Johannes Krahl
Conversations
Ars Produktion ARS 38 368
1 CD/SACD stereo/surround • 84min • 2024
16.11.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit dem Titel seines Albums „Conversations“ möchte der junge Organist Johannes Krahl auf die Begegnungen hinweisen, die Bach, wenn auch nicht persönlich, mit anderen Komponisten seiner Zeit pflegte, um bei der Bearbeitung ihrer Werke Anregungen für das eigene Schaffen zu gewinnen. Krahl, der 1999 in Bautzen geboren wurde und in Leipzig studierte, hat Bachs Concerti nach Antonio Vivaldi und Johann Ernst von Sachsen-Weimar, BWV 592 bis 596, an der Gottfried-Silbermann-Orgel in der Dresdener Kathedrale Ss. Trinitatis eingespielt und diese Sammlung erweitert um das Italienische Konzert für Klavier solo F-Dur BWV 971 und das Konzert für vier Cembali a-Moll BWV 1065 in Transkriptionen von Martin Schmeding.
Fantasievolles Spiel
Die neuen Aufnahmen sind charakterisiert durch die spielerische Gewandtheit des Solisten, durch die fantasievolle Wahl der Register und den frischen Elan, der dem gesamten Programm anzumerken ist. So werden beispielsweise die schnellen Sätze meist kraftvoll angegangen, während die langsamen Sätze durch erlesene Klangfarben eine jeweils eigene Note erhalten.
Hier zwei Beispiele: Das besonders ausgedehnte Konzert BWV 594, das Bach von D-Dur nach C-Dur versetzt hat, trägt bei Vivaldi den Beinamen „Grosso Mogul“ und verweist damit auf den damals bewunderten und zugleich gefürchteten indischen Potentaten Muhammad Aurangzeb. Der Organist folgt der thematischen Vorgabe mit dröhnenden Subbass-Klängen in den Tutti-Abschnitten. Der rezitativische Mittelteil vermittelt dagegen expressiven, leidenschaftlichen Ausdruck. Beim beliebten d-Moll-Konzert BWV 596 wird das Duettieren der beiden Soloviolinen geschickt auf zwei Manuale der Orgel übertragen. Dabei glänzt der Interpret durch seine Virtuosität. Interessant ist übrigens, wie Bach immer wieder eigene Ideen in die Vorlagen einbringt.
Nachhall im Kirchenraum
Problematisch ist allerdings bei CD-Aufnahmen der Umgang mit dem starken Nachhall im weiten Kirchenraum, eine Erfahrung, die man häufig bei Orgel-Einspielungen erlebt. Vor allem in den Tutti-Passagen führt der echoartige Raumklang immer wieder zum Verwischen der Konturen, zumal bei den gewählten raschen Tempi. Dies gilt besonders beim Italienischen Konzert, das in der originalen Klavierfassung von seiner Durchsichtigkeit lebt, von der feinen Verknüpfung konzertanter Elemente mit kontrapunktischer Meisterschaft.
Das Booklet, auf dessen Cover sich der Organist mit Goldmaske zeigt, enthält in deutscher und englischer Sprache kluge Gedanken Johannes Krahls zur Geschichte Dresdens, zu den einzelnen Werken und zu der nach dem Zweiten Weltkrieg restaurierten großartigen Silbermann-Orgel, deren Disposition genau vermerkt ist.
Prof. Klaus Trapp [16.11.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Concerto G-Dur BWV 592 (nach Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar) | 00:08:02 |
4 | Concerto a-Moll BWV 593 (nach Antonio Vivaldi op. 3 Nr. 8 RV 522) | 00:12:01 |
7 | Concerto C-Dur BWV 594 (nach dem Concerto D-Dur »Grosso Mogul« RV 208 von Antonio Vivaldi) | 00:20:49 |
10 | Concerto C-Dur BWV 595 für Orgel (nach Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar) | 00:04:26 |
11 | Konzert d-Moll BWV 596 (nach Antonio Vivaldi Violinkonzert RV 522) | 00:11:37 |
14 | Italienisches Konzert F-Dur BWV 971 (aus: Clavierübung 2. Teil) | 00:14:23 |
17 | Konzert a-Moll BWV 1065 für 4 Klaviere und Orchester (nach Vivaldi) | 00:12:29 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Krahl (Orgel)