cpo 777 041-2
1 CD • 2h 14min • 1992-1995
27.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die hier vorgelegte erste Gesamteinspielung der drei bedeutenden Sinfonien von Ernst Pepping (1901–1981) mit dem Klavierkonzert als Beigabe stammt schon aus den frühen neunziger Jahren (Nr. 1: 1992; Nr. 2: 1994; Nr. 3: 1993; Konzert: 1995); die Doppel-CD erscheint erst im 25.Todesjahr. Beim Anhören fragte ich mich allerdings, ob bis zur Veröffentlichung nur deshalb mehr als zehn Jahre vergehen mußten, weil die Nachbearbeitung so lange dauerte? Eine derart manipuliert wirkende Produktion habe ich lange nicht mehr gehört. Die WDR-Koproduktion krankt meinem Eindruck nach an einer extrem dichten Mikrofonie, ist zusätzlich verhallt und bringt das Kunststück fertig, insbesondere die Gruppe der ersten Geigen so wirken zu lassen, als käme sie aus einem separaten “Raum im Raum”. Von natürlicher Räumlichkeit und Balance kann nicht die Rede sein; das Gesamtergebnis ist oft verschwommen, muffelig, mitunter auch stumpf. Für mich ein ausgesprochenes Ärgernis, weil die Nordwestdeutsche Philharmonie alles in allem vorzüglich musiziert und Dirigent Werner Andreas Albert einen durchweg glücklichen, inspirierten Zugang zu Peppings völlig zu Unrecht als spröde verschrieener Musik findet. Im Gegenteil sucht Peppings neoromantische Tonsprache von dem trockenen Tonfall vieler deutsche Werke der damaligen Zeit wegzukommen und wirkt um etliches sinnlicher und glutvoller als beispielsweise Hindemith. In ihrer Weite und im Farbenreichtum, aber auch in den rhythmisch komplexen, vorantreibenden Strukturen und den bewegten Energien erinnert mich diese Musik besonders an den frühen Carl Nielsen, in den kontemplativen Teilen auch an Alan Hovhaness (CD I, Tr. 2). Die zweite Sinfonie, die mir nur aus einem Rundfunkmitschnitt unter Wilhelm Furtwängler bekannt war, wirkt hier weitaus weniger grüblerisch und viel überzeugender als bei dem berühmten Maestro. Am besten gefällt mir die lautmalerische dritte Sinfonie Die Tageszeiten, die an vielen Stellen die unverbrauchte, natürliche Frische der Musik eines Albert Roussel besitzt. Das kurze Klavierkonzert (1950) ist introvertierter, herber und harmonisch komplexer, zugleich aber ungemein spielfreudig, mit einem rhythmisch gelegentlich jazz-artig geprägten virtuosen Klavierpart. Volker Banfield hatte hörbar viel Freude beim Erarbeiten und Musizieren dieses Werkes, das übrigens auch aufnahmetechnisch nicht ganz so mißraten ist wie die Sinfonien.
Dr. Benjamin G. Cohrs [27.04.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernst Pepping | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 (1939) | |
2 | Sinfonie Nr. 2 (1942) | |
3 | Sinfonie Nr. 3 (Die Tageszeiten, 1944) | |
4 | Klavierkonzert (1950) |
Interpreten der Einspielung
- Volker Banfield (Klavier)
- Nordwestdeutsche Philharmonie (Orchester)
- Werner Andreas Albert (Dirigent)