1840
Zyklen und Lieder von Robert Schumann
Ambitus amb 95620
1 CD • 71min • 2020
24.04.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Dichtkunst der Romantik wird nicht selten erst durch Musik zum Leben erweckt. Unter anderem war Robert Schumann die Vertonung von Gedichtzyklen ein sehr persönliches Anliegen. Vor allem seine Liebe zur Clara Wieck, seiner späteren Ehefrau stürzte ihn in emotionale Achterbahnfahrten. Heinrich Heines Textzyklus von der Dichterliebe dürfte hier wie ein Stimmungskatalysator gewirkt haben. Schumann hat sie in einem wahren Schaffensrausch durch Musik überhöht. Zuvor schon hatte ein Gedichtzyklus von Joseph von Eichendorffs ähnliches bewirkt. Auch dessen Natur- und Stimmungsbeschreibungen ermutigten Robert Schumann, sich vom Ideal der absoluten Musik konsequent zu verabschieden. Das alles passierte im Jahr 1840, welches dadurch als „Liederjahr“ in die Geschichte eingegangen ist.
Den Titel „1840“ trägt diese CD eines Duos bestehend aus dem Tenor Knut Schoch und dem Pianisten Mathias Weber. Etwas vermisst wohl kaum jemand bei dieser Neuveröffentlichung – nämlich den Abdruck der Liedtexte. Denn Knut Schochs Gesang besticht durch so viel artikulatorische Klarheit und Transparenz, dass jedes Wort und jede Zeile buchstäblich optisch im Raum stehen bleibt und dadurch alle Bedeutungsebenen denkbar umfassend die Fantasie des Hörers anregt.
Ein dezidiertes Klangideal
Das gilt nicht minder für die Abbildungskraft im Spiel seines pianistischen Partners. Historische Aufführungstreue gab die Leitlinie für die Interpretation vor – aber dies passiert hier nicht um ihrer selbst willen, sondern dient in jedem Moment etwas Höherem: Nämlich jener Ausdruckspalette, die von Eichendorff, Heyne und Schumann so differenziert in Worte und Noten gefasst ist, so nahe wie möglich zu kommen. Hier ein Klangideal zu schaffen, war nicht zuletzt Anliegen von Knut Schoch und Mathias Weber. So wurde auch die Auswahl der Flügel für diese Aufnahme nicht dem Zufall überlassen: Für den Eichendorff-Zyklus und Heines Dichterliebe kam jeweils ein anderer Érard-Flügel aus Schumanns zeitgenössischem Kontext zum Einsatz. Die beiden Instrumente klingen kraftvoll und zart zugleich, vor allem, weil Mathias Weber sein Spiel so feinfühlig dosiert, dass es den Gesang dadurch aktiv bereichert. Das gibt dem Eichendorff-Zyklus zuweilen eine dramatische Wucht und treibt in Heines Dichterliebe die Intimität auf die Spitze, wo es auf engem Raum um Ausdruck, Verzückung, Hoffnung, Freude, Sehnsucht und Enttäuschung geht.
Stefan Pieper [24.04.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | In der Fremde op. 39 Nr. 1 | 00:01:46 |
2 | Intermezzo op. 39 Nr. 2 | 00:01:40 |
3 | Waldesgespräch op. 39 Nr. 3 | 00:02:12 |
4 | Die Stille op. 39 Nr. 4 | 00:01:21 |
5 | Mondnacht op. 39 Nr. 5 | 00:03:20 |
6 | Schöne Fremde op. 39 Nr. 6 | 00:01:21 |
7 | Auf einer Burg op. 39 Nr. 7 | 00:02:23 |
8 | In der Fremde op. 39 Nr. 8 | 00:01:26 |
9 | Wehmut op. 39 Nr. 9 | 00:02:08 |
10 | Zwielicht op. 39 Nr. 10 | 00:02:48 |
11 | Im Walde op. 39 Nr. 11 | 00:01:29 |
12 | Frühlingsnacht op. 39 Nr. 12 | 00:01:21 |
13 | Der frohe Wandersmann | 00:01:56 |
14 | Frühling op. 45 Nr. 2 | 00:03:04 |
15 | Wanderlied op. 35 Nr. 3 | 00:03:09 |
16 | Du bist wie eine Blume op. 25 Nr. 24 | 00:01:35 |
17 | Die Lotosblume op. 25 Nr. 7 | 00:01:27 |
18 | Im wunderschönen Monat Mai op. 48 Nr. 1 (aus: Dichterliebe) | 00:01:21 |
19 | Aus meinen Tränen sprießen op. 48 Nr. 2 (aus: Dichterliebe) | 00:00:52 |
20 | Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne op. 48 Nr. 3 | 00:00:34 |
21 | Wenn ich in deine Augen seh op. 48 Nr. 4 | 00:01:33 |
22 | Dein Angesicht op. 127 Nr. 2 (aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 127) | 00:01:49 |
23 | Lehn' deine Wang' an meine Wang' op. 142 Nr. 2 | 00:00:42 |
24 | Ich will meine Seele tauchen op. 48 Nr. 5 (aus: Dichterliebe) | 00:00:55 |
25 | Im Rhein, im heiligen Strome op. 48 Nr. 6 | 00:02:18 |
26 | Ich grolle nicht op. 48 Nr. 7 (aus: Dichterliebe) | 00:01:20 |
27 | Und wüssten's die Blumen, die kleinen op. 48 Nr. 8 | 00:01:17 |
28 | Das ist ein Flöten und Geigen op. 48 Nr. 9 | 00:01:45 |
29 | Hör ich das Liedchen klingen op. 48 Nr. 10 | 00:01:58 |
30 | Ein Jüngling liebt ein Mädchen op. 48 Nr. 11 | 00:01:04 |
31 | Am leuchtenden Sommermorgen op. 48 Nr. 12 | 00:02:19 |
32 | Es leuchtet meine Liebe op. 127 Nr. 3 (aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 127) | 00:01:47 |
33 | Mein Wagen rollet langsam op. 142 Nr. 4 | 00:03:20 |
34 | Ich hab im Traum geweinet op. 48 Nr. 13 | 00:02:15 |
35 | Allnächtlich im Traume op. 48 Nr. 14 | 00:01:16 |
36 | Aus alten Märchen op. 48 Nr. 15 | 00:02:52 |
37 | Die alten, bösen Lieder op. 48 Nr. 16 | 00:04:31 |
Interpreten der Einspielung
- Knut Schoch (Tenor)
- Mathias Weber (Klavier)