Revolution
Janoska Ensemble
DG 60257 725 9326
1 CD • 63min • 2018
22.03.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Mit dem Thema aus der Marsaillaise trumpfen die Janoska-Brüder gleich am Anfang ihrer aktuellen zweiten Platte auf. Geht es doch um nichts weniger, als das erklärte Ziel, die klassische Musik zu revolutionieren, ebenso darum, einmal mehr den Ruf als Österreichs „Klassik-Kultband Nr.1“ zu bekräftigen. Denn die aus der Slowakei stammenden Brüder Janoska auf Violinen und Klavier sowie ihr Schwager am Kontrabass Julius Darvas setzen alles daran, diesem in der Klassik eher ungebräuchlichen oder gar verpönten Etikett einer „Band“ gerecht zu werden. Und deswegen leisten sie sich auch eine Hommage an jene Band, die eine der ersten in der Popgeschichte vor allem als Kollektiv und nicht als Einzelstar die Herzen eroberten – um die Beatles geht es. Aber keine Angst! Wo andere jetzt den soundundsovielten modischen Ausverkauf praktizieren, um sich mit oberflächlichem Crossover bei einer jungen Popmusik-Klientel auf dem Weg der Wiedererkennungseffekte anzubiedern, da demonstrieren Ondrey, Roman, Frantisek Janoksa und Julias Darvas, dass dabei im besten Sinne nichts als pure „Musik“ heraus kommen kann. Und die geht ans Eingemachte, dass es nur so sprüht, funkelt und kracht!
Ja, man braucht hier mal solche plakativen Attribute, um die ansteckende Spiellust, den spontanen Humor und die herzzerreißende Leidenschaft im Spiel dieses Quartetts zu beschreiben. Was ist die Steigerung von am schnellsten? Schwindelerregendes Können – welches im Falle der Janoskas und ihre Schwagers eine Familienangelegenheit ist! Wie Ondrey und Roman die Saiten ihrer Violinen zum Glühen bringen, verbindet dies mal eben alle erdenklichen Gipsy-Jazz-Idiome mit einer auf Hochtempo frisierten Formensprache der Wiener Klassik. Etliche solcher verblüffenden Bezüge, bei der auch Latin- und Klezmer-Elemente aufblitzen, demonstrieren, wie sehr diese Musiker die Idiome aus der Historie und viele Einflüsse aus den Kulturen der Welt zu ihrer eigenen Sprache werden lassen, um dies wieder flexibel und hellhörig auf jedes erdenkliche Sujet zu übertragen. Aber Vorsicht! Viele Beatles-Songs sind schon so stark zu allgegenwärtigen, rauf- und runtergespielten Ohrwürmern geworden, dass man hier schnell zu dick aufträgt. Das schwelgerische Spiel dieses Quartetts rangiert hier zuweilen schon hart an der Grenze. Aber bevor es ins zu Plakative kippt, zaubert das Janoska-Ensemble schon wieder neue, leichtfüßige, musikantische Details aus dem Hut.
Das gipfelt in einer wirklich verblüffenden Verbindung, die auch allen Prinzipien der Satzlehre hörbar standhält: Man nehme das berühmte Bach-Präludium aus der Cellosuite G-Dur mit seinem wunderbar die Seele streichelnden Akkordgewoge, das den meisten ernsthaft an Musik interessierten mindestens so vertraut wie ein Beatles-Song ist. Und dann legt die Violine mal eben die Melodie von Yesterday darüber. Und es passt! Nach weitgespannten Improvisationen – denn auch diese Kunst liegt den Janoskas im Blut – endet die Nummer auch wieder mit Bach. Ob dies Lennon und McCartney klar war, als sie in den 1960er Jahren diesen Song geschrieben haben? Oder, welch wunderbare Liaison die Kulthymne Let it be mit einem Pachelbel-Kanon eingehen kann?
Stefan Pieper [22.03.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | The Marriage of Figaro KV 492 (Figaros Hochzeit, Opera buffa in four acts) | 00:05:16 |
Lennon / Mc Cartney | ||
2 | Yesterday | 00:04:41 |
Fritz Kreisler | ||
3 | Praeludium und Allegro nach Gaetano Pugnani | 00:06:41 |
Roman Janoska | ||
4 | Hello, Prince! | 00:04:19 |
Johann Sebastian Bach | ||
5 | Air D major (from: Ouvertüre (Suite) Nr. 003 BWV 1068 D-Dur) | 00:06:28 |
Frantisek Janoska | ||
6 | Leo's Dance | 00:03:28 |
Peter Tschaikowsky | ||
7 | Melodie E flat major op. 42 No. 3 (from: Souvénir d'un lieu cher op. 42) – Moderato con moto | 00:05:24 |
Cole Porter | ||
8 | Night and Day | 00:08:15 |
Lennon / Mc Cartney | ||
9 | Penny Lane | 00:02:49 |
Henryk Wieniawski | ||
10 | Variationen über ein eigenes Thema op. 15 for Violin and Piano | 00:12:05 |
Lennon / Mc Cartney | ||
11 | Let It Be | 00:03:47 |
Interpreten der Einspielung
- Janoska Ensemble (Ensemble)