Der italienische Dirigent Claudio Abbado zählt zu den großen und gefeierten Pultstars des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde am 26. Juni 1933 in Mailand geboren. Musik und Kunst waren ihm schon in die Wiege gelegt: Sein Vater Michelangelo war Geiger und Musiklehrer, seine Mutter Maria Carmela Klavierlehrerin und Kinderbuchautorin. Vom Vater erhielt er den ersten Klavierunterricht. Mit 16 Jahren begann er das Musikstudium am Mailänder Conservatorio Giuseppe Verdi, belegte aber gleichzeitig auch einen Literaturkurs bei Salvatore Quasimodo, der 1959 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Sein Musikstudium schloss er 1955 mit einem Klavierdiplom ab. In seiner Jugendzeit betätigte sich Abbado auch als Organist und studierte dabei intensiv die Werke von Johann Sebastian Bach. Nach Abschluss seines Studiums wirkte er zunächst in verschiedenen Kammermusikensembles und vertiefte seine musikalischen Kenntnisse. Bei einem Dirigierkurs an der Chigiana in Siena lernte er 1953 Zubin Mehta kennen, sowie Daniel Barenboim, der damals elf Jahre alt war. Auf Empfehlung von Mehta ging Abbado nach Wien, um sich bei Hans Swarowsky im Dirigieren weiterzuentwickeln. Beim Internationalen Serge Koussevitzky Dirigierwettberb beim Tanglewood Music Festival 1958 ging Abbado als Sieger hervor. Dennoch war sein Berufsziel noch nicht klar auf eine Dirigentenlaufbahn ausgerichtet. Er kehrte Anfang der 1960er nach Italien zurück, um für drei Jahre einen Lehrauftrag für Kammermusik in Parma anzumehmen. Allerdings hatte ihm der Dirigierpreis bereits viele erfolgversprechende Türen als Dirigent geöffnet. 1959 konnte Abbado sein allererstes Operndebüt in Triest geben mit Prokofieffs Die Liebe zu den drei Orangen. 1960 gab er sein Operndebüt an der Mailänder Scala, wo er dann ab 1961 regelmäßig dirigierte. Als er 1963 in New York beim Mitropoulos-Wettbewerb den ersten Preis gewann, war damit auch eine fünfmonatige Assistenz beim Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker verbunden. Das war damals kein Geringerer als Leonard Bernstein. Sein Debüt mit den New Yorker Philharmonikern durfte er am 7. April 1963 geben. Noch während dieser Assistenzeit kamen erste Einladungen vom Radio-Symphonie-Orchester Berlin und von den Wiener Philharmonikern. Als Abbado 1965 beim RIAS Festival in Berlin auftrat, erhielt er von Herbert von Karajan eine Einladung, die Wiener Philharmoniker im folgenden Jahr bei den Salzburger Festspielen zu dirigieren. Von da an waren die Weichen für Abbados berufliche Zukunft als Dirigent gestellt. Er füllte zahlreiche Spitzenpositionen hauptsächlich in europäischen Orchestern und Opernhäusern aus. 1969 erhielt er eine Festanstellung als Dirigent an der Mailänder Scala, 1971 wurde er zusätzlich dort Musikdirektor. Von 1979 bis 1987 war er Chefdirigent beim London Symphony Orchestra, von 1980 bis 1986 Chefdirigent der Mailänder Scala, 1984 gab gab er sein Debüt an der Wiener Staatsoper und wurde 1986 deren Musikdirektor sowie von 1987 bis 1991 Generalmusikdirektor der Stadt Wien. 1988 und 1991 dirigierte Abbado (im Wechsel mit Carlos Kleiber) das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Berliner Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger von Herbert von Karajan gewählt. Im Jahr 1994 wurde er schließlich auch Leiter der Salzburger Osterfestspiele. Die Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern verlief allerdings nicht ganz reibungslos und konfliktfrei. Beim Berliner Publikum allerdings war Abbado stets äußerst beliebt. Im Jahr 2000 erkrankte Abbado an Magenkrebs und beendete die Zusammenarbeit zwei Jahre später. Die restliche Zeit seines Lebens verbrachte Abbado in Bologna. Dort widmete er sich weiter der Förderung junger Nachwuchskünstler. Er gründete dazu u.a. das Orchestra Mozart und engagierte sich für das neu gegründete Lucerne Festival Orchestra. Früher hatte er bereits das European Community Youth Orchestra gegründet (1978) und später das Gustav Mahler Jugendorchester (1986). Claudio Abbados Wirken ist bestens auf zahlreichen CD-Einspielungen dokumentiert. Von ihm gibt es Aufnahmen mit Werken von nahezu jedem namhaften Komponisten einschließlich zeitgenössischer Komponisten. Anlässlich seines 90. Geburtstag erscheint bei der Deutschen Grammophon eine Gesamtedition bestehend aus 258 CDs plus 8 DVDs, „ergänzt durch sehr umfangreiches und informatives Begleitmaterial und einem sehr erhellenden Gespräch des Musikjournalisten Wolfgang Schreiber mit dem Maestro über Beethoven“. Die Liste der Ehrungen und Preise, die Claudo Abbado im Laufe seiner Karriere erhalten hat, ist erwartungsgemäß ehrfurchteinflößend lang, darunter allein fünf Ehrendoktorwürden. Claudio Abbado starb am 20. Januar 2014 in Bologna.
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