Brahms und seine Zeitgenossen Vol. 2
SWRmusic 93.207
1 CD • 79min • 2007
14.03.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auch im zweiten Teil seiner auf drei CDs angelegten Reihe "Brahms and his Contemporaries" kombiniert Johannes Moser wiederum eine Cellosonate von Brahms mit solchen zweier Zeitgenossen – und für die Begegnungen mit der frühen F-Dur-Sonate von Richard Strauß und der Sonate Nr. 3 Es-Dur op. 93 von Heinrich von Herzogenberg darf man ausgesprochen dankbar sein: Es sind zwei reife, eigenständige Werke, ausgesprochen dankbar für das Publikum und sehr anspruchsvoll für die Musiker. Freilich führt das Booklet ein wenig in die Irre: Im Interview spricht Moser von einem „von barocken Formen her inspirierten Ansatz“ sowie „schlankem Vibrato und weitgehenden Verzicht auf das Pedal beim Flügel“, um „maximale Transparenz in dem vielschichtigen Stimmensatz zu erzielen“. Das darf man nicht mißverstehen: Moser ist keiner jener Cellisten, die sich im Spiel hörbar um historisch informierte Aufführungspraxis bemühen wie beispielsweise Pieter Wispelwey oder (in Ansätzen) Steven Isserlis. Das von ihm „schlank“ genannte Vibrato trumpft im Gegenteil manchmal ausgesprochen auf, zum echten „non vibrato“ findet er ausgesprochen selten. Nicht einmal die wohl am meisten „barocke“ Stelle der CD, das Finale der Brahms-Sonate mit dem Zitat der Fuge Nr. 18 aus Bachs Kunst der Fuge, klingt wirklich barock, sondern fest und romantisierend. Moser verwendet kaum Portamento, die heute übliche, an das Klavier angepaßte Stimmung (im Gegensatz zur rein-harmonischen Stimmung, auf die Brahms unbedingt rechnete) und einen hohen Kammerton. Und Paul Rivinius – einer der gefragtesten und auch kompetentesten Klavierpartner in Kammermusik-Formationen – handhabt die Pedale zwar sehr geschmackvoll und differenziert und versteht sich bestens auf die hohe Kunst des Finger-Legato, aber auch bei ihm kann von einem „weitgehenden Verzicht auf das Pedal“ (meinend das Echo-Pedal) nicht die Rede sein. Auch der Klang der Produktion ist direkt und recht pauschal; Klavier und Cello verschmelzen sehr homogen miteinander, sind aber daher räumlich kaum voneinander entfernt verortbar. Das ist der angestrebten „maximalen Transparenz“nicht förderlich. Insgesamt bieten die beiden Musiker nichts weniger als wohl überlegte, in Sachen Stimmtransparenz in der Tat sehr gut ausgearbeitete, saftig-musikantische Aufführungen, die den Rezensenten in die Verlegenheit bringen, eine hohe musikalische Wertung anzusetzen, obwohl ihm der Stil des Musizierens nicht behagt. Aber „de gustibus…“.
Dr. Benjamin G. Cohrs [14.03.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Sonate F-Dur op. 6 für Violoncello und Klavier | 00:26:54 |
Heinrich von Herzogenberg | ||
4 | Sonate Nr. 1 op. 52 für Violoncello und Klavier | 00:25:06 |
Johannes Brahms | ||
7 | Sonate Nr. 1 e-Moll op. 38 für Violoncello und Klavier | 00:26:57 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Moser (Violoncello)
- Paul Rivinius (Klavier)