Eduard van Beinum Philips Recordings 1954-1958 Vol. 2
Philips 475 6353
6 CD • 6h 59min • 1954-1958
07.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eduard van Beinum war von 1945 bis zu seinem Tod 1959 in der Nachfolge von Willem Mengelberg Chefdirigent des berühmten Concertgebouw Orchesters Amsterdam. In dieser Zeit entstanden für Decca und Philips zahlreiche Aufnahmen, die sowohl das hervorragende Niveau des Orchesters als auch van Beinums außerordentlich klaren, integren und unprätentiösen Musizierstil wiederspiegeln. Erfreulicherweise macht Universal nun in der Reihe "Original Masters" eine Reihe dieser Einspielungen wieder zugänglich.
Van Beinum war kein Mann des schwülstigen Breitwand-Sounds. Stets hielt er, darin dem fünf Jahre älteren Hans Rosbaud nicht unähnlich, den Klang unter Kontrolle und sorgsam ausbalanciert in Funktion der musikalischen Struktur. Knallige Effekthascherei war ihm ebenso fremd wie Rührseligkeit – beste Voraussetzungen also für luzide, federnde Schubert-Wiedergaben, die hier besonders im Fall der dritten und sechsten Sinfonie maßstäblich gelungen sind. Weitere Höhepunkte der Sammlung sind Mozarts große Posthorn-Serenade, lebendig im Duktus und treffend in der Charakterisierung der einzelnen Sätze, und die höchst beschwingte, glanzvolle Aufnahme von Händels Wassermusik. Hier finden, wie auch in der vierten Bach-Suite, die Bläser reichlich Gelegenheit, ihr souveränes Können und ihr geschmackvolles Spiel unter Beweis zu stellen. Die übrigen Bach-Suiten erscheinen für heutige Begriffe etwas zu behutsam angegangen, zu weich artikuliert.
Brahms klingt bei van Beinum schlank und nervig drängend, markant im Rhythmus, deutlich im Verlauf der Linien und hinreißend gesteigert. Hier lässt van Beinum mitunter ganz außergewöhnliche Klangwirkungen in Erscheinung treten – eine Frucht seines eminenten Farbsinns, der seine Debussy-Einspielungen zum herausragenden Ereignis dieser Veröffentlichung macht. Derart feine Abstimmung zwischen einzelnen Instrumenten und Gruppen, so raffinierten Umgang mit dem Vibrato und solch superbe Mischung der Instrumentalfarben hört man selten. Die Nocturnes haben den Charakter flüchtiger Visionen, La Mer bindet die mit brillanter Schärfe gezeichneten Details zu einer atemberaubenden Einheit, und die Iberia-Suite, hier nach Gigues und Rondes de printemps wirkungsvoll als Schlussstück der Trois Images plaziert, besticht gleichermaßen durch Transparenz und Temperament. Niemand sollte sich durch das merkwürdige Cover-Foto vom Erwerb dieser hochinteressanten Box abhalten lassen!
Sixtus König † † [07.03.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Ouvertüre Nr. 1 C-Dur BWV 1066 | |
2 | Ouvertüre Nr. 3 D-Dur BWV 1068 | |
3 | Ouvertüre Nr. 4 D-Dur BWV 1069 | |
4 | Ouvertüre Nr. 2 h-Moll BWV 1067 | |
Georg Friedrich Händel | ||
5 | Wassermusik – Suite Nr. 1 F-Dur HWV 348 | |
6 | Wassermusik – Suite Nr. 2 D-Dur HWV 349 | |
7 | Wassermusik – Suite Nr. 3 G-Dur HWV 350 | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
8 | Konzert C-Dur KV 299 für Flöte, Harfe und Orchester | |
9 | Serenade Nr. 9 D-Dur KV 320 (Posthorn-Serenade) | |
Johannes Brahms | ||
10 | Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 | |
11 | Haydn-Variationen B-Dur op. 56b für 2 Klaviere | |
12 | Alt-Rhapsodie op. 53 | |
Franz Schubert | ||
13 | Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200 | |
14 | Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589 | |
15 | Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 (Unvollendete) | |
Claude Debussy | ||
16 | Trois Nocturnes für 2 Klaviere | |
17 | La Mer, trois esquisses symphoniques (drei sinfonische Skizzen für Orchester) | |
18 | Images - Drei sinfonische Dichtungen für Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Hubert Barwahser (Flöte)
- Phia Berghout (Harfe)
- Aafje Heynis (Alt)
- Koninklijk Concertgebouworchest Amsterdam (Orchester)
- Eduard van Beinum (Dirigent)