Opera proibita
Decca 475 6924
1 CD • 72min • 2004, 2005
25.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Verbotene Opern“ ist der Titel dieser Aufnahme – das klingt teils schrecklich, teils gefährlich. Die Erklärung fällt jedoch harmlos aus. Nur in Rom, im Kirchenstaat, waren am Beginn des achtzehnten Jahrhunderts Theaterveranstaltungen für kurze Dauer durch päpstliches Edikt untersagt. Der Titel Opera proibita ist daher ganz eindeutig ein sogenannter Aufsitzer, auch besteht das Musikprogramm nicht nur aus Arien aus Opern, sondern auch aus Oratorien und geistlichen Kantaten, die von Georg Friedrich Händel, Alessandro Scarlatti und Antonio Caldara komponiert wurden, und die hat sicher kein Papst verboten. Aber hier geht es ja nicht um Historisches, sondern um „La Bartoli“, die ihre Aufgabe als Magnet für das Plattengeschäft ganz fabelhaft versteht. Warum dann Decca auch noch extra eins draufgibt und das Album mit Bildern ausstattet, die zum Teil lächerlich (Bartoli als Quasi-Anita-Ekberg im Römischen Brunnen) oder geschmacklos (Bartoli als römischer Abbate) sind, kann nicht einleuchten, denn ein todsicheres Verkaufsprodukt wie eine Bartoli-Aufnahme hat solche unseriöse Nachhilfe nicht nötig.
Wenigstens steht die neueste Hervorbringung auf höherem künstlerischen Niveau als die meisten bisherigen Produktionen der Künstlerin, in denen sie vorwiegend ihre prasselnden Koloraturen auf die Hörer losläßt. Auch diesmal gibt’s davon genug zu hören, bei manchen Stücken, die gleich mit wütend einsetzenden Orchestertönen Unheimliches befürchten lassen, kommen die geschwind dahinrasenden Gurgeltöne fleißig zum Einsatz. Daß bei so heftigem Forcieren die Stimmbänder schon einiges an Abnützung aufweisen, darf nicht verwundern. In der tieferen Lage nimmt die Vokalverfärbung immer auffälliger zu, da klingt das meiste dumpf und tranig. Die hohen Töne, bis in die dreigestrichene Region aufsteigend, gelingen freier, zumindest weniger beengt. Am besten ist die Künstlerin dort, wo sie ihre lyrischen Qualitäten entfalten kann, wie in Händels mehrfach verwendeter Arie Lascia la spina. Ein herausragend schönes Stück ist Caldaras Arie Vanne pentita a piangere, eine echte Trouvaille. Die Begleitung durch das bravouröse Orchester Les Musicien du Louvre unter Marc Minkowski bedeutet einen großen Gewinn für die Aufnahme: Das ist vitales Musizieren mit Feuer und Geist.
Clemens Höslinger [25.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alessandro Scarlatti | ||
1 | All'arme si accesi guerrieri (Aria della Pace) | |
2 | Mentre in godo in dolce oblio (Aria della Speranza) | |
Georg Friedrich Händel | ||
3 | Un pensiero nemico di pace (Aria della Bellezza) | |
Antonio Caldara | ||
4 | Vanne pentita a piangere (Aria di Santa Eugenia) | |
Alessandro Scarlatti | ||
5 | Caldo sangue (Aria di Ismaele) | |
Georg Friedrich Händel | ||
6 | Come nembo che fugge col vento (Aria del Piacere) | |
Alessandro Scarlatti | ||
7 | Ecco negl'orti tuoi ... Che dolce simpatia (Recitativo ed aria della Carità) | |
8 | Qui resta ... L'alta Roma (Recitativo ed aria della Carità) | |
Georg Friedrich Händel | ||
9 | Lascia la spina, cogli la rosa (Aria del Piacere) | |
Alessandro Scarlatti | ||
10 | Ahi! qual cordoglio ... Doppio affetto (Recitativo ed aria di Ismaele) | |
Antonio Caldara | ||
11 | Si piangete pupille dolente (Aria di Santa Francesca) | |
12 | Ahi quanto cieca ... Come foco alla sua sfera (Recitativo ed aria dell'Imperatrice Faustina) | |
Georg Friedrich Händel | ||
13 | Disserratevi, o porte d'Averno (Aria dell'Angelo) | |
14 | Notte funesta ... Ferma l'ali (Recitativo ed aria di Santa Maria Maddalena) |
Interpreten der Einspielung
- Cecilia Bartoli (Mezzosopran)
- Les Musiciens du Louvre Greoble (Ensemble)
- Marc Minkowski (Dirigent)