Kurt Weill
Die 7 Todsünden
SWRmusic SWR19519CD
1 CD • 61min • 2002
16.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die letzte Gemeinschaftsarbeit von Brecht und Weill, 1933 im Auftrag von Georges Balanchine als Ballettvorlage entstanden und in Paris uraufgeführt, hat auch außerhalb des Theaters, im Konzert und im Aufnahmestudio, eine ansehnliche Wirkungsgeschichte gehabt. Dabei haben sich in der zentralen Partie der Anna, die von Weills Gattin Lotte Lenya kreiiert worden war, auch häufig Sängerinnen hervorgetan, deren Arbeitsschwerpunkt sonst die große Oper war und ist – man denke an Brigitte Fassbaender, Teresa Stratas oder Anne Sofie von Otter.
Für Anja Silja, die vor fast 50 Jahren ihre Gesangslaufbahn begann und derzeit eine staunenswerte Alterskarriere macht, ist die Beschäftigung mit dem Komponisten Weill aber kein Ausflug. Bereits 1967 war sie Jenny in Günther Rennerts Stuttgarter Inszenierung von Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, die viele Jahre auf dem Spielplan blieb und auch nach München und Berlin eingeladen wurde. 1975 wirkte sie im Konzert in Weills Silbersee mit, 1987 entstand bei Capriccio eine Gesamtaufnahme von Mahagonny und seit ein paar Jahren nun ist die Sängerin auch mit den 7 Todsünden unterwegs.
Man spürt ihre Vertrautheit mit dem musikalischen Idiom Weills vom ersten Takt an. Sie trifft den chansonhaften Ton und hat den Biß, Brechts satirische Spitzen prägnant zu übertragen. Sie vernachlässigt auch die opernhafte Kantilene nicht, wo diese gefordert ist. Immer wieder schlägt die Berliner Kessheit der jungen Silja durch, wie auch die Stimme, einige grelle Höhen abgerechnet, noch immer frisch klingt. Das der Solistin entgegengestellte Vokalquartett ist ausgesprochen homogen, und das Orchester aus Kaiserslautern bringt unter Grzegorz Nowaks beschwingter und feuriger Leitung auch die klangsinnlichen Qualitäten der Partitur zu schönster Wirkung.
Beigefügt ist die viersätzige Suite aus der Pantomime Zaubernacht, einer Auftragsarbeit aus Weills Studienzeit, die unerwartete Referenzen auf Gustav Mahler enthält, aber in Ansätzen auch schon den Personalstil erkennen läßt, der sich dann mit Dreigroschenoper und Mahagonny voll entwickelt hat.
Ekkehard Pluta [16.06.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Kurt Weill | ||
1 | Die sieben Todsünden (Ballett chanté in sieben Bildern) | 00:36:02 |
10 | Quodlibet op. 9 (Eine Unterhaltungsmusik. Vier Stücke aus der Pantomime "Zaubernacht" op. 4, 1923) | 00:24:51 |
Interpreten der Einspielung
- Anja Silja (Sopran)
- Julius Pfeifer (Tenor)
- Alexander Yudenkov (Tenor)
- Bernhard Hartmann (Bariton)
- Torsten Müller (Bass)
- SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern (Orchester)
- Grzegorz Nowak (Dirigent)