Anna Prohaska Sirène
DG 477 9463
1 CD • 70min • 2010
20.06.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sirenen sind in der antiken Mythologie geflügelte weibliche Fabelwesen, die mit ihrem betörenden Gesang die Männer ins Verderben locken. Homer berichtet, wie sich Odysseus auf seiner Irrfahrt dieser Gefahr entzieht, indem er seinen Kameraden die Ohren mit Wachs verstopft, sich selbst aber fest an einen Mast binden läßt. Für das erste Solo-Recital der Sopranistin Anna Prohaska, das den Sirenen und ihren Nachfolgerinnen gewidmet ist, kann diesbezüglich Entwarnung gegeben werden. Man muß sich als Hörer nicht fesseln lassen, um ihrem Vortrag unbeschadet zu lauschen. Es sind bei näherem Hinsehen auch weniger die vogelartigen Sirenen, die hier - in einer abwechslungsreichen Programm-Zusammenstellung aus vier Jahrhunderten - zum Singen gebracht werden, als vielmehr die Meerjungfrauen und Wassernixen mit ihren Fischleibern.
Von Purcell bis Honegger reicht der Radius, gesungen wird auf lateinisch, englisch, französisch, deutsch, polnisch und tschechisch. Den vielen Sprachen und Stilen kann Anna Prohaska keine entsprechende Vielfalt an Stimmfarben entgegensetzen. Ihr heller, klarer, vibratoarm geführter Sopran passt für die Elfen und Nixen recht gut, hat aber nichts von sirenenhafter Sinnlichkeit. Am überzeugendsten ist die Sängerin, wo sie sich auf den Spuren Emma Kirkbys den Gesängen von Lawes, Dowland und Purcell widmet, in dessen Oper King Arthur sie sehr reizvoll mit sich selbst im Duett singt. Auch die gregorianische Hymne Ave, maris stella zeugt von ihrer hohen Musikalität.
Die Décadence der Lyrik von Catulle Mendès in Liedern von Bizet und Fauré ist hingegen ihre Sache nicht, bei Schubert, Schumann und Wolf fehlt es an individueller Textgestaltung. Rusalkas Lied an den Mond, die populäre Arie aus Dvoráks Oper, passt zwar in den thematischen Zusammenhang, verliert aber in der Reduzierung auf ein Klavierlied Entscheidendes, außerdem verlangt diese Partie einen Zwischenfachsopran mit dramatischen Expansionsmöglichkeiten, über die Anna Prohaska noch nicht verfügt. Eric Schneider erweist sich als einfühlsamer, in allen Stilarten sicherer Klavier-Begleiter.
Ekkehard Pluta [20.06.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gustav Mahler | ||
1 | Phantasie aus Don Juan (from: Lieder und Gesänge I) | 00:02:05 |
Claude Debussy | ||
2 | La mer est plus belle | 00:02:10 |
Henry Lawes | ||
3 | Slide soft, you silver floods | 00:02:05 |
John Dowland | ||
4 | My heart and tongue were twins (aus: A Pilgrim's Solace) | 00:02:08 |
Joseph Haydn | ||
5 | The Mermaid's Song Hob. XXVIa:25 (aus: Original Canzonettas) | 00:03:32 |
Franz Schubert | ||
6 | Der Fischer op. 5 No. 3 D 225 | 00:02:09 |
7 | Am See D 746 | 00:01:59 |
Georges Bizet | ||
8 | La Sirène | 00:02:42 |
Karol Szymanowski | ||
9 | Der einsame Mond op. 31 Nr. 1 | 00:03:47 |
10 | Die goldenen Pantoffeln op. 31 Nr. 3 | 00:02:19 |
11 | Das Fest op. 31 Nr. 6 | 00:03:08 |
Robert Schumann | ||
12 | Loreley op. 53 Nr. 2 | 00:02:11 |
13 | Der Himmel hat eine Träne geweint op. 37 Nr. 1 | 00:02:11 |
14 | Die Meerfee op. 125 Nr. 1 | 00:01:09 |
Franz Schubert | ||
15 | Des Fischers Liebesglück D 933 | 00:07:58 |
Gabriel Fauré | ||
16 | La fleur qui va sur l'eau op. 85 Nr. 2 | 00:02:06 |
Hugo Wolf | ||
17 | Die Geister am Mummelsee | 00:03:52 |
18 | Erstes Liebeslied eines Mädchens | 00:01:32 |
19 | Nixe Binsefuß | 00:02:20 |
Arthur Honegger | ||
20 | Chanson des sirènes | 00:01:31 |
21 | Berceuse de la sirène | 00:01:09 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
22 | Schilflied op. 71 Nr. 4 | 00:02:59 |
Henry Purcell | ||
23 | Two daughters of this aged stream (Duet, Act IV - from: King Arthur Z 628) | 00:02:10 |
John Dowland | ||
24 | Sorrow stay | 00:02:59 |
Antonín Dvořák | ||
25 | Lied an den Mond aus "Rusalka" (1. Akt: Rusalka - aus: Rusalka op. 114) | 00:04:57 |
Anon. | ||
26 | Ave maris stella | 00:02:09 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Prohaska (Sopran)
- Eric Schneider (Klavier)
- Simon Martyn-Ellis (Laute)