Feliks Nowowiejski
Quo Vadis
cpo 555 089-2
2 CD • 1h 35min • 2016
22.06.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es gibt sie doch noch, die unentdeckte Musik: Das Oratorium Quo vadis in vier Szenen nach dem gleichnamigen Roman des polnischen Nobelpreisträgers Henry Sienkiewicz wurde von Feliks Nowowiejski 1907 komponiert und begann dann seinen Siegeszug durch die Welt, es „säte damit den Namen Polens aus“, wie damals Jan Bełcikowski jubelte. In der Tat hat auch diese Doppel-CD etwas Polnisch-Missionarisches: Der polnische Dirigent Łukasz Borowicz hat mit polnischen Solisten, dem polnischen Podlasie Opera and Philharmonic Choir und dem Poznań Philharmonic Orchestra ein geradezu nationalpolnisches Oratorium eingespielt, das einen polnischen Weltroman vertont. Es ist das opus magnum von Feliks Nowowiejski. Der wurde 1877 in Barczewo (Wartenburg) bei Olsztyn (Allenstein) geboren, hat in Regensburg und Berlin, unter anderem bei Max Bruch, studiert und starb 1946 in Poznań (Posen). In Polen wird er sehr verehrt, in Deutschland ist er nahezu unbekannt. Zeit, also, ihn kennenzulernen.
Dafür bietet diese Doppel-CD eine hervorragende Gelegenheit. Łukasz Borowicz hat sich mit liebevollem und leidenschaftlichem Engagement, ja mit Herzblut, diesem Oratorium gewidmet, seine Mitstreiter antworteten ihm mit ebenso viel musikalischer Leidenschaft.Wirkungsvoll knallig ist die Musik zu Beginn, klingt manchmal wie Elias von Mendelssohn Bartholdy, manchmal wie Filmmusik, Nowowiejski weiß Chor- und Klangmassen geschickt zu ballen. Łukasz Borowicz lenkt diese Klangmassen rhythmisch straff und kunstfertig, der Marsch der Prätorianer, mit dem die Szene II beginnt, hat genau die richtige Mischung von Schmissigkeit und blitzend-gefährlichem Pomp. Die Massenaufschreie der Römer in der brennenden Stadt geraten gesanglich nie ins Schreien, sind nie übersteuert, die vereinten Chöre singen bei aller Stimmgewalt sehr profund und kultiviert. Weihevoll mystisch sind die Chöre der Christen. Die Geigen der Philharmoniker aus Poznan können verführerisch schwelgen, die Bläser majestätisch dröhnen. Helllodernd-licht erstrahlt das Orchester, wenn Christus dem Petrus auf der Straße aus Rom erscheint. Die drei Solisten agieren hochtheatralisch mit viel Opernpathos. Die Sopranistin Wioletta Chodowicz hört sich eher wie eine reife Frau an als wie die junge Christin Lygia, bietet aber doch viel Innigkeit, Robert Gierlach als Petrus hat viel Prophetentum und Märtyrer-Ekstase in seinem kraftvollen Bariton. Zum Schluss fällt – als Kirchensymbol - die Orgel ein, die Musik wallt wie Weihrauchduft, der Chor feiert in einer triumphalen Doppelfuge das Martyrium von Petrus und gleichzeitig den Beginn der durch den Apostelfürsten begründeten christlichen Kirche, das Schluss-Amen möchte wie die Bernini-Kolonnaden vor dem Petersdom am liebsten die ganze Welt umarmen.
Es wird Zeit, Feliks Nowowiejski wieder zu entdecken! Diese Doppel-CD bietet dafür eine glänzende Gelegenheit.
Rainer W. Janka [22.06.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Nowowiejski | ||
1 | Quo Vadis (Oratorium) |
Interpreten der Einspielung
- Wioletta Chodowicz (Sopran)
- Robert Gierlach (Bariton)
- Wojtek Gierlach (Bass)
- Sławomir Kamiński (Orgel)
- Podlasie Opera and Philharmonic Choir (Chor)
- Poznań Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)