Scent of the Past 2
Bozena Wetchacz
Gateway music 5707471073544
1 CD • 69min • [P] 2020
26.12.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Kraft liegt in der Ruhe im zweiten Volume von Bozena Wetchacz „Scent of the Past“, in denen die in Dänemark lebende Gitarristin einmal mehr mit musikalischen Kostbarkeiten aus vielen Jahrhunderten einen unaufgeregten Bogen spannt – und dabei in lupenreiner, klarer Diktion den gemeinsamen Nenner zwischen so unterschiedlichen Komponisten wie Leo Brower, Baden Powell, Johann Sebastian Bach oder Nino Rota zum klingen bringt. Denn was sind schon Zeitepochen oder nationale Schulen, wenn Kompositionen vor allem das Innenleben ihrer Schöpfer abbilden?
Souverän – ohne vordergründige Brillanz
Bozana Wetchacz, die an der Königlich Dänischen Musikakademie in Kopenhagen studierte, hat viele Erfahrungen in unterschiedlichen Besetzungen und Projekten gemacht. Was genug Souveränität produziert, um sich nicht mehr durch vordergründige Brillanz beweisen zu müssen. Dies kommt dem Gestus von ruhiger Überlegenheit auch im aktuellen Programm entgegen. Sonnige Heiterkeit mit tänzerischem Schwung vereint Paco Penas El Nuevo Día – so kann der Tag in Frieden und Zuversicht beginnen! Cádiz von Isaac Albeniz macht in einem ruhig-fließenden Erzählgestus weiter. Johann Sebastian Bachs Prélude und noch mehr eine in sich ruhende Sarabande – beide aus der Lauten-Suite BWV 997 – lädt in Bozana Wetchaczs Spielart auf der Konzertgitarre, mit viel innigem Gestus zum Verweilen ein. Verblüffend wirkt, wie dieses Programm alle Zeitgrenzen aufzuheben scheint: Leo Browers Un día de noviembre schließt mit seiner feierlichen Melancholie überraschend nahtlos an den vorausgehenden Bach an. Die Differenz von immerhin fast 250 Jahren scheint relativ, wenn es um die musikalische Abbildung innerster Seelenregungen geht. Eine Spur leidenschaftlicher geht es in Piazollas Oblivion zur Sache – hier werden die Akzente forscher und der musikalische Atem geht tiefer. Ein Kompliment muss auch den verschiedenen Arrangeuren gemacht werden, die viele Kompositionen dieses Programms erst für die Konzertgitarre adaptiert haben.
Spaziergang durch die Epochen
Man darf also träumen und sich versenken, bekommt musikalische Geschichten erzählt. Dabei erschließt sich so manche kleine, aber feine Kostbarkeit ganz neu: Etwa eine dezente Ballade namens Sunset von Frederik Magle, ebenso erfreut das sanfte Arpeggiengewoge in einer Milonga von Juan Felipe Cardona. Ein Stück aus Nino Rotas Godfather Suite lässt es dann auch cineastisch werden. Schließlich kehrt Bozena Wetchacz dann doch mal ihr beindruckendes virtuoses Potenzial heraus – in Francesco Tárregas Komposition Recuerdos de la Alhambra mit einem faszinierenden mehrstimmigen Geflecht aus begleitenden Flächenklängen und filigran akzentuierter Melodiestimme.
Stefan Pieper [26.12.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
P. Peña | ||
1 | El Nuevo Día | 00:05:23 |
Isaac Albéniz | ||
2 | Cádiz (bearb. für Gitarre: S. Garcia Forte) | 00:05:08 |
Johann Sebastian Bach | ||
3 | I. Prélude aus Lautensuite Nr. 2 c-Moll BWV 997 (Transkr. für Gitarre Y. Kazuhito) | 00:04:34 |
4 | III. Sarabande aus Lautensuite Nr. 2 c-Moll BWV 997 (Transkr. für Gitarre Y. Kazuhito) | 00:05:04 |
Leo Brouwer | ||
5 | Un dia de Noviembre | 00:05:06 |
Stanley Myers | ||
6 | Cavatina (Thema aus Deer Hunter, arr. für Gitarre J. Williams) | 00:03:31 |
Astor Piazzolla | ||
7 | Oblivion (Bearb. für Gitarre R. Kunimatsu) | 00:04:38 |
Vittorio Monti | ||
8 | Czardas (Bearb. für Gitarre V. Karlash) | 00:05:55 |
Isaac Albéniz | ||
9 | Capricho Catalán (Bearb. für Gitarre J.O. Erikson) | 00:04:08 |
Luiz Bonfá | ||
10 | Manhā de Carnaval (Bearb. für Gitarre D. Kreidler) | 00:03:20 |
Baden Powell | ||
11 | Valsa sem nome | 00:03:23 |
Frederik Magle | ||
12 | Sunset | 00:03:14 |
Jorge Cardoso | ||
13 | Milonga (Milonga porteña, Milonga porteña) | 00:04:28 |
Frank Sinatra | ||
14 | My Way (Bearb. für Gitarre C. Hartog) | 00:04:15 |
Consuelo Velásquez | ||
15 | Besame Mucho | 00:02:33 |
Nino Rota | ||
16 | The Godfather (Suite; Bearb. für Gitarre G. Wanat) | 00:02:38 |
Francisco Tárrega | ||
17 | Recuerdos de la Alhambra | 00:05:18 |
Interpreten der Einspielung
- Bozena Wetchacz (Gitarre)