Georg Philipp Telemann
3 Orchestral Suites
cpo 777 218-2
1 CD • 69min • 2006
09.01.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Telemann und cpo, das ist eine nicht enden wollende Erfolgsgeschichte, die nun mit der Einspielung dreier Orchestersuiten Georg Philipp Telemanns durch das L’Orfeo Barockorchester eine brillante wie Vergnügen bereitende Fortsetzung findet – getreu dem Telemannschen Motto: „Singen ist das Fundament zur Music in allen Dingen.“ In ihrer Stilkenntnis und hingebungsvollen, affektbetonenden Musizierhaltung wirkt die hier zu bewundernde Telemann-Lesart geradezu belebend. Bei aller historischen „Korrektheit“ und staunenswerten Versiertheit im Herausarbeiten verschiedener Instrumentenkombinationen kommt sie erfreulicherweise auch noch völlig undogmatisch daher. Denn trotz einer spannungsvollen und kontrastreichen Beredsamkeit der Musik und ihrer leidenschaftlichen Ausführung wird in dieser Einspielung Homogenität groß geschrieben; der Musizierfluss gerät nie ins Stocken und zerfällt schon gar nicht in Kleingliedrigkeit.
Kommt dann noch eine in allen Belangen überlegene Blockflötenvirtuosin wie Carin van Heerden dazu, so ist das Glück nahezu vollkommen. Ihr expressives, überlegt artikulierendes und farblich nuancenreiches Spiel auf der Quartflöte, der so genannten Flûte pastorelle, und auf der Altblockflöte ist von einer Frische, die zum Zuhören förmlich zwingt. Man könnte ihre Kunst als geschliffen bezeichnen, wobei sich Carin van Heerdens eloquente Beweglichkeit keineswegs glatt poliert, sondern völlig unverkrampft und ausgesprochen musikantisch verströmt – vor allem in der festlichen und tänzerischen Ouverture, dem reizvollen Zwiegespräch mit der Solovioline in der Bourrée und der Vogelstimmen ähnlichen Ausformung des Flötenparts in der Gigue der Suite Es-Dur TWV 55:Es2. Bezwingend ist auch das innige Dialogisieren zwischen der Flötistin und dem untadeligen L’Orfeo Barockorchester in der Suite a-Moll TWV 55:a2, die abseits virtuosen Blendwerks mitunter höllische Anforderungen an den Solisten stellt – schon in der Ouvertüre, besonders aber in den Sätzen Les Plaisirs, Réjouissance sowie in der abschließenden Polonaise mit ihren atemberaubenden Tonrepetitionen. Doch wie luftig und duftig Carin van Heerden und das von ihr geleitete Ensemble diese Musik voller französischer und italienischer Stilelemente ausarbeiten, davor kann man sich nur verneigen. Eine geistreiche und mustergültige Ensemblekultur beweist das Orchester auch in der Suite F-Dur TWV 55:F14 für zwei Oboen, Streicher und Basso continuo. Wenn deren Wiedergabe auch nicht ganz den „Biss“ der Einspielung mit Ewald Demeyeres Bach Concentus hat (Accent, ACC 24198), so korrespondieren der gespannte Puls und die kompromisslos transparente, sehr beredte Gestaltung selbst kürzester Phrasen durch das 1996 gegründete L’Orfeo Barockorchester wunderbar mit dem Erfindungsreichtum der Tonsprache Telemanns.
Christof Jetzschke [09.01.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Ouvertüre E flat major TWV 55:Es2 | 00:20:22 |
8 | Ouvertüre F major TWV 55:F14 | 00:16:46 |
16 | Suite a-Moll TWV 55:a2 für Flöte, Streicher und Basso continuo (Darmstädter Ouvertüre) | 00:31:30 |
Interpreten der Einspielung
- Carin van Heerden (Flöte)
- L'Orfeo Barockorchester Linz (Orchester)