Partners in Time
From Bach to Bartók
BIS 1744
1 CD • 70min • 2008
27.03.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Tasmin Little will Schwellenängste gegenüber klassischer Musik abbauen. Seit längerem geht die britische Geigerin immer wieder überraschende Wege in der Klassik-Vermittlung und versteht es dabei noch sehr gekonnt, sich, ihre Kunst und ihre pädagogische Tätigkeit werbewirksam zu vermarkten. Erst im letzten Jahr hat sie mit einem in der Klassikwelt wohl bahnbrechenden Projekt für enormes Aufsehen gesorgt, indem sie unter dem Titel „The Naked Violin ein Solorecital samt Werkeinführungen zum kostenlosen Download auf ihrer Website bereitstellte. Aufhorchen lässt nun auch ihre neue CD-Veröffentlichung, die als Extra über ein im CD-Booklet genanntes Passwort den Download eines bonus track anbietet.
„Partners in Time" zeichnet die Entwicklung der Musik für Violine und Klavier vom Barock bis in die Moderne nach, von Bach bis Bartók, von verführerischen Petitessen bis zu gewichtigen Sonatenwerken. Tasmin Little und John Lenehan am Flügel erweisen sich als perfekt aufeinander reagierende Partner, deren kultiviertes wie energievolles, leidenschaftlich gespanntes Spiel zu Deutungen von besonderer atmosphärischer Dichte führt (insgesamt fehlt es dem Flügelklang aber ein wenig an Brillanz). Fritz Kreislers Präludium und Allegro nimmt die Geigerin sehr glutvoll und spielt mit entschlossener Tongebung nicht nur die schmerzhafte Innigkeit des Präludiums, sondern auch die extrovertierte Virtuosität des Allegro wirkungsvoll aus. (Klang-) Sinnlichkeit und ein bisweilen ergreifender Ausdruck bestimmen auch die Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs Sonate E-Dur BWV 1016. Mag der romantische Ansatz in den langsamen Sätzen zunächst irritieren, so kann man mit zunehmender Spieldauer der Umdeutung des Adagio und Adagio ma non tanto in fast schon traumverhangene Nachtstücke durchaus etwas abgewinnen. Allerdings agiert Tasmin Little für meinen Geschmack mit zuviel theatralischem Temperament, was eine nicht immer sachgerechte Artikulation und Phrasierung zur Folge hat. Dafür überzeugt die tänzerisch vitale Lesart der Allegro-Sätze um so mehr – ganz besonders das Dialogisieren der Violine mit der zweiten Oberstimme im Klavier. Ein ausgewogenes Spiel der Kräfte demonstrieren Tasmin Little und John Lenehan ebenso in Mozarts Sonate C-Dur KV 296, deren Unbeschwertheit dank der hohen Gestaltungskunst beider Interpreten fortwährend von beinahe schon dramatischen Zügen durchbrochen wird. Griegs Sonate Nr. 2 G-Dur op. 13, Tschaikowskys Souvenir d'un lieu cher op. 42 Nr. 3 und Bartóks Sechs rumänische Volkstänze schließlich sind beste Beispiele dafür, wie man bei aller Empfindungstiefe sentimentaler Gefühlsduselei aufgrund einer bemerkenswerten dramaturgischen Intelligenz entgeht – auch wenn Tasmin Little auf ihrer Guadagnini (1757) und „Regent"-Stradivarius (1708) zum Steinerweichen schmachten kann.
Christof Jetzschke [27.03.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Fritz Kreisler | ||
1 | Praeludium und Allegro nach Gaetano Pugnani | 00:05:37 |
Johann Sebastian Bach | ||
2 | Sonate Nr. 3 E-Dur BWV 1016 für Violine und Klavier | 00:15:29 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
6 | Sonate C-Dur KV 296 für Violine und Klavier | 00:17:20 |
Edvard Grieg | ||
9 | Violinsonate Nr. 2 G-Dur op. 13 | 00:20:52 |
Peter Tschaikowsky | ||
12 | Melodie Es-Dur op. 42 Nr. 3 (aus: Souvénir d'un lieu cher op. 42) | 00:03:31 |
Béla Bartók | ||
13 | 6 Romanian Folk Dances Sz 56 for Piano | 00:05:49 |
Interpreten der Einspielung
- Tasmin Little (Violine)
- John Lenehan (Klavier)