Florian Noack
I Wanna Be Like You
The Piano Transcriptions
la dolce volta LDV 121
1 CD • 73min • 2023
09.05.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Transkriptionen sind gleichermaßen anspruchsvolles Handwerk wie hohe Kunst. Durch sie werden originale Werke für ein neues Instrument erschlossen, wird neues Repertoire geschaffen. Die Frage nach dem Warum ist damit schon zum Teil beantwortet: von jeher versuchten Musiker ihr Repertoire zu erweitern, von jeher wollten sie jene Werke spielen, die eigentlich gar nicht für ihr Instrument geschrieben wurden, auch wenn es manchmal wie ein Ding der Unmöglichkeit anmutet – etwa im Falle des Konzertes für vier Cembali (BWV 1065) von Johann Sebastian Bach. Genau das hat der Pianist Florian Noack aber versucht. Natürlich geht es dabei nicht darum, jede einzelne Note zu retten, sondern darum, die musikalische Substanz so gut es geht an das neue Instrument anzupassen. Das ist Noack hier zweifelsohne geglückt, zumal er den Drive dieser Musik mit seinem locker-flockigen Non-legato-Spiel und einem sensiblen Anschlag auch sehr schön erfasst. Noack hat die ganze CD mit Transkriptionen gefüllt, macht dabei aber stilistisch einen ziemlich großen Bogen von der Renaissance (Tilman Susato) bis hin zur klassischen Moderne (Dmitri Shostakovich). Auch die Romantik ist mit Mendelssohn Bartholdy und Rimsky-Korsakov vertreten. Ferner sind die Symphonie Classique von Prokofiev und ein Arrangement des Songs „Ètre un homme comme vous“ aus der Disney-Verfilmung des Dschungelbuchs zu hören.
Facettenreiche Anschlagskunst
Das ist schon ein ziemlich wilder Ritt, den Noack da vorlegt, aber warum eigentlich nicht? Die Kunstform der „Transkription“ dient hier als Roter Faden und hält dieses stilistisch doch extrem divergierende Programm inhaltlich zusammen. Nicht zu vergessen Noack selbst, der sich als mit allen stilistischen Wassern gewaschener Pianist zeigt. Er macht aus diesen Bearbeitungen Werke, die man eigentlich gar nicht mehr anders hören möchte. Bestes Beispiel: eine eigene Walzerparaphrase über Themen von Johann Strauss (II). Was Noack hier und auch in Suasato äußerst feinsinnig gespielten Renaissance-Stückchen an musikalischer Tiefe und facettenreicher Anschlagskunst an den Tag legt ist meisterhaft. Insgesamt ist diese CD wohl das beste Beispiel, was aus der Transkription erwachsen kann. In den Zeiten vor der Möglichkeit von Tonaufnahmen dienten Bearbeitungen auch der Popularisierung von Musik. Bekannte Themen förderten den Erfolg von Bearbeitungen, gleichzeitig wurde noch unbekannte Musik einem breiten Publikum zugänglich. Noacks Einspielung zeigt jedoch nachdrücklich, dass die Transkription längst eine eigene Kunstform geworden ist, aus der etwas Neues entstehen kann.
Guido Krawinkel [09.05.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Konzert a-Moll BWV 1065 für 4 Klaviere und Orchester (bearb.: F. Noack) | 00:09:15 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
4 | Die erste Walpurgisnacht op. 60 (Ballade für Soli, Chor und Orchester; bearb.: F. Noack) | 00:10:43 |
Nikolai Rimsky-Korssakoff | ||
5 | Scheherazade op. 35 (Sinfonische Suite aus "Tausend und eine Nacht"; bearb.: F. Noack) | 00:21:40 |
Johann Strauß (Sohn)/Florian Noack | ||
9 | Paraphrase über verschiedene Walzer | 00:06:19 |
Tylman Susato | ||
10 | Danserye-Suite | 00:04:30 |
Sergej Prokofjew/Florian Noack | ||
13 | Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 (Symphonie classique - Bearb. für Klavier) | 00:14:03 |
Dimitri Schostakowitsch/Florian Noack | ||
17 | Walzer Nr. 2 op. 99a (aus der Suite für Varieté-Orchester Nr. 1) | 00:03:30 |
Florian Noack | ||
18 | Être un homme comme vous (nach Richard M. & Robert B. Sherman aus Disneys Das Dschungelbuch) | 00:02:30 |
Interpreten der Einspielung
- Florian Noack (Klavier)