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Besprechung CD

Nostalghija

Decca 481 2119

1 CD • 72min • 2015

13.01.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Die russische Neigung zur Melancholie ist geradezu sprichwörtlich. Weltschmerz und Schwermut scheinen zutiefst in diesem Land und seiner wechselvollen, ja zuweilen geradezu leidensvollen Geschichte verankert zu sein. Und auch in der Musik hat dieses Faktum eine nicht zu überhörende Spur hinterlassen. Wenn dann noch eine Bratsche ins Spiel kommt, die mit ihrem warmen, dunklen und sonoren Timbre geradezu für die Darstellung von Trübsinn und Kummer prädestiniert zu sein scheint, so erscheint das nicht weit hergeholt.

Anna Serova (Viola) und Filippo Faes (Klavier) widmen sich auf dieser CD Sonaten von Sergei Rachmaninow und Dmitri Schostakowich, wobei Rachmaninows Sonate op. 19 im Original eigentlich für Violoncello und Klavier geschrieben wurde. Auf der Bratsche funktioniert diese Musik aber erstaunlich gut, nur dass vor allem in den unteren Lagen mitunter doch etwas von dem klanglichen Volumen des Cellos fehlt. Doch viel es ist nicht, es sind allenfalls Nuancen, denn die Fülle und das Volumen des Bratschenklangs sind gerade im Vergleich zum Cello immer wieder erstaunlich.

Ein aufschlussreiches Indiz sind die solistischen Anfangstakte beider Sonaten: bei Schostakowich zupft die Bratsche einige zögerliche bis verhaltene Töne, denen man geradezu anhört, wie der Komponist um sie gerungen hat. Bei Rachmaninow entfaltet sich direkt eine zuckersüße Melodie, die im folgenden von beiden Instrumenten in den quasi-sinfonischen Dimensionen des Kopfsatzes der Sonate fortgesponnen wird. Nicht nur hier leistet Filippo Faes als Pianist gute Dienste. Sein Spiel ist tadellos, konturiert, pointiert.

Schostakowichs Sonate op. 147 geht unter die Haut. Es ist das letzte vollendete Werk des Komponisten, der oft genug unter der Diktatur in seinem Heimatland zu leiden hatte und dies auch in seiner Musik mit zum Teil sehr ironischen bis sarkastischen Mitteln zum Ausdruck brachte. Serova und Faes treiben diese Musik zwar nicht so gnadenlos auf die Spitze wie manch andere Musiker, doch eindrucksvoll und bewegend bleibt diese Musik allemal.

Anna Serova erzeugt differenziert variierende Klangfarben, die sich gelegentlich der Grenze zum Nichts nähern, doch immer in einem Bereich bleiben, den man als tonschön bezeichnen kann. Das hat mitunter eine durchaus erschütternde Wirkung, paart sich in diesem Fall doch Ergriffenheit mit Eindringlichkeit und subtiler Gestaltung. Sie taucht die Zuhörer mit einem sensiblen bis nachdrücklichen Spiel in ein kultiviertes Wechselbad der Extreme, etwa mit der Kontrastierung des an musikalischem Sarkasmus nicht sparenden Mittelsatzes mit dem Strom unaufhörlicher Ruhe und Gelassenheit, den sie im zutiefst bewegenden Schlusssatz verbreitet.

Guido Krawinkel [13.01.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Sergej Rachmaninow
1Sonata g minor op. 19 for Violoncello and Piano 00:38:47
Dimitri Schostakowitsch
5Sonate C-Dur op. 147 für Viola und Klavier 00:32:52

Interpreten der Einspielung

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