Himmelslieder | Songs of Heaven
Britten • Pärt • Kaminski • Poulenc
SWRmusic SWR19015CD
1 CD • 69min • 2015
06.07.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bis Weihnachten ist es zwar noch eine Weile hin, aber Musikfreunde, die nicht Jahr für Jahr dieselben Stücke zum Fest auflegen wollen, können sich diese Veröffentlichung des SWR schon einmal vormerken. Es handelt sich um a-cappella-Chöre von Komponisten des 20. Jahrhunderts, deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie sich auf alte, überwiegend mittelalterliche Texte beziehen.
Auf die alte englische Tradition des öffentlichen „Carol Singing“ besinnt sich Benjamin Britten in seinem 1942 auf einer ungemütlichen Schiffsreise entstandenen Zyklus A Ceremony of Carols. Es handelt sich um mehr heitere als besinnliche Gesänge von volksliedhafter Eingängigkeit und teilweise tänzerischer Beschwingtheit. Dem reinen Frauenchor ist hier eine Harfe beigesellt, wodurch der Eindruck himmlischer Heerscharen suggeriert wird. Francis Poulenc verbindet in den Quatre motets pour le temps de noël altehrwürdige kirchenlateinische Texte mit der Eleganz und Sinnlichkeit der französischen Sprachmelodie. Arvo Pärts Sieben Magnificat Antiphonen (1988) changieren zwischen Archaik und Moderne. Die deutschen Texte sind Anrufungen des Messias unter verschiedenen Namen, liturgisch der Vesper der letzten sieben Tage vor dem Heiligen Abend folgend.
Auf vertrautem Terrain befindet sich der deutsche Hörer mit drei weihnachtlichen Liedsätzen von Heinrich Kaminski (1886-1946), der populäre Melodien mit elaborierter Kontrapunktik aufputzt, ohne sie zu verfremden. Letzteres gelingt dem Schweden Jan Sandström (Jg. 1954) auf faszinierende Weise, indem er dem bekannten Lied Es ist ein Ros' entsprungen von Michael Praetorius, das er in slow motion wiedergibt, einen Summchor gegenüberstellt, der einen eigenartigen Raumklang schafft. Man glaubt, ein fernes Orchester, gar eine Orgel zu vernehmen.
Das in allen Stimmlagen gleichermaßen überzeugende SWR Vokalensemble Stuttgart unter Marcus Creed stellt hier ein weiteres Mal seine hohe Klasse unter Beweis. Der Vortrag ist reich an farblichen und dynamischen Abstufungen und zeigt ein sicheres Gespür für die stilistischen Unterschiede der Werke.
Ekkehard Pluta [06.07.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Benjamin Britten | ||
1 | A Ceremony of Carols op. 28 | 00:23:49 |
Anon. | ||
13 | There is no rose | 00:03:52 |
14 | Verbum Patris humanatur | 00:01:39 |
Arvo Pärt | ||
15 | Sieben Magnificat-Antiphonen | 00:14:09 |
Heinrich Kaminski | ||
22 | Maria durch ein Dornwald ging | 00:02:48 |
23 | Laßt uns das Kindelein wiegen | 00:02:33 |
24 | Joseph, lieber Joseph mein | 00:03:10 |
Francis Poulenc | ||
25 | Quatre motets pour le temps de Noël für Chor a cappella | 00:12:07 |
Michael Praetorius | ||
29 | Es ist ein Ros entsprungen | 00:04:42 |
Interpreten der Einspielung
- SWR Vokalensemble Stuttgart (Chor)
- Maria Stange (Harfe)
- Marcus Creed (Dirigent)