
cpo 999 779-2
1 CD • 60min • 1983, 1999, 2000, 1998
30.10.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Besonders lohnenswert ist die Anschaffung dieser CD wegen der “Blütenuhr”, einer konzertanten Suite für Oboe und kleines Orchester, die Jean Francaix 1959 komponierte. Angeregt wurden die sieben Sätze durch ein Gedicht von Stepháne Mallarmé, in dem es um Blumen geht, die genau zu bestimmten Tageszeiten blühen. Das selten zu hörende Werk ist eine echte Entdeckung und sei allen Oboisten und Kammerorchestern auch zur Aufführung ans Herz gelegt. Lajos Lencsés, der ausgezeichnete Solo-Oboist des RSO Stuttgart des SWR, läßt hier keine Wünsche offen – flexibel, farbig und reich an Schattierungen kostet er die Details der hinreißenden kleinen Partitur aus. Kongenial unterstützt wird er dabei von dem Orchester unter Leitung des vorzüglichen israelischen Dirigenten Uriel Segal, von dem auf diese Weise endlich einmal wieder eine neue CD vorgelegt wird – auch wenn die Produktion aus den SWR-Archiven schon von 1983 stammt. Leider ist über ihn im Beiheft kein Satz zu finden – fast wirkt das, als ob man ihn noch heute dafür strafen möchte, daß er, der einstige Preisträger des Mitropoulos-Wettbewerbs (der noch dazu 15 Jahre lang erster Gastdirigent des RSO Stuttgart war), 1989 beschloß, sich dem europäischen Musikmarkt fast völlig zu entziehen und einen Posten in Amerika anzunehmen. Segal ist seitdem musikalischer Direktor des Chautauqua Symphony Orchestra, arbeitet überwiegend in den USA und Japan und unterrichtet an der Indiana University Bloomington, wo er lebt. Von Segal stammt immerhin eine der überzeugendsten Einspielungen von Bruckners Neunter mit dem RSO Stuttgart (Mediaphon VMK 100.41831).
Mit Lajos Lencsés gelang Segal auch diese Referenz-Einspielung des Werkes von Francaix. Der Rest dieser CD beinhaltet tontechnisch solide Rundfunk-Produktionen von Kammermusik, wie sie typisch für Francaix ist – immer geistreich, witzig, voller Esprit und schöner Einfälle, spielfreudig und ungemein dankbar für Musiker und Publikum, aber nie sonderlich tiefgehend. Die Besetzungen, denen Francaix viele Facetten abzugewinnen weiß, sind außerordentlich reizvoll: ein Quartett für Englischhorn, Violine, Viola und Cello (aufgenommen 1999) und ein Trio für Oboe, Fagott und Klavier (aufgenommen 2000). Als Zugabe erklingt das völlig unbekümmerte, frische Streichquartett G-Dur aus dem Jahr 1934 (aufgenommen 1998). Das Quatuor Parisii trifft den Ton des Werkes genau; bessere Interpreten hätte sich Francaix kaum wünschen können.
Dr. Benjamin G. Cohrs [30.10.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Françaix | ||
1 | L' Horloge de Flore | |
2 | Quartett für Englischhorn und Streichtrio | |
3 | Trio für Oboe, Fagott und Klavier | |
4 | Streichquartett G-Dur |
Interpreten der Einspielung
- Lajos Lencsés (Oboe)
- Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Orchester)
- Uriel Segal (Dirigent)
- Françaix-Trio (Ensemble)
- Parisii-Quartett (Ensemble)