UNITY
Reinhold Friedrich Brass Quintett
Solo Musica SM 438
1 CD • 70min • 2023
12.05.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Schaut man sich die fünf Herren auf dem CD-Cover an, so wundert man sich, dass das Ensemble wirklich erst seit 2022 bestehen soll. Doch tatsächlich handelt es sich bei der Gründung des Reinhold Friedrich Brass Quintetts um einen langgehegten Lebenstraum des Namensgebers. Dem Trompeter Reinhold Friedrich ist es gelungen, mit Jeroen Berwaerts (Trompete), Lasse Mauritzen (Horn), Ian Bousfield (Posaune) und Thomas Roisland (Tuba) die internationale Spitzenklasse ihrer Instrumente zusammenzubringen. Und mit diesen Vertretern spielen zugleich auch ein Deutscher, ein Belgier, ein Däne, ein Brite und ein Norweger zusammen – da passt der Titel UNITY für die Platte doch perfekt. Bei dieser handelt es sich zwar um die Debüt-CD, die bei Solo Musica erschienen ist, die aber gar nicht so klingt.
Bläser-Kammermusik durch die Jahrhunderte
Es ist tatsächlich eine absolut positive Überraschung, wie sehr UNITY wie aus einem Guß klingt – hier sind absolute Spezialisten ihres Instruments zu hören, die teils auch langjährige Kollegen sind. Zugleich haben sie in der Regel auch Orchestererfahrung, insofern liegt das gemeinsame Atmen schon im Blut. Inhaltlich bietet das Reinhold Friedrich Brass Quintett quasi eine kleine Zeitreise durch die Musikgeschichte, angefangen mit Dardanus von Jean-Philippe Rameau. In seiner Lyrischen Tragödie Dardanus, auf der die Suite beruht, greift Rameau die griechische Mythologie auf und erzählt die Geschichte von Dardanus, dem Sohn von Zeus und Elektra, und Iphise, Tochter von Dardanus‘ Kriegsgegner, die jemand anderem versprochen ist und sich trotzdem in Dardanus verliebt. Ebenfalls für Bläserquintett arrangiert ist Antonio Vivaldis Trio Sonata La Follia, die im Vergleich zu Rameaus Suite wesentlich bekannter sein dürfte. Auch diese erklingt technisch perfekt, bestens ausbalanciert und – gerade angesichts der Instrumente – sehr luftig gespielt. Gut gewählt und arrangiert ist dieses Werk auch deshalb, weil es durch die Variationssätze zahlreiche Facetten und Klangfarben eines solchen Blechbläserensembles herausstellt. Mit einer weiteren Trio Sonate des Barock geht es dann weiter auf der CD: Georg Philipp Telemann stand lange Zeit im Schatten seiner zeitgenössischen Kollegen und dies völlig zu Unrecht. Aufgrund seiner enormen Produktivität kam man auf den Gedanken, dass die Qualität unter der Quantität leiden müsse. Aber auch die hier eingespielte Triosonate beweist das Gegenteil. Dies liegt nicht zuletzt ebenfalls in dem guten Arrangement von Gunter Carlier, der die zwei hohen Stimmen der Sonate geschickt auf die drei hohen Instrumente des Quintetts verteilt hat und die beiden tiefen die Basis bilden. Interessant ist hier übrigens auch, dass Telemann zwar die Blechblasinstrumente sehr liebte, sie aber aufgrund der anderen instrumentenbaulichen Begebenheiten der damaligen Zeit das Werk nicht hätten spielen können – da musste schon Hunderte von Jahren später ein geschickter Arrangeur tätig werden. Die weiteren Werke von Viktor Ewald, Witold Lutoslawski sowie Malcolm Arnold hingegen sind alles Werke für diese Besetzung. Mit ihnen reist das Reinhold Friedrich Brass Quintett zeitlich noch etwas weiter und kommt im 20. Jahrhundert an. Dies wird auch noch einmal durch die große Virtuosität beim Hören ganz deutlich – hier haben die Komponisten wirklich mit allem gespielt, was die Technik der Instrumente hergab. Als kleinen Rausschmeißer gibt es noch ein kleines Schmankerl, Lullaby for Boris Brexit, ein Medley auf Beatles-Songs, ein weiterer Pluspunkt für die CD.
Verena Düren [12.05.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean-Philippe Rameau | ||
1 | Dardanus (Orchestersuite aus der Oper) | 00:11:55 |
Antonio Vivaldi | ||
5 | Sonata a tre op. 1 Nr. 12 RV 63 (La Follia) | 00:11:06 |
Georg Philipp Telemann | ||
6 | Triosonate a-Moll TWV 42:a6 | 00:08:35 |
Victor Vladimirovich Ewald | ||
10 | Quintett Nr. 3 | 00:18:06 |
Witold Lutoslawski | ||
14 | Mini Ouvertüre | 00:02:50 |
Malcolm Arnold | ||
15 | Brass Quintett op. 73 | 00:09:29 |
Beatles | ||
18 | Lullaby for Boris Brexit | 00:04:20 |
Interpreten der Einspielung
- Reinhold Friedrich Brass Quintett (Blechbläserquintett)