Great Singers • Schumann Schubert Lieder

Naxos 8.110731
1 CD • 78min • 1927-1945
19.12.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die liebevollste und zugleich zutreffendste Charakterisierung, die der Vortragskunst von Elisabeth Schumann (1885-1952) zuteil wurde, stammt von ihrem häufigen Klavierbegleiter Gerald Moore: „Wann immer Elisabeth Schumann vor das Publikum trat, gewann sie die Herzen der Zuhörer durch ihr strahlendes Lächeln, ihren Charme und ihre Einfachheit. Man spürte, daß der heitere Glanz, der sie umgab, die Frau selbst sei und ich kann versichern, dieses Gefühl war richtig.“ In der Tat zählt zu den faszinierenden Eigenschaften zumal der Liedinterpretin Elisabeth Schumann, ihre Gabe, mit ihren Zuhörern zu kommunizieren und sofort die Freude zu vermitteln, die sie selbst beim Singen empfand. Sie singt nicht nur vor dem Publikum, sondern für das Publikum. Von Beginn ihres Vortrags an versteht sie es, dessen Aufmerksamkeit gleichsam mit der Stimme herbeizuwinken.
Die Sopranistin ist immer eine dramatisierende Sängerin, das heißt, sie gibt nicht nur den Inhalt eines Liedes wieder, sondern sie kommentiert ihn auch stimmlich. Bilder und Szenen, Stimmungen und Gefühle bringt sie so suggestiv und unmittelbar zum Ausdruck, als ob sie die geschilderte Situation gerade selbst erleben würde oder eben erlebt hätte. Eindrucksvolle Beispiele für dieses Können sind in diesem Programm etwa Gretchen am Spinnrade oder Die Forelle. Trotz dieser erzählerischen Eindringlichkeit gerät ihre Liedgestaltung nie überzogen, anbiedernd oder oberflächlich. Dies stellt sie unter Beweis in reinen Stimmungsliedern ohne balladenhaften Handlungsinhalt, etwa in An die Musik oder Auf dem Wasser zu singen. Ruhe, Ernst und Gefühlswärme sprechen aus ihrem Singen. Musik beginnt zu leuchten und zu atmen, wenn sie von Elsiabeth Schumann dargeboten wird.
In der Wahl ihrer Liedprogramme bewies die Sängerin Stilgefühl und eine realistische Einschätzung ihrer stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten. Die Verzweiflungsabgründe in Liedern wie Der Atlas oder Der Doppelgänger werden von ihr nicht durchschritten. In ihrem weitgespannten Repertoire gibt es nur wenige Lieder, die ihr nicht entsprachen, aber viele, die keiner anderen Sängerin auch nur annähernd so gut lagen: das sind neben den verfeinerten und intellektuellen Schöpfungen Hugo Wolfs und den raffiniert kolorierten von Richard Strauss vor allem die ganz auf Natürlichkeit und Sangbarkeit aufgebauten Lieder Franz Schuberts, von denen dieses akustisch exzellent aufbereitete Recital einen repräsentativen Querschnitt bietet.
Kurt Malisch † [19.12.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Die Post op. 89 Nr. 13 D 911 (aus: Die Winterreise) | |
2 | Wohin? D 795 Nr. 2 (1823 - Die schöne Müllerin) | |
3 | Im Abendrot D 799 | |
4 | Die Vögel D 691 (1820) | |
5 | Du bist die Ruh D 776 | |
6 | Heidenröslein op. 3 Nr. 3 D 257 | |
7 | Das Lied im Grünen op. 115 Nr. 1 D 917 | |
8 | An die Nachtigall op. 98 Nr. 1 D 497 (1816) | |
9 | Liebhaber in allen Gestalten D 558 (1817) | |
10 | Horch! Horch! die Lerch' (Shakespeare) | |
11 | An die Musik op. 88 Nr. 4 D 547 | |
12 | Der Jüngling an der Quelle D 300 (1816) | |
13 | Geheimes D 719 | |
14 | Auf dem Wasser zu singen op. 72 D 774 | |
15 | Des Fischers Liebesglück D 933 | |
16 | Der Musensohn op. 92 Nr. 1 D 764 | |
17 | Fischerweise op. 96 Nr. 4 D 881 | |
18 | Gretchen am Spinnrade op. 2 D 118 | |
19 | Nacht und Träume D 827 | |
20 | Seligkeit D 433 | |
21 | Nähe des Geliebten D 162 | |
22 | Lachen und Weinen D 777 (1823) | |
23 | Der Einsame op. 41 D 800 | |
24 | Wiegenlied (Claudius) | |
25 | Der Schmetterling op. 57 Nr. 1 D 633 | |
26 | Des Baches Wiegenlied D 795 Nr. 20 (Müller - aus: ) | |
27 | Der Hirt auf dem Felsen D 965 op. posth. 129 (1828) | |
28 | Die Forelle D 550 – Text: Christian Friedrich Daniel Schubart |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Schumann (Sopran)
- Karl Alwin (Klavier)
- George Reeves (Klavier)
- Gerald Moore (Klavier)
- Elizabeth Coleman (Klavier)