A Treasury of Russian Romantic Piano with Nadeja Vlaeva
Music & Arts 1224
1 CD • 77min • 2007
18.09.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts Komponisten wie Schönberg oder Strawinsky nach neuen Wegen suchten, brachte die spätromantische Klaviermusik russischer Provenienz ihre verführerischsten Blüten hervor. Die in New York lebende junge bulgarische Pianistin Nadejda Vlaeva, Schülerin von Ruth Laredo und Lazar Berman, hat daraus eine Folge von größtenteils unbekannten Werken zusammengestellt, deren umfangreichstes die viersätzige Sonate Nr. 2 cis-Moll von Sergej Bortkiewicz ist, 1942 in Wien uraufgeführt und im Tonfall vielfach an Rachmaninoff, im Agitato-Schlussatz an Chopin erinnernd. Bortkiewiczs Lehrer Anatol Liadov ist mit zwei klangsensiblen Préludes vertreten, in deren zweitem (h-Moll op.11,1) viel russische Nostalgie mitschwingt. Der unbekannteste unter den hier versammelten Komponisten dürfte Vladimir Rebikov sein, dessen eleganter Walzer aus der Oper Der Weihnachtsbaum sowie seine Musikalische Schnupftabkdose kaum ahnen lassen, dass ihr Schöpfer später in den Ruf eines Experimentators und „Vaters des Russischen Modernismus“ kommen sollte.
Um einiges anspruchsvoller in musikalischer wie in technischer Hinsicht ist Alexander Scriabins klangüppige Fantasie h-Moll op. 28. Mit ihrer komplexen Harmonik und dichten Textur wie ein Hyper-Chopin wirkend, stellt sie das gewichtigste Stück dieser Sammlung dar. Meisterhaft sind auch die beiden Kompositionen von Nicolai Medtner, der in jüngerer Zeit verdientermaßen wieder mehr ins Blickfeld gerückt ist: die improvisatorisch angelegte Meditation op. 39,1 und die rhytmisch vertrackte Märchenerzählung op. 8,2. Natürlich darf in diesem Zusammenhang Sergej Rachmaninoff nicht fehlen, doch vermeidet die Pianistin auch hier die ausgetretenen Pfade und nimmt dessen virtuose Bearbeitungen von Georg Kreislers Liebesleid und Liebesfreud sowie die wundervolle Vocalise aus op. 34 ins Programm, die in der Klavierbearbeitung von Anton Borodin allerdings nicht ganz die Suggestivkraft entfaltet, die ihr in der Aufnahme von Anna Moffo und Leopold Stokowski eignet. Effektvolles Finale des Klavierrecitals bildet die 10. der Tranzendentalen Etuden op. 11 von Serge Liapunov, eine feurige Lezghinka.
Nadejda Vlaeva lässt sich auch bei dichtestem Klaviersatz nicht zum Tastendonner verleiten und spürt vor allem den poetischen Momente der Musik nach. Ihr saubers und sorgfältiges Spiel ist immer geschmackvoll, manchmal fast ein wenig zu zurückhaltend und bei Einsatz des linken Pedals etwas zu dezent, was auch am Instrument liegen mag, aber den Wert dieser erfreulichen Repertoirebereicherung nicht schmälert. Informativer Einführungstext in Englisch.
Sixtus König † † [18.09.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergei Eduardovich Bortkiewicz | ||
1 | Klaviersonate Nr. 2 Cis-Dur op. 60 | 00:22:32 |
Nicolai Medtner | ||
5 | Meditazione op. 39 Nr. 1 (aus: Vergessene Weisen op. 39) | 00:05:12 |
6 | Märchen c-Moll op. 8 Nr. 2 (aus: Märchen op. 8) | 00:06:26 |
Anatol Ljadow | ||
7 | Prelude Des-Dur op. 57 Nr. 1 | 00:02:19 |
8 | Prelude h-Moll op. 11 Nr. 1 | 00:03:08 |
Alexander Scriabin | ||
9 | Fantasie h-Moll op. 28 – Moderato | 00:09:12 |
Wladimir Rebikow | ||
10 | Walzer (aus: Der Weihnachtsbaum) | 00:02:30 |
11 | Musikalische Schnupftabaksdose | 00:01:30 |
12 | Liebesleid (Bearb. für Klavier) | 00:04:50 |
13 | Liebesfreud (Bearb. für Klavier) | 00:06:56 |
14 | Vocalise E major op. 34 No. 14 | 00:05:21 |
Sergej Liapunow | ||
15 | Lesghinka op. 11 Nr. 10 (aus: Études d'exécution transcendante op. 11) | 00:07:12 |
Interpreten der Einspielung
- Nadejda Vlaeva (Klavier)