Orfeo C 482 992 H
2 CD • 1h 55min • 1998
01.09.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Gerd Albrecht hat sich immer gern für die Blumen und Blüten am Rande des Repertoires eingesetzt - besonders für jene Werke, die im Schatten des Nationalsozialismus fast zu verschwinden drohten. Mit der Oper Soldaten (nach dem Drama von Jakob Michael Reinhold Lenz) des 1939 nach Japan (!) emigrierten Manfred Gurlitt (1890-1973) hat sich Albrecht erneut für eines dieser vergessenen Werke eingesetzt: In der oft kammermusikalisch durchkomponierten, sprachnah schlicht melodisierten, kompositorisch konservativ-traditionalistisch orientierten, von der Tonalität nicht lassenden Parlando-Oper des Humperdinck-Schülers Gurlitt, führt Albrecht ein ansprechendes Solisten-Ensemble sicher, mit dramaturgisch schlüssiger Tempo-Anlage durch die knapp zwei Stunden Musik. Albrecht läßt die Solisten dabei allerdings eher oratorienhaft klar und zugleich das Orchester vergleichsweise dezent agieren (besonders das Blech erscheint zurückgenommen), woraus sich zwar eine ausgesprochen gute Textverständlichkeit ergibt, die klangliche Ausleuchtung des im Stück angegriffenen Militarismus aber auf der Strecke bleibt. Die sängerdarstellerische Zurückhaltung und die Härten vermeidende Weichzeichnung des Orchesterklangs fallen besonders ins Gewicht, da Gurlitts Oper von ihrem Ausdrucks-Duktus her für den Hörer von heute - wohl auch deshalb, weil der Rezensent B.A. Zimmermanns radikale Lenz-Vertonung im Ohr hat - eher harmlos daherkommt. Gurlitts durchweg tonale und durchaus fein gearbeitete Partitur und die sängerisch vergleichsweise einfache melodische Anlage hätten - als Gegengewicht zum vorherrschenden Lyrismus - eine differenziertere, kontrastreichere, hier und da schärfer zeichnende, auch konkret aggressive Interpretation (gerade die vielen Orchester-Zwischenspiele sind blaß geblieben) zugelassen, ja: nötig gehabt.
Kalle Burmester [01.09.2000]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Manfred Gurlitt | ||
1 | Soldaten |
Interpreten der Einspielung
- Claudia Barainsky (Sopran)
- Katherina Müller (Sopran)
- Celina Lindsley (Sopran)
- Michelle Breedt (Mezzosopran)
- Thomas Harper (Tenor)
- Robert Wörle (Tenor)
- Volker Horn (Tenor)
- Michael Burt (Bariton)
- Thomas Mohr (Bariton)
- Urban Malmberg (Bariton)
- Friedrich Molsberger (Bass)
- Andreas Kohn (Bass)
- Rundfunkchor Berlin (Chor)
- Deutsches Sinfonieorchester Berlin (Orchester)
- Gerd Albrecht (Dirigent)