The Baroque Trombone
BIS 1688
1 CD • 57min • 2007
18.12.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Man kann gar nicht anders, als immer wieder über die Kunst des Posaunen-Großmeisters Christian Lindberg ins Schwärmen zu geraten. Dies gilt auch für seine aktuelle Produktion, mit der er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllt: die Einspielung von Barockrepertoire auf einer historischen Posaune, der so genannten sackbut (frz. saqueboute), die aufgrund ihrer kleineren Bauart und engeren Mensur einen deutlich zarteren und dünneren Ton hervorbringt, als die heute, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlichen Posaunen. „Die sackbut genannten Zuginstrumente waren weiche und sanft klingende Wesen, deren natürliche Partner Viola da gamba und Blockflöte hießen“, so Simon Wills in seinem lesens- und nachdenkenswerten Booklettext. Weiter heißt es dort: „Michael Praetorius betrachtete Posaunisten als die besten Blechbläser und beschwerte sich über plärrende Zink-Spieler und zum Eilen neigende Trompeter.“
Christian Lindberg singt und tanzt durch die Kompositionen Dario Castellos, Daniel Speers, Girolamo Frescobaldis, Heinrich Ignaz Franz Bibers, Giovanni Martino Cesares und Antonio Bertalis, als seien er und diese Musik Eins – eine Musik, um erneut Simon Wills zu zitieren, in der „Gestik das Wichtigste ist […] Im 17. Jahrhundert genügte eine Bebung, eine Verzierung oder der dynamische Umriss eines langen Tons für eine große musikalische Aussage“. Was diese herrlichen Sonaten und Canzonen darüber hinaus an Formklarheit, harmonischer Attraktivität, rhythmischer Elastizität und Vitalität sowie klanglichen Reizen (etwa das Alternieren der Continuo-Instrumente Cembalo und Orgel innerhalb eines Werkes oder Werkteils) mitbringen, wird in bestechender Beweglichkeit und mannigfaltigen Farbschattierungen zum Klingen gebracht. Christian Lindberg weiß nicht nur mit einem ungemein wandlungsfähigen Ton zu beeindrucken (bestens nachvollziehbar in den vier Canzonen Frescobaldis), sondern es gelingt ihm auch noch, für fast jedes Stück einen eigenen Ton zu finden. Mitgliedern des Australian Chamber Orchestra – und das macht den Hörgenuss erst vollkommen – begleiten ihn auf ebenso bezwingend ausdrucksstarke Weise. Eine klanglich und rhetorisch ausgefeiltere Musizierhaltung kann man sich kaum vorstellen, besonders mit Blick auf die Ausgestaltung der Violinstimmen. Blitzschnell aufeinander reagierend demonstrieren die Australier gemeinsam mit dem schwedischen Posaunisten ganz einfach ein Zusammenspiel, das den höchsten Ansprüchen in jeder Hinsicht genügt – wie es auch das sauber gefächerte Klangbild dieser Produktion tut.
Kurz: An dieser CD dürfte wohl kein Barockfreund vorbeikommen, sei er nun ein Fan von Christian Lindberg oder nicht.
Christof Jetzschke [18.12.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dario Castello | ||
1 | Sonata Quinta (aus: Sonate Concertate in Stil Moderno, Libro I, 1621) | 00:04:41 |
2 | Sonata Duodecima (aus: Sonate Concertate in Stil Moderno, Libro II, 1629) | 00:07:43 |
Anon. | ||
3 | Sonata für Posaune und Cembalo | 00:04:14 |
Daniel Speer | ||
4 | Sonata à e and Gigue | 00:04:22 |
Girolamo Frescobaldi | ||
6 | Canzona V a basso solo detta la Tromboncina (La Tromboncina) | 00:03:28 |
7 | Canzona VI a basso solo detta l'Altiera (aus Il primo libro delle canzoni a una, due, tre e quattro vocia per sonare con ogni sorte di Stromenti (1628)) | 00:04:31 |
8 | Canzona VII a basso solo detta la Superba (o Tuccina - aus Il primo libro delle canzoni a una, due, tre e quattro vocia per sonare con ogni sorte di Stromenti (1628)) | 00:03:44 |
9 | Canzona VIII a basso solo detta l'Ambitiosa (aus Il primo libro delle canzoni a una, due, tre e quattro vocia per sonare con ogni sorte di Stromenti (1628)) | 00:03:45 |
Heinrich Ignaz Franz Biber | ||
10 | Sonata à 3 | 00:05:57 |
Dario Castello | ||
11 | Sonata Quarta (aus: Sonate Concertate in Stil Moderno, Libro I, 1621) | 00:04:09 |
Giovanni Martino Cesare | ||
12 | La Hieronyma (aus Musicali Melodie, 1621) | 00:02:19 |
Antonio Bertali | ||
13 | Sonata a 3 d minor | 00:05:17 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Lindberg (Posaune)
- Australian Chamber Orchestra (Orchester)