Anton Heiller Edition Vol. 1
Anton Heiller spielt/plays Max Reger
Ambiente-Audio ACD-4001
1 CD • 45min • 1972
12.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Hier treffen sich drei Ikonen. Zum einen Max Reger, dessen Orgelwerke mitunter fast zum Synonym für romantische Orgelmusik geworden sind. Seine Choralphantasien etwa zählen zum Kernrepertoire vieler Organisten und seine Behandlung des deutsch-romantischen Orgeltyps lotet die Klangmöglichkeiten dieser Instrumente in all ihren extremen Facetten aus. Regers in vielen ihrer Parameter (Dynamik, technische Schwierigkeit, Länge) oft maßlose Orgelmusik hat mitunter sogar ähnliche Züge wie sein auf der Überholspur absolviertes Leben aufzuweisen: was das enorme Arbeitspensum betrifft etwa, das Essen („Bringen’s mir zwei Stunden lang Steak.“) und seinen deftigen Humor. Zum anderen ist hier die von der dänischen Orgelbauwerkstatt Marcussen erbaute Rudigier-Orgel des Linzer Mariendoms zu hören. 1968 eingeweiht, ist sie eines jener ikonischen Instrumente des neobarocken Orgelbaus, das seinerzeit Maßstäbe gesetzt hat und nicht zuletzt durch seine ebenso qualitätsvolle Bauweise wie seine visionäre klangliche Ausrichtung auch heute noch ein herausragendes Instrument ist.
Außergewöhnlich: Instrument und Interpret
Jetzt könnte man mit Fug und Recht einwenden, dass sich so ein obertönig disponiertes Instrument wohl kaum mit dem romantischen Klangideal Max Regers vertrüge. Das stimmt zweifelsohne, doch hängt hier wie so oft vieles von der Klangqualität des verwendeten Instrumentes ab. Ist die gegeben, ist auf einem Instrument oft auch stilfremde Musik erstaunlich gut darstellbar. Natürlich zimbelt es hier zuweilen recht ordentlich, da ist die Rudigier-Orgel ganz Kind ihrer Zeit, doch stimmt hier eben besagte Klangqualität und auch die dynamische Bandbreite dieses Instrumentes ist enorm. Und, nicht zu vergessen, Ikone Nummer drei: der österreichische Organist Anton Heiller. Er zählt zweifelsohne zu den herausragenden Interpreten (und Komponisten!) des 20. Jahrhunderts und macht das Ikonentreffen gewissermaßen komplett. „Sein“ Reger ist in sich stimmig, trotz manch mixturlastiger Passage. Aber an der künstlerischen Qualität seiner Interpretation besteht nicht der geringste Zweifel. Auch Heiller ist zwar ganz Kind seiner Zeit, erfasst den Gestus und Ausdruck der Musik Regers aber mit solch einer suggestiven Präsenz, dass diese Aufnahme auch heutigen Hörern noch etwas zu sagen hat. Was natürlich auch daran liegt, dass die tontechnische Aufbereitung in jeder Hinsicht gelungen ist. Selbst wenn man die 1972 und damit naturgemäß noch analog eingespielte CD wie original „nur“ Stereo hört, weiß man um die Qualitäten dieser Aufnahme. Und wenn man ein paar Knöpfchen drückt und den Verstärker einmal zaubern lässt, kommt sogar ein ziemlich beeindruckender Surround-Klang aus den Boxen.
Guido Krawinkel [12.03.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Max Reger | ||
1 | Fantasie und Fuge über den Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52 Nr. 2 | 00:18:40 |
3 | Pastorale F-Dur op. 59 Nr. 2 | 00:02:50 |
4 | Fantasie und Fuge d-Moll op. 135b | 00:17:24 |
6 | Benedictus Des-Dur op. 59 Nr. 9 | 00:04:50 |
Interpreten der Einspielung
- Anton Heiller (Orgel)