Uraufführung "Alma" an der Volksoper Wien
Alma Mahler - Muse, Femme fatale, verhinderte Komponistin – Mythos
Alma Mahler-Werfel (1879–1964) ist Sinnbild für das Wien im Fin de Siècle. Geboren als Alma Schindler hatte sie einen klaren Spürsinn für künstlerisches Genie: Sie war Ehefrau und Geliebte großer Persönlichkeiten aus Musik, Literatur und Bildender Kunst. Ihr erster Ehemann Gustav Mahler untersagte ihr das eigene künstlerische Schaffen als Komponistin. Also suchte Alma ihr Glück im Privaten: in ihren Obsessionen, ihren Liebschaften, ihren Kindern.
Komplexe und widersprüchliche Persönlichkeit
Die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff stellt in ihrer Oper Alma einen Aspekt in den Mittelpunkt, der bisher in den zahlreichen künstlerischen Verarbeitungen der Biographie von Alma Mahler-Werfel wenig beachtet wurde: Alma als Mutter. Das einzige ihrer Kinder, welches bis ins Erwachsenenalter überlebte – ihre Tochter Anna (1904–1988), die in den 1930er-Jahren als Bildhauerin reüssierte –, tritt als Bühnenfigur in einen Dialog mit ihrer Mutter, um der hochkomplexen Psyche ihrer „Tigermami“ (Zitat Anna Mahler) auf den Grund zu gehen.
„Es war jahrelang ein Traum von mir, eine Oper über Alma zu schreiben. Sie wird oft als bösartige Frau beschrieben, doch mit Verlaub: Die allermeisten Biographien über Alma sind von Männern geschrieben worden. Ich habe mich oft gefragt, warum sie nicht nur glühend verehrt, sondern auch leidenschaftlich gehasst wird. Wer war diese Alma Schindler wirklich, die als 19-Jährige 'Ich möchte eine wirklich gute Oper komponieren' in ihr Tagebuch geschrieben hat? Was ist passiert, dass es nie dazu gekommen ist? All diesen Fragen bin ich gemeinsam mit dem israelischen Autor Ido Ricklin, der ein hochspannendes Libretto geschrieben hat, nachgegangen“, so Ella Milch-Sheriff.
Vielseitige Komponistin
Die Komponistin Ella Milch-Sheriff wurde 1954 in Haifa geboren und studierte Komposition an der Rubin Academy of Music der Universität Tel Aviv. Ihr Schaffen umfasst sinfonische Musik genauso wie kammermusikalische Kompositionen und bisher fünf Musiktheaterwerke, darunter die 2010 am Staatstheater Braunschweig uraufgeführte Kammeroper Baruchs Schweigen (Libretto von Yael Ronen) und die 2018 am Staatstheater Regensburg erstmals präsentierte Oper Die Banalität der Liebe, die sich thematisch der Beziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger widmet.
Zeitgenössische Musik - besonders auch von Komponistinnen
Im Bereich der zeitgenössischen Musik richtet die Volksoper aktuell einen besonderen Fokus auf die Werke von Komponistinnen. Nach der Uraufführung der Erfolgsproduktion Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938 im Dezember 2023, die neu komponierte Musik von Kapellmeisterin Keren Kagarlitsky zur Uraufführung brachte, wird dieser Schwerpunkt nun mit der Weltpremiere der Oper Alma der israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff fortgesetzt. Dirigent Omer Meir Wellber, der bereits mehrere Werke Milch-Sheriffs uraufführte, übernimmt die Musikalische Leitung, und Theater-Gesamtkünstlerin und Publikumsliebling Ruth Brauer-Kvam inszeniert in enger Zusammenarbeit mit dem Autoren-Team – so entsteht eine Portrait-Oper aus der Feder einer der spannendsten Komponistinnen ihrer Generation.
Zwei Protagonistinnen
In die Rolle der Titelfigur Alma schlüpft Sopranistin Annette Dasch, die zuletzt als Gräfin Dubarry in Die Dubarry, Hanna Glawari in Die lustige Witwe und Rosalinde in Die Fledermaus auf der Bühne der Volksoper stand. Ihre Tochter Anna wird von Mezzosopranistin Annelie Sophie Müller verkörpert, die als Spezialistin für zeitgenössische Musik gilt und in der Volksoper zuletzt u. a. in der auf Solowerken von György Ligeti basierenden Neuproduktion The moon wears a white shirt des Wiener Staatsballetts sowie in Moritz Eggerts Uraufführung Die letzte Verschwörung zu erleben war.
Alma - Oper von Ella Milch-Sheriff
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Premiere: 26. Oktober um 19.00 Uhr
Weitere Vorstellungen am 31.10., 04.11., 06.11. und 09.11., jeweils um 19.00 Uhr,