C.P.E. Bach
Solo Keyboard Music Vol. 23
BIS 1763
1 CD • 64min • 2008
03.02.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Unbeirrt schreitet Miklós Spányi in seiner Gesamteinspielung der Clavierwerke Carl Philipp Emanuel Bachs fort: Der hier vorgelegte 23. Teil vereint Sonaten aus den Jahren 1750 bis 1758 sowie einige kleine Stücke. Infolge der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, in die sich Friedrich II. gleich nach seinem Regierungsantritt 1740 verstrickt hatte und die ihn bis zum Beginn der 1760er Jahre in Atem halten sollten, dürfte der Dienst als „Kammermusicus" des Königs Carl Philipp Emanuel Bach nicht besonders belastet haben; seine Kompositionen waren beim König ohnehin nicht besonders gefragt, es blieb viel Zeit für die freie Komposition und für die Musikschriftstellerei (so veröffentlichte er 1753 den ersten Teil seines Lehrwerks "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen"). Überdies war er als berühmter Tastenvirtuose ein gesuchter Klavierlehrer, der angehende Musiker sowie musikbeflissene Aristokraten gleichermaßen anzog. Seit dem Tod des Vaters 1750 lebte auch der seinerzeit fünfzehnjährige Johann Christian bei Carl Philipp, der die vom Vater begonnene musikalische Ausbildung des jüngsten Halbbruders fortsetzte.
Die meisten Stücke dieser CD stehen im Zusammenhang mit der Unterrichtstätigkeit Bachs, sie sollen das technische ebenso wie das musikalische Vermögen schulen (wie etwa das Clavierstück für die rechte oder linke Hand allein, die Fuge à 2 Wq 119/2 oder die Solfeggi. Ebenso die beiden kurzen Fantasien, die als Stücke von einer knappen Minute Dauer eher einen Inspirationskern zu der Kunst des freien Fantasierens darstellen, die Carl Philipp Emanuel Bach mit bei Zeitgenossen einmütig bewunderter Fertigkeit beherrschte und von der die dreiminütige Fantasie in D-Dur Wq 117/14 ein eindrucksvolles Beispiel ablegt. Auch die Sonate in A-Dur Wq 65/32 ist ein Meisterwerk dieses zu Lebzeiten berühmtesten Bachsohns, sie entstand 1758 in Zerbst – dorthin hatte sich Carl Philipp aus Berlin geflüchtet, das während der Auseinandersetzungen des Siebenjährigen Krieges damals von russischer Besetzung bedroht war.
Miklós Spányi spielt auf einem Clavichord, einem Nachbau eines Dresdner Instruments von 1785 aus der vorzüglichen belgischen Werkstatt Potvlieghe, die sich besonders als Pionier bei der Wiederbelebung des Tangentenflügels einen Namen gemacht hat. Zweifellos dürfte ein großer Teil des Clavierunterrichts damals auf dem Clavichord vor sich gegangen sein: Auf diesem Instrument ließen sich feine tonale und dynamische Nuancen realisieren, die auf dem großen Bruder Cembalo nicht zu erreichen waren. Spányi erweist sich auch auf dieser CD wie schon vielfach zuvor als unbestreitbarer Meister auf diesem diffizilen Instrument, das vielleicht wie kein zweites den Ausdrucksreichtum der Claviermusik C. Ph. E. Bachs wiedergeben kann.
Unbeirrt, wie eingangs gesagt, schreitet der ungarische Claviervirtuose in seiner Gesamteinspielung der Clavierwerke Carl Philipp Emanuel Bachs fort – unverdrossen, ja sogar mit ausgesprochenem Vergnügen, dürfen ihm heutige Kenner und Liebhaber auf diesem Weg folgen.
Detmar Huchting [03.02.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
1 | Clavierstück für die rechte oder linke Hand allein Wq 117/1 | 00:02:30 |
2 | Fantasia d-Moll Wq 117/12 H 224 | 00:00:34 |
3 | Sonate G-Dur Wq 62/11 H 63 | 00:11:12 |
6 | Fuge d-Moll Wq 119/2 H 99 | 00:03:17 |
7 | Fantasia G-Dur Wq 117/11 H 223 | 00:00:48 |
8 | Sonate B-Dur Wq 77 H 513 | 00:07:54 |
11 | Fantasia D-Dur Wq 117/14 H 160 | 00:03:22 |
12 | Solfeggio A-Dur Wq 117/4 H 222 | 00:00:42 |
13 | Sonate c-Moll Wq 65/31 H 121 | 00:13:27 |
16 | Solfeggio Es-Dur Wq 117/3 H 221 | 00:00:45 |
17 | Solfeggio c-Moll H 220 Wq 117/2 | 00:01:04 |
18 | Sonate A-Dur Wq 65/32 H 135 | 00:16:14 |
Interpreten der Einspielung
- Miklós Spányi (Clavichord)