Carl Philipp Emanuel Bach Piano Concertos
hänssler CLASSIC 98.639
1 CD • 62min • 2010
14.09.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Worunter man die Musik des Berliner und Hamburger Bach auch einordnen mag – unter Empfindsamkeit, einen wie auch immer gearteten galanten Stil oder unter den so genannten Sturm und Drang: Nicht Ausgewogenheit kennzeichnet die musikalische Sprache Carl Philipp Emanuel Bachs, sondern Unkonventionalität in Sachen Melodik, Harmonik und Rhythmik sowie unbedingte Expressivität. Beste Beispiele hierfür sind die über die ganze Spanne seines Lebens verteilten 53 Klavierkonzerte, mit denen Carl Philipp Emanuel Bach der Gattung Klavierkonzert zu ihrer ersten großen Blüte verhalf. Und auch die auf dieser CD miteinander gekoppelten Konzerte d-Moll Wq.23 (1748), c-Moll Wq.31 (1753) und C-Dur Wq.112/1 für Piano solo (1765) folgen jederzeit spürbar nur ihren eigenen Gesetzen, ihrem eigenen Pulsschlag: Harmonische Überraschungen ohne Ende, unverhoffte Akzente und Zäsuren, ständige dynamische Wechsel, raffinierte klangfarbliche Spiele, das Verkürzen und Abbrechen von Entwicklungen (beispielhaft im Concerto c-Moll Wq.31) – kurz, eine unglaubliche Fülle an immer wieder verblüffenden Einfällen, die fortwährend mit den Hörerwartungen des Publikums spielt, unterstreicht in diesen drei Konzerten die stilistische Einzigartigkeit Carl Philipp Emanuel Bachs. Wie diese nun von Michael Rische (auf einem modernen Konzertflügel) und dem Leipziger Kammerorchester unter der Leitung Morten Schuldt-Jensens erkundet werden, ist schlichtweg elektrisierend.
Von enormer Energie getrieben und mit einem unbändigen Ausdruckswillen stürzen sich die Beteiligten gleich in den drängenden und stark punktierten Kopfsatz des d-Moll-Konzerts, leuchten hoch sensibel die Gefühlsebene des sanften Poco andante aus und lassen dann wieder der Energie des mit markanten Gesten durchzogenen Finales ungehindert ihren Lauf. Überhaupt ist das so präzise und hellwache, das ebenso feinfühlige wie leidenschaftliche Zusammenspiel von Michael Rische und dem Leipziger Kammerorchester nicht einfach nur das Hauptmerkmal der vorliegenden Einspielung. Es ist die Grundlage für ein fantastisches Zwiegespräch, in dem die Beteiligten sich immer wieder gegenseitig zu befeuern scheinen und somit die Gefühlslagen der einzelnen Sätze bis in den letzen Winkel zu erforschen wissen. Deutlich wird dies beispielsweise in dem intimen Adagio-Espressivo des c-Moll-Konzerts mit seinen fein abgestuften Klangfarben. Dass Michael Rische – gerade auch im C-Dur-Konzert für Klavier solo – perlende Geläufigkeit, virtuoses Glitzern und anmutige Eleganz perfekt miteinander verbindet, gerät fast schon zur Nebensächlichkeit. Es ist einfach das an Stimmigkeit kaum zu überbietende Gesamtbild, das diese Wiedergabe so unwiderstehlich macht. Und das vielleicht Erstaunlichste daran: Zu keinem Zeitpunkt stellt sich die Frage, wie diese brillante Einspielung wohl auf historischen Instrumenten geklungen hätte. Wenn das alles nicht die Höchstwertung verdient!
Christof Jetzschke [14.09.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
1 | Concerto d-Moll Wq 23 H 427 | 00:21:23 |
4 | Concerto C-Dur Wq 112/1 H 190 | 00:19:08 |
7 | Concerto c-Moll Wq 31 H 441 | 00:21:11 |
Interpreten der Einspielung
- Michael Rische (Klavier)
- Leipziger Kammerorchester (Orchester)
- Morten Schuldt-Jensen (Dirigent)