Andrzej Panufnik
Mistica - Symphonic Works Vol. 3
cpo 777 498-2
1 CD • 74min • 2009
08.04.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Diese dritte cpo-Produktion mit Orchesterwerken von Andrzej Panufnik hat gegenüber den beiden zuvor erschienenen CDs (777 496-2 und 777 497-2) einen ganz bemerkenswerten Vorzug: Obwohl die darauf gekoppelten Kompositionen wieder aus den verschiedensten Zeiten stammen, wirkt ihr Nebeneinander weitaus geschlossener als das, was uns beispielsweise von der fröhlichen Sinfonia rustica zur pseudo-avancierten Sinfonia concertante oder von der herzhaft zündenden Tragischen Ouvertüre zu der plakativen Heroischen Ouvertüre hin und her pendeln ließ. Empfehlenswert ist freilich auch im vorliegenden Falle, sich das Beiheft erst nach dem Höreindruck vorzunehmen, und zwar nicht, weil es demselben an reichlichen Informationen und Selbstzeugnissen fehlte, sondern weil die Kenntnis eben dieser Selbstzeugnisse und programmatischen Erklärungen eine unbefangene Annäherung über die Maßen erschwert. Die rechtfertigende Beschwörungsformel („in meinem Stück wollte ich ..."), mit der auch das bescheidenste Tonsetzerlein des späteren 20. Jahrhunderts seinen Aus- oder Einfällen glaubte Gewicht verleihen zu können – diesen Hokuspokus hätte Panufnik jedenfalls nur in den seltensten Fällen nötig gehabt. Darin ähnelt er seltsamerweise seinem verehrten Lehrer Felix von Weingartner, der als Komponist auch immer dann am besten und überzeugendsten war, wenn er nicht „wollte", sondern einfach tat.
Lassen wir also an dieser Stelle die Gebrauchsanweisung einmal in der Verpackung und registrieren vielmehr, dass die hier versammelte Musik von der ältesten bis zur jüngsten Schicht durchweg hörenswert ist. Die 1949 im Auftrag der UNESCO, die sich auch wirklich in alles einmischt, zum 100. Todestag des polnischen Nationalheiligen Frédéric Chopin entstandene Hommage, ursprünglich eine Vokalise für Sopran und Klavier, erlebte 1966 ihre Auferstehung als fünfsätzige Kostbarkeit für Flöte und Streicher, die der Solist Lukasz Dlugosz mit seinem silbrig glühenden Ton zu einem wahren Vergnügen macht. Auch die dreisätzige Herbstmusik von 1962 – Requiem für eine Freundin – ist vor allem in ihren äußeren Abschnitten von jener zwanglosen und doch wohlkalkulierten Schlichtheit, die Panufnik immer am besten anstand und die deshalb auch so unmittelbar zu wirken vermag wie die Sinfonia mistica (1977) in ihrem ausgewogenen Wechsel explosiver rhythmischer Konstellationen und atmosphärisch gelungener Meditationen oder auch die Ende der fünfziger Jahre vollendete Rhapsodie, die dem Radio-Sinfonieorchester Warschau dankbarste, quasi konzertante Aufgaben stellt und ebenso mitreißend realisiert wurde wie das gesamte Pensum, das man sich diesesmal vorgenommen hatte.
Rasmus van Rijn [08.04.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Andrzej Panufnik | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 (Sinfonia Mistica) | 00:24:52 |
7 | Autumn Music | 00:20:10 |
10 | Hommage à Chopin (5 Stücke für Flöte und Streichorchester) | 00:11:53 |
15 | Rhapsody | 00:16:53 |
Interpreten der Einspielung
- Łukasz Długosz (Flöte)
- Polish Radio Symphony Orchestra (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)