CPE Bach • Johan Gottlieb Graun
Viola Concertos
cpo 555 613-2
1 CD • 62min • 2022
29.02.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Musik aus dem Umfeld Friedrichs des Großen – das bedeutet zugleich Musik aus dem Zeitalter der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang. Der schweizerisch-französische Bratschist Mathis Rochat hat Werke dieser Epoche ausgewählt, die für sein Instrument komponiert oder übertragbar sind. Letzteres trifft auf das Cellokonzert in B-Dur Wq 171 von Carl Philipp Emanuel Bach zu, das Rochat für Bratsche bearbeitet hat. Allerdings tut er seinen Cello-Kollegen Unrecht, wenn er meint, die „Bratsche könne die erforderte Virtuosität mit etwas mehr Leichtigkeit interpretieren“. Immerhin gelingt es dem Solisten, im Kopfsatz die typische Spannweite zwischen energischem Zugriff und zarter Empfindung, zwischen marschartig punktierten Rhythmen und Seufzermotiven markant zu gestalten, hellhörig begleitet von der Schweizer Camerata unter dem sorgsamen englischen Dirigenten Howard Griffiths. Ähnliches gilt für die beiden folgenden Sätze. Besonders brillant spielen Solist und Ensemble das anspruchsvolle Finale mit der Tempobezeichnung „Allegro assai“.
Fesselndes Doppelkonzert
Johann Gottlieb Graun (nicht „Gottfried“, wie Rochat in seinem Kommentar schreibt) war Konzertmeister der Königlichen Kapelle in Berlin und Potsdam und hat als solcher zahlreiche bedeutende Kammermusik- und Orchesterwerke komponiert. Seine Concertante für Violine, Viola und Orchester in c-Moll spielen Stephen Waarts und Mathis Rochat mit Elan und klarem Ton, durchweg auf klangliche Balance achtend. Die dicht aufeinander folgenden Imitationen werden sorgsam ausgespielt. Das Orchester tritt ab und zu mit überraschenden Einschüben aus seiner Begleitrolle heraus. Ein hörenswerter Fund!
Ein gelungenes echtes Bratschenkonzert
Das einzige „echte“ Bratschenkonzert auf der neuen CD ist das Es-Dur- Concerto von Johann Gottlieb Graun. Das Werk bietet erfrischende Einfälle wie Synkopen im Hauptthema des ersten Satzes oder wiederkehrende Echo-Wirkungen. Hier hätte man sich etwas deutlichere dynamische Abstufungen gewünscht. Sonst aber gefällt das nahtlose Miteinander von Solist und Orchester, wobei Mathis Rochat mit frischem Einsatz vorangeht. Brillante Läufe und Figuren, Sprünge und Doppelgriffe sind für ihn kein Problem!
Das Booklet (deutsch und englisch) bringt neben einem lesenswerten Vorwort des Bratschers Rochat einen Aufsatz über die „Musik einer aufdämmernden neuen Zeit“ von Detmar Huchting, der auch kurz auf die einzelnen Werke eingeht.
Prof. Klaus Trapp [29.02.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
1 | Concerto per il Violoncello B-Dur Wq 171 (bearb. für Viola: Mathis Rochat) | 00:21:05 |
Johann Gottlieb Graun | ||
4 | Concertante c-Moll GraunWV A:XIII:3 für Violine, Viola und Orchester | 00:23:00 |
7 | Konzert Es-Dur GraunWV A:XIII:3 für Viola, Streicher und B.c. | 00:17:46 |
Interpreten der Einspielung
- Mathis Rochat (Viola)
- Stephen Waarts (Violine)
- Christine Theus (Violoncello)
- Camerata Schweiz (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)