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Besprechung CD

Johann Nikolaus Forkel

Four Piano Concertos

cpo 555 563-2

2 CD • 85min • 2022

14.11.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Johann Nikolaus Forkel ist ein berühmter Mann. Jeder Musikfreund kennt ihn als den ersten Verfasser einer umfassenden Monographie Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke, und Musikwissenschaftler ehren den Konservator, Herausgeber und Historiker als einen der Gründerväter ihrer Disziplin. Die Erforschung der Musikgeschichte nahm in Forkels Wirken mit der Zeit einen immer größeren Raum ein, doch war er – 18-jährig Chorleiter in Schwerin, wenig später Organist in Göttingen, schließlich 36 Jahre lang dort Universitätsmusikdirektor – zeitlebens als praktischer Musiker tätig, was damals wie selbstverständlich auch das Komponieren einschloss. Um den Komponisten Forkel hat man sich lange nicht gekümmert, ja diesen Teil seines Schaffens oft verleugnet.

Noch heute (Stand November 2024) heißt es in der Wikipedia nur: „war ein deutscher Organist und Musikforscher“ – immerhin sind im entsprechenden Artikel seine wenigen zu Lebzeiten veröffentlichten Kompositionen aufgelistet. Dabei war Forkel ein durchaus produktiver Komponist: Für seine eigenen Auftritte in Göttingen schrieb er nicht weniger als 22 Klavierkonzerte (oder besser: Clavierkonzerte), von denen zwölf erhalten sind. Vier dieser Stücke haben der Pianist Tobias Koch und die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens für cpo eingespielt.

Werke einer Umbruchszeit

Historisch betrachtet sind diese Werke Dokumente einer Umbruchszeit. Forkel war wenig älter als Mozart, eine halbe Generation jünger als Haydn und hätte dem Alter nach der Sohn Carl Philipp Emanuel Bachs sein können, mit dem er als Verehrer Johann Sebastian Bachs in engem Kontakt stand. Dieser persönlichen Nähe zum Trotz hält sich der Einfluss von Bach junior und senior auf Forkels Konzerte in Grenzen und betrifft vor allem den Claviersatz, der voller Klopfbässe und Arpeggien steckt. Die Themen dagegen, namentlich in den Kopf- und Finalsätzen, stehen der Art der Komponisten aus dem Süden näher als jener der nördlichen Kollegen. Das Konzert in C-Dur, das mir unter den hier aufgenommenen das Erfindungs- und Abwechslungsreichste scheint, kommt den Wiener Klassikern formal und stilistisch am nächsten – Forkel geht sogar so weit, im Andantino Albertibässe zu schreiben. Die drei übrigen Konzerte stehen dem barocken Ritornellkonzert noch recht nahe. Das G-Dur und das A-Dur-Konzert lässt Forkel mit langsamen Einleitungen beginnen, was bei den Wienern kein Vorbild hat. Es sind durchweg gut geschriebene, hörenswerte Stücke. Auch wenn die Genieblitze eines Mozart, Haydn oder der Bachs ausbleiben, belegen diese Konzerte hinreichend, dass Forkel mehr war als ein „auch“ komponierender Musikhistoriker. Der weiteren Erforschung seines künstlerischen Schaffens sei hier ausdrücklich das Wort geredet.

Durchsichtig, leichtfüßig

Forkel lebte in einer Zeit, in der das Cembalo zunehmend dem Hammerklavier wich, was anhand der Partituren seiner Konzerte deutlich wird. Anfangs für Cembalo oder Klavier gedacht, sind die späteren ausdrücklich nur für Klavier geschrieben. Tobias Koch spielt in der vorliegenden Aufnahme auf einem Hammerflügel, dessen silbriger Ton so recht geeignet ist, die Welt des Rokoko heraufzubeschwören. Der Orchesterklang der Kölner Akademie bleibt stets durchsichtig, Michael Alexander Willens lässt die Musik sehr leichtfüßig vortragen – ein sauberes, wenn auch auf die Dauer etwas gleichförmiges Musizieren. Der Doppel-CD ist ein kenntnisreicher Begleittext von Tobias Schwinger beigegeben, der ausführlich über Forkels künstlerische Tätigkeit und seine Clavierkonzerte Auskunft gibt. Leider werden in der Titelliste die eingespielten Konzerte nicht mit ihren Werkverzeichnis-Nummern benannt, sodass man, wenn man den Einführungstext liest und das Forkel-Werkverzeichnis nicht zur Hand hat, sich nicht endgültig sicher sein kann, wann dort von einem der vier Konzerte auf der CD und wann von einem der übrigen acht die Rede ist.

Norbert Florian Schuck [14.11.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Nikolaus Forkel
1Klavierkonzert G-Dur 00:21:24
4Klavierkonzert B-Dur 00:17:58
CD/SACD 2
1Klavierkonzert A-Dur 00:23:19
4Klavierkonzert C-Dur 00:22:23

Interpreten der Einspielung

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