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Besprechung CD

Ludwig Chamber Players

EigenArt 10480

1 CD • 53min • 2014

02.07.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die sieben Musiker der Ludwig Chamber Players sind, so steht es im Booklet, im April 2013 in Tokyo erstmals aufeinandergetroffen, und nach wenigen Takten von Beethovens Septett war ihnen klar, dass sie eine kontinuierliche weitere Zusammenarbeit wünschten. Sie spielten nicht nur die vorgesehenen Konzerte, sondern gaben sich den am berühmten Septett ausgerichteten Namen und präsentieren nun ihre erste CD. Ein sehr schöner, vielversprechender Beginn, denn alle sieben beherrschen nicht nur ihr Instrument ausgezeichnet, sondern sind offenkundig willens, aufeinander einzugehen, einander zuzuhören, im Wechselspiel der Anregungen zu etwas Gemeinsamem zu finden: Kei Shirai (Violine), Janis Lielbardis (Viola), Gen Yokosaka (Cello), Ryutaro Hei (Kontrabass), Dirk Altmann (Klarinette), Hanno Dönneweg (Fagott) und Wolfgang Wipfler (Horn).

Das Programm stellt das Initialwerk des Ensembles, also Beethovens seit jeher äußerst populäres Septett op. 20 von 1800, vor, sowie als Appendix Carl Nielsens eigensinnig humoristische ‚Serenata in vano’ für Quintett (ohne Geige und Bratsche), dessen Titel mit Verweis auf Brahms als ‚Vergebliches Ständchen’ übertragen werden kann, sowie ein gelungenes, gleichwohl in der Übertragung für mich sozusagen etwas „fremdartiges“ Septett-Arrangement M. Uckis von Brahms spätem Klavier-Intermezzo A-Dur op. 118 Nr. 2.

Bei Beethoven springt uns sofort der musikantische Funke an, der nicht nur der Musik selbst in höchstem Maße eigen ist, sondern den auch die Musiker allesamt mit Freude und Feinsinn aufgreifen. Alles schwingt, die Filigranarbeit perlt unter den Fingern, die subtilen Unterschiede zwischen Staccati, Marcati, Tenuti usw. werden mit viel Sorgfalt realisiert, die Tempi sind überwiegend sehr überzeugend erspürt, es wird versucht, dem Gang der Modulationen nachzuspüren, das Zusammenspiel ist akkurat, die Intonation quasi makellos, die heikle Balance zwischen kräftigeren und schwächeren Stimmen wird mit Einfühlung und Rücksichtnahme hergestellt.

Was es jetzt noch bräuchte: eine genauere Verwirklichung der kleinen Crescendi mit anschließendem Subito-Piano (vor allem im zweiten Satz), die Vermeidung unnötiger lokaler Ritenuti, zu denen man dann zum Phrasenende verführt ist, wenn die Artikulation der übergehenden Energie nicht klar ist, ebenso unnötige Dehnungen und damit verbundene Betonungen mancher Takt-Einsen, und überhaupt immer wieder das allgemein übliche automatische Betonen schwerer Taktzeiten (Menuett!). Auch kann noch viel mehr Augenmerk auf ein zwar unbedingt belebtes, gleichwohl wirklich sich von höheren und mittleren Stärkegraden unterscheidendes Piano und Pianissimo gelegt werden, und letztlich darauf, die Phrasierung stets noch weitschauender zu gestalten. In Zusammenhang damit fehlt es manchem Subito-Forte an Kraft – es ist einerseits hocherfreulich, dass hier nicht blind draufgehauen wird, wie es bei Orchesteraufführungen Beethoven’scher Musik so oft geschieht, doch manchmal fordert es gerade im Zarten besonderen Mut und Übung, einen entschiedenen Kontrast zu setzen, der gerade jenen Widerspruch in der Energie der Phrase verkörpert, dass die Musik aus ihren eigenen Kräften weiterstrebt.

Insgesamt also: sehr fein, und bitte weiter verfeinern, den größeren Zusammenhang anstreben, der ein Wechselspiel aus Kontinuität und maßvollem Kontrastieren voraussetzt! Dies alles gilt auch für die Nielsen-Aufführung, wo die Verhältnisse allerdings weit komplizierter und wunderlicher sind. Das Klangbild ist ansprechend in der Transparenz und räumlichen Natürlichkeit, das Booklet hingegen vertrüge eine detailliertere Einführung.

Christoph Schlüren [02.07.2014]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Septett Es-Dur op. 20 00:39:32
Carl Nielsen
7Retrouvailles 00:07:11
Johannes Brahms
8Intermezzo A-Dur op. 118 Nr. 2 00:06:12

Interpreten der Einspielung

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