interpreten der Einspielung
- Andrea Bogner (Sopran)
- Juliane Heyn (Sopran)
- Hans-Jürg Rickenbacher (Tenor)
- Michael Kupfer (Bariton)
- Chor des Theaters der Stadt Koblenz (Chor)
- Staatsorchester Rheinische Philharmonie (Orchester)
- Thomas Eitler (Dirigent)