C.P.E. Bach
Solo Keyboard Music Vol. 21
BIS 1624
1 CD • 79min • 2007
27.12.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aus musikhistorischer Perspektive ist diese Folge 21 der „Clavier“-Musik Carl Philipp Emanuel Bachs von berechtigtem Interesse. Sehr klar berichtet der Interpret im Begleitheft über den editorischen Hintergrund und die Wirkungsgeschichte der 1760 veröffentlichten „Sechs Sonaten fürs Clavier mit veränderten Reprisen“. Sie sind der Prinzessin Anna Amalia von Preußen (1723-1787) gewidmet – der jüngsten Schwester König Friedrich II., der als der „Große“ – berechtigt oder auch nicht – in der Weltgeschichte platziert worden ist. Anna Amalia war – das ist verbürgt – eine interessierte, begabte Musikerin. Sie spielte mehrere Instrumente und verfügte über eine reiche Notensammlung. Unter der Aufsicht ihres Kompositionslehrers Johann Philipp Kirnberger (1721-1783) entwickelte sie ein kritisches Temperament. Und wie Miklós Spányi ausführt, fanden die besagten sechs Sonaten des Bach-Sohns ihren Beifall
Was die Bezeichnung „veränderte Reprisen“ anbelangt, seien Carl Philipps Hinweise wenigstens auszugsweise zitiert: Er habe dabei „…an solche Liebhaber gedacht, die wegen gewisser Jahre oder anderer Verrichtungen nicht mehr Gedult und Zeit genug haben, sich besonders stark zu üben". Und weiter: „Das Verändern beym Wiederholen ist heut zu Tage unentbehrlich. Man erwartet solches von jedem Ausführer. … Man will beynahe jeden Gedanken in der Wiederholung verändert wissen, ohne allezeit zu untersuchen, ob solches die Einrichtung des Stücks, und die Fähigkeit des Ausführers erlaubt." Bach lieferte also mit den auskomponierten, ausnotierten Veränderungen eine Art musikantischer Eselsbrücke, so dass den Spielern jeder gestalterische Gesichtsverlust erspart blieb.
Nicht einverstanden bin ich mit Miklós Spányis Umgang mit diesen zumeist dreisätzigen Sonaten! Der ungarische Clavichordler stochert mit gewaltigen Tempoblockierungen und martialischen Akzentverteilungen in diesen für mein Empfindung eher zarten, eleganten Werkchen herum. Sein Spiel erinnert mich an einen Buckelpisten-Slalom unter schlechten Sichtbedingungen. Kaum je stellt sich eine gewisse Flüssigkeit ein, wie halbwegs im einleitenden Presto der a-Moll-Sonate (Wq 50/4 bzw. H 138). Ich glaube nicht, dass diese Art des intimen Handwerks im Zusammenhang mit technischen Problemen zu sehen bzw. zu hören ist. Zu respektieren sind in dieser Hinsicht Spányis musikalische Überzeugungen. Aber selten habe ich eine Einspielung als so unangenehm, als so bröckelig und fahrig empfunden wie diese. Ich bitte um Nachsicht!
Peter Cossé † [27.12.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
1 | Sonate F-Dur Wq 50/1 H 136 | 00:09:47 |
4 | Sonate G-Dur Wq 50/2 H 137 | 00:13:19 |
7 | Sonate a-Moll Wq 50/3 H 138 | 00:11:38 |
10 | Sonate d-Moll Wq 50/4 H 139 | 00:14:14 |
13 | Sonate B-Dur Wq 50/5 H 126 | 00:18:51 |
16 | Sonate c-Moll Wq 50/6 H 140 | 00:08:58 |
Interpreten der Einspielung
- Miklós Spányi (Clavichord)