cpo 777 877-2
2 CD • 1h 47min • 2013
28.01.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Anwesen des Herzogs von Chandos im einige Meilen nördlich von London gelegenen Cannons muß ein traumhaftes Ambiente gewesen sein, in dem prunkvolle Architektur, erlesenster Gartenbau und eine Sammlung hochkarätiger Kunstwerke zusammentrafen. Natürlich durfte die Musik auch nicht fehlen; so fand die Uraufführung von Acis and Galatea von Georg Friedrich Händel im Sommer 1718 im Garten statt, umgeben von zauberhaften Wasserspielen inmitten einer nicht minder bezaubernden Gartenlandschaft – beide paßten zum arkadisch-pastoralen Thema um die schöne Nymphe Galatea, den Hirten Acis und dessen brutalen Rivalen, den einäugigen Riesen Polyphemus.
Das Werk erklang damals in einer solistischen Besetzung: die fünf Sänger versahen neben ihren Solopartien auch noch die „chorischen“ Sätze, und auch das Instrumentalensemble bestand aus solistisch eingesetzten Instrumenten. In dieser Gestalt präsentiert die vorliegende Aufnahme Händels Komposition, und die Wiedergabe des Vokal- und Instrumentalensembles des Boston Early Music Festival unter der Leitung von Paul O’Dette und Stephen Stubbs ist wieder einmal einfach unwiderstehlich. Dies bezieht sich nicht nur auf die stimmtechnisch wie auch stilistisch tadellosen sängerischen Leistungen, sondern auch auf das exzellente Instrumentalspiel.
So faszinieren in den Arien „Hush, ye pretty warbling Quire“ und „As when the Dove“ der Galatea (CD 1, tr. 4 und 11) nicht nur das geschmeidige Timbre und die schön ausgewogene, elegant geschwungene Phrasierung der Sopranistin Teresa Wakim, sondern auch die pointierten tonmalerischen Klänge der zwitschernden oder gurrenden Vögel in der instrumentalen Begleitung. Aaron Sheehan (Acis) besticht durch seine poetische Liebeserklärung in der Arie „Love in her Eyes sits playing“ (CD 1, tr. 9) ebenso wie im entzückenden Liebesduett mit Galatea („Happy We!“, CD 1, tr. 12). Äußerst wirkungsvoll erklingt danach der Chorsatz „Wretched Lovers!“: der das Liebespaar warnende, in kunstvoller Polyphonie gestaltete erste Abschnitt mündet in den wahrhaft bedrohlichen Auftritt des Polyphemus. Nun ja, er ist ein Ungeheuer und tötet seinen Rivalen Acis – aber wer kann nicht wenigstens einen Funken schmunzelnder Sympathie für ihn verspüren, wenn seine „eigene“ Liebesarie „O ruddier than the Cherry“ durch Douglas Williams so unbeholfen, ja tapsig vorgetragen wird? Auch die beiden Hirten Damon und Coridon (Jason McStoots und Zachary Wilder) liefern eine einnehmende Darbietung voller sensibler Momente.
Eine kurze, aber umso hinreißendere Ergänzung zu Acis and Galatea bietet Händels frühe Kantate „Sarei troppo felice“ mit einem ebenso pastoralen Inhalt, in der Amanda Forsythe die Gefühle einer enttäuschten und verlassenen Frau feinfühlig schildert.
Dr. Éva Pintér [28.01.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Acis and Galatea HWV 49 (Pastorale in zwei Akten - O the pleasures of the plains, Would you gain the tender creature, Love sounds th' alarm, O Ruddier Than the Cherry) | 01:36:39 |
CD/SACD 2 | ||
13 | Sarei troppo felice HWV 157 (Kantate) | 00:10:18 |
Interpreten der Einspielung
- Aaron Sheehan (Acis, ein Hirte - Tenor)
- Teresa Wakim (Galatea, eine Nymphe - Sopran)
- Douglas Williams (Polyphem, ein Riese - Baß)
- Jason McStoots (Damon, Freund und Gefährte des Acis - Tenor)
- Zachary Wilder (Coridon, ein Hirte - Tenor)
- Amanda Forsythe (Sopran)
- Boston Early Music Festival Chorus (Chor)
- Boston Early Music Festival Orchestra (Orchester)
- Paul O'Dette (Dirigent)
- Stephen Stubbs (Dirigent)