Jan Dismas Zelenka Complete Orchestral Works

cpo 999 897-2
3 CD • 2h 58min • 1996, 1998, 1999
08.10.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Orchesterwerke von Jan Dismas Zelenka (1679–1745) entstanden innerhalb relativ kurzer Zeit: 1717/18 begleitete er seinen Dienstherrn August den Starken auf dessen Kavalierstour nach Wien und schrieb bei dieser Gelegenheit vier Capricci (ZWV 182–185), die sich durch außerordentlich virtuose Ansprüche an die Hornisten auszeichnen. Diesen Stücken sollte 1729 in Dresden ein fünftes Capriccio (ZWV 190) ähnlicher Machart folgen. Dazwischen komponierte Zelenka 1723 in Prag vier Werke ohne Hörner (ZWV 186–189), die noch stärker die Grenzen zwischen tänzerischen und konzertanten Sätzen aufheben. Mit diesen neun Stücken (zu denen die vorliegende Gesamtaufnahme noch die Sinfonia zu dem Melodrama de S. Wenceslao, ZWV 175, gesellt) und den berühmten sechs Triosonaten ZWV 181 fällt Zelenkas Instrumentalmusik quantitativ deutlich hinter sein Vokalwerk zurück; im Hinblick auf die Qualität handelt es sich aber um einige der originellsten Kompositionen des Barock, die jedwede Berechenbarkeit vermeiden und dem satztechnischen Potential einzelner Motive und Phrasen wirklich auf den Grund gehen, anstatt sich mit oberflächlicher Gefälligkeit zufrieden zu geben.
Nachdem die Camerata Bern vor nunmehr 25 Jahren die erste Gesamtaufnahme dieser Musik vorgelegt und damit eine wichtige Pionierleistung vollbracht hat, kommt dem Neu-Eröffneten Orchestre das Verdienst zu, erstmals alle Stücke zusammen auf historischen Instrumenten vorzustellen. Die drei CDs wurden bereits einzeln veröffentlicht und sind hier einfach mit den originalen Booklets zu einem günstigen Preis zusammengepackt worden.
Die Stärken und Schwächen der Interpretation liegen dicht beieinander: Einerseits erhält die Musik dank des historischen Ansatzes bezüglich der Klangfarben und der Artikulation deutlich mehr Facetten und Geschmeidigkeit, andererseits fehlt dem Neu-Eröffneten Orchestre (vor allem auf der dritten CD) gelegentlich jener Spielwitz und Schwung, der die für Zelenka typischen weiten Spannungsbögen wirklich tragfähig werden ließe. Im einzelnen wird man daher überzeugendere Aufnahmen finden (vor allem für die Prager Werke beim belgischen Ensemble Il Fondamento); insgesamt gibt das vorliegende Projekt jedoch einen mehr als ordentlichen Eindruck von einem Komponisten, der immer noch nicht die Reputation genießt, die er eigentlich verdient.
Dr. Matthias Hengelbrock [08.10.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jan Dismas Zelenka | ||
1 | Capriccio Nr. 2 G-Dur ZWV 183 | |
2 | Ouvertüre "Hipocondrie" à 7 concertanti | |
3 | Concerto Nr. 3 G-Dur ZWV 186 | |
4 | Capriccio Nr. 3 F-Dur ZWV 184 | |
5 | Capriccio Nr. 5 G-Dur ZWV 190 | |
6 | Sinfonia a-Moll ZWV 189 | |
7 | Capriccio Nr. 1 D-Dur ZWV 182 | |
8 | Ouvertüre F-Dur ZWV 188 | |
9 | Symphonia D-Dur ZWV 175 für 2 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, 2 Violinen, Viola und Basso continuo (aus: Melodrama de S. Wenceslao) | |
10 | Capriccio Nr. 4 A-Dur ZWV 185 für 2 Jagdhörner, 2 Oboen, 2 Violinen und Basso continuo |
Interpreten der Einspielung
- Das Neu-Eröffnete Orchestre (Orchester)
- Jürgen Sonnentheil (Dirigent)