Schumann • Brahms
sonatas and songs
BIS 2167
1 CD/SACD stereo/surround • 65min • 2018
27.05.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
In der Regel ziehen Musiker Originalwerke für ihr Instrument bei der Auswahl vor, was nicht ohne Grund geschieht: Die Originale sind in der Regel leichter zu spielen, da sie die instrumentenspezifischen Besonderheiten berücksichtigen und auch klanglich eher auf die Charakteristika des jeweiligen Instruments eingehen. Kurz: Wenn ein Komponist Werke für das eigene Instrument geschrieben hat, zieht man diese möglichen Bearbeitungen vor. Nicht so der Schweizer Cellist Christian Poltéra. Für diese Einspielung bei BIS gemeinsam mit der britischen Pianistin Kathryn Stott hat er Bearbeitungen von Sonaten und Liedern von Clara und Robert Schumann sowie Johannes Brahms für Violoncello und Klavier ausgewählt. Da diese Komponisten das Violoncello bekanntermaßen sehr schätzten und teils sogar selber spielten, wären sie wohl mit diesem Schritt einverstanden gewesen.
Große Werke
Poltéra und Stott haben sich bei ihrer Aufnahme gleich ganz große Werke vorgenommen und einer Übertragung für Violoncello unterzogen: Nach einer ersten, in seinen Augen nicht gelungenen Violinsonate, komponierte Schumann 1851, in einer eher schwierigen Zeit in Düsseldorf, seine zweite Violinsonate op. 121, die er dem Geiger Ferdinand David widmete. Das virtuose Werk, das bei der Uraufführung von Joseph Joachim und Clara Schumann gespielt wurde, wird von Poltéra mühelos umgesetzt. Kraftvoll und mit technischer Leichtigkeit spielt der Cellist das Werk, als sei es seinem Instrument auf den Leib geschrieben – besser kann es bei einer Bearbeitung nicht sein! Jeder Liebhaber tieferer Klangregister wird diese Variante des Schumann’schen Werks schnell ins Herz schließen. Durch Kathryn Stotts sensibles Spiel und den vollen Klang von Poltéras Stradivari-Cello sind auch mögliche Probleme der Klangbalance hinfällig.
Jenseits des Originals
Als musikalische Brücke zwischen Robert Schumann und Johannes Brahms sind auf der Aufnahme des Duos der zweite und dritte Satz der F-A-E-Sonate zu hören, einer Gemeinschaftsproduktion von Robert Schumann, dem heute weitestgehend unbekannten Albert Dietrich und Johannes Brahms als musikalischer Gruß an den Geiger Joseph Joachim. F-A-E steht hier nicht nur für das Lebensmotto Joachims, „Frei, aber einsam“, sondern bietet auch das musikalische Material für das Werk. Wunderbar lyrisch erklingt hier das Intermezzo aus Schumanns Feder, gefolgt von dem energischen Scherzo, das Brahms zu dieser Gemeinschaftsproduktion beigesteuert hat. Dessen Violinsonate Nr. 3 in der Fassung für Violoncello und Klavier ist vielleicht das absolute Highlight der durchweg gelungenen Aufnahme: Hier lässt nichts vermuten, dass das Werk nicht bereits bei seiner Entstehung für das Violoncello mit seinem tiefen und warmen Klang gedacht war. Sowohl die lyrischen Momente als auch die virtuosen Abschnitte klingen schlicht brillant in der Cellofassung. In aller Schlichtheit dennoch ausgesprochen differenziert treffen Poltéra und Stott mit dem langsamen Satz mitten ins Herz. Besonders virtuos und klangvoll ist dann der Finalsatz zu hören.
Gelungender Abschluss
Gleich zwei Lieder ohne Worte stehen am Ende der Aufnahme Wie Melodien zieht es mir von Brahms und Clara Schumanns Sie liebten sich beide, das sie für Robert zum 32. Geburtstag komponiert hatte. Schwärmerisch das erste, beschließt das zweite Lied (ohne Worte) eher nachdenklich die Einspielung. Die Aufnahme des auf einander eingespielten Duos Christian Poltéra und Kathryn Stott ist etwas für jeden, der eine Vorliebe für das eher tiefe Klangregister des Violoncellos hat. Die an sich schon herausragenden Werke der Schumanns und Johannes Brahms‘ bekommen hier noch einmal eine etwas andere Tiefe durch Poltéras wunderbaren Stradivari-Klang sowie Stotts feinfühlige Begleitung.
Verena Düren [27.05.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Sonate Nr. 2 d-Moll op. 121 für Violine und Klavier | 00:31:30 |
5 | Intermezzo (2. Satz der F-A-E-Sonate) | 00:02:46 |
Johannes Brahms | ||
6 | Scherzo c-Moll WoO 2 für Violine und Klavier (3. Satz aus der Violinsonate FAE "Frei, aber einsam") | 00:05:27 |
7 | Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108 für Violine und Klavier | 00:20:51 |
11 | Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1 | 00:01:40 |
Clara Schumann | ||
12 | Sie liebten sich beide op. 13 Nr. 2 | 00:02:00 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Poltéra (Violoncello)
- Kathryn Stott (Klavier)