Lorin Maazel conducts Beethoven & Bartók
SWRmusic 94.224
1 CD • 80min • 1958
18.09.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese CD dokumentiert das erste Dirigat des damals 28-jährigen Lorin Maazel beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart am 3. Dezember 1958. Maazel hatte zwei Jahre zuvor bereits sein Deutschland-Debüt in Baden-Baden gegeben und auch bereits einen Auftritt in Berlin absolviert. Trotz seiner jungen Jahre hatte er sich bereits einen Ruf erarbeitet als Dirigent, der Temperament mit äußerster Präzision zu verbinden wusste. Diese beiden Eigenschaften sind es auch in erster Linie, die sein Stuttgarter Konzert prägen.
Auf dem Programm stand an jenem Dezemberabend Beethoven in der ersten Hälfte – die Coriolan-Ouvertüre und die Zweite Sinfonie – sowie Bartóks Konzert für Orchester nach der Pause. Maazels energische, ernste, doch niemals ruppige Interpretation des Coriolan versteht es durchaus für sich einzunehmen, bleibt stets im Fluss, ohne den lyrischen Passagen der Ouvertüre etwas schuldig zu bleiben. In der Sinfonie ist es vor allem jugendlicher Schwung, mit dem der Dirigent zu punkten vermag – bei Tempi, die frisch anmuten, ohne dass der Versuch unternommen wird, Beethovens Metronombezeichnungen nahezukommen oder sie gar, wie dies in letzter Zeit oft geschieht, zu überbieten. Das Larghetto wirkt dann jedoch schon ein wenig kühl und neutral, und Maazels Entschluss, das Trio des Scherzos in einem etwas langsamerem Tempo zu nehmen als den Rest des Satzes, mag man goutieren oder auch nicht.
Bereits zu Beginn seiner Karriere zeigte Maazel eine Affinität zu den Klassikern der Moderne, und so verwundert es auch nicht, dass er auch in Bartóks Konzert vorwiegend zu positiven Ergebnissen gelangt. Dies betrifft vor allem die schnellen Sätze, zuvorderst das Finale, in dem er ein Höchstmaß an Brillanz entfesselt und zu einem wahrhaft atemberaubenden Abschluss gelangt. Allerdings ist für Maazels Dirigat, wie Christoph Schlüren in seinem instruktiven Beihefttext sehr passend vermerkt, "das Sangliche, melancholisch Innige weniger symptomatisch als die Verve und Entfesselung". In der zentralen "Elegia" wäre durchaus eine stärkere Versenkung in die tief melancholische Ausdruckswelt dieses Satzes vorstellbar. Und der ruppige Humor, den Bartók im "Intermezzo interotto" zur Schau trägt, ist bei Maazel höchstens ansatzweise spürbar. Schlussendlich zeigt sich, wenn auch nur ganz gelegentlich, dass die Musik Bartóks zu jener Zeit für deutsche Orchester noch nicht zum Standardrepertoire zählte – auch nicht für das ansonsten treffliche Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Am hohen dokumentarischen Wert dieser Veröffentlichung ändern derlei kleine Einschränkungen jedoch nichts.
Thomas Schulz [18.09.2013]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Coriolan-Ouvertüre c-Moll op. 62 | 00:07:54 |
2 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 | 00:33:23 |
Béla Bartók | ||
6 | Konzert für Orchester BB 123 Sz 116 | 00:38:15 |
Interpreten der Einspielung
- Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Orchester)
- Lorin Maazel (Dirigent)