Alberto Ginastera
The Piano Music
cpo 555 069-2
1 CD • 80min • 2015
06.02.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Jeder Musik- und vor allem jeder Klavierenthusiast, der gelegentlich Kontakt mit Ginasteras Danzas Argentinas op. 2 und mit der Klaviersonate op. 22 hatte, wird sich freuen, einmal deutlich mehr und vor allem kompetent „angerichtet“ über das Klavierschaffen des Komponisten zu erfahren. Dass er diesen – längst fälligen! – Repertoiredienst dem Pianisten Michael Korstick verdankt, dürfte auf dem ersten (Hör-) Blick überraschen, aber der gebürtige Kölner, inzwischen in Linz lehrender Interpret, beschert mit seiner umfangreichen Ginastera-Auswahl nicht zum ersten Mal die Möglichkeit, literarisches Neuland zu betreten.
Wer in Kenntnis der beiden erwähnten Werke op. 2 und op. 22 den Mitteilungsradius Ginasteras als genügend ausgekundschaftet erwartet, dem zeigt Korsticks sehr gefühlvolle, sozusagen rotlichternde Milonga-Entzündung, aber auch eine ganze Reihe von Miniaturen aus der kindlichen, aus der amerikanischen und kreolischen Sphäre, wie der immer wieder mit Volldampf agierende Pianist auch im defensiven Ausdrucksbereich immer wieder bis an die Grenze des Spiel- und Hörbaren geht. In Bezug auf Turbo-Aktionen denke ich da an die Beethoven-Violinsonaten mit Thomas Albertus Irnberger (etwa Gramola 99051). So ziehe ich seinen Milonga-Tonfall der um Nuancen sachlich-formaleren Deutung von Carmen Piazzini als schönes Beispiel transkontinentaler Einfühlung vor. Und Korstick gelingt es auch meiner Ansicht nach mit sinngebender atmosphärischer Wirkung den weitgehend unbekannten Stücken mit niedrigen Opuszahlen akustisch Gesicht zu verleihen.
Eine freilich geringfügige Problematik dieser im Begleitmaterial sehr informativen Edition wage ich dann doch noch zu erwähnen. Korstick wirft sich in den rasanten, Toccaten-ähnlichen, gewissermaßen reißerischen Partien mit extremer Vorwärtsenergie ins Zeug. Ginastera gleichsam à la Prokofieff – ein klavieristisch tendenziell kühles, ja kaltes Feuerwerk. Ein wenig – gleichwohl gekonnte – Lässigkeit könnte hier nicht schaden!
Vergleichseinspielungen: Sonate Nr. 1 op. 22 - Pillado (Berlin classics 0011852 BC), Judd (Chandos 9914) Rodriguez (Elan digital 2202), Lipstein (FSM 97724), Berthold (Telos TLS 106), Viani (Naxos 8.557911), Pikul (DUX 0552/0553), Ursuleasa (Berlin Classics 00116542 BC), Schellenberger (Avi-music 8553199), Jamardo (Iton 30177), de Moura Castro (Espace 2 92301), Maillols (MAG LP 2014 DS 471), Citera (Melisma 7120-2), Wille (DG LP 2535 016), Varsi - (Genuin 15353); Sonate Nr. 3 op. 55: de Moura (Castro Espace 2 92301); Milonga: Piazzini (Arte Nova 74321 56343 2); Danzas Argentinas op. 2 Piazzini (Arte Nova 74321 56343 2), Pillado (Berlin classics 0011802 BC), Argerich (EMI 556975 2) Alex Blin (Da Camera LP 93106), Rodriguez (Elan digital 2202), Tiempo (Fidelio 3455), Berthold (Telos TLS 106), Sulzen (Orfeo C 181051 A).
Peter Cossé † [06.02.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alberto Ginastera | ||
1 | Danzas Argentinas op. 2 für Klavier | 00:07:31 |
4 | Milonga op. 3 | 00:02:24 |
5 | Cuyana op. 6 Nr. 1 | 00:03:49 |
6 | Norteña op. 6 Nr. 2 | 00:03:59 |
7 | Criolla op. 6 Nr. 3 | 00:03:51 |
8 | Malambo op. 7 | 00:02:43 |
9 | Estancia op. 8a (Quatro danzas del ballet) | 00:01:37 |
10 | Piezas infantiles II | 00:02:12 |
13 | 12 Preludios americanos op. 12 | 00:13:53 |
25 | Suite de Danzas Criollas op. 15 | 00:08:30 |
30 | Rondo sobre temas infantiles argentinos op. 19 | 00:02:57 |
31 | Klaviersonate Nr. 1 op. 22 | 00:14:33 |
35 | Toccata für Orgel (Bearb. für Klavier) | 00:06:38 |
Alberto Ginastera | ||
36 | Klaviersonate Nr. 3 op. 55 | 00:04:34 |
Interpreten der Einspielung
- Michael Korstick (Klavier)