Klaus Tennstedt war ein deutscher Dirigent mit bevorzugtem Schwerpunkt auf die deutsche Sinfonik von Brahms, Bruckner und Mahler. Erst nachdem er die DDR verlassen und sich in der BRD niedergelassen hatte, kam er spät zu internationalem Renommée. Während man ihm allerdings in Westdeutschland durchweg weiterhin lediglich respektvolle Anerkennung zollte, rechnete man ihn ab 1974 vor allem in den USA und in Großbritannien zu den bedeutendsten Dirigenten seiner Generation. Geboren wurde er am 6. Juni 1926 in Merseburg an der Saale. Sein Vater Hermann war Geiger, seine Mutter Agnes eine versierte Amateurpianistin. Von ihr erhielt er im Alter von sechs Jahren den ersten Klavierunterricht, mit zehn wurde er zusätzlich von seinem Vater im Geigenspiel unterrichtet. Mit 16 Jahren ging Tennstedt an die Staatliche Hochschule für Musik nach Leipzig in den Fächern Violine und Klavier. Johann Nepomuk Hummel war dort sein Lehrer in Musiktheorie. Durch die Luftangriffe auf Dresden kam das Studium im letzten Kriegsjahr allerdings völlig zum Erliegen. Nach Kriegsende erhielt Tennstedt seine erste Anstellung als Konzertmeister in Heidelberg, kehrte aber 1948 zurück nach Halle an der Saale als Konzertmeister des Städtischen Orchesters. Wegen einer Erkrankung an der linken Hand musste er jedoch seine Karriere als Geiger beenden. Am Theater des Friedens in Halle gab Tennstedt 1952 mit Rudolf Wagner-Régenys Oper Der Günstling sein Debüt als Dirigent. Auf weiteren Stationen vertiefte er seine Erfahrung als Dirigent. 1953 wurde er 1. Kapellmeister am Opernhaus Karl-Marx-Stadt, von 1958 bis 1962 war er Generalmusikdirektor an den Landesbühnen Sachsen in Dresden-Radebeul. In gleicher Position war von 1962 bis 1971 schließlich am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin tätig. Als Gastdirigent trat er auch an der Komischen Oper Berlin auf und gastierte 1968 sogar beim Mozarteumorchester in Salzburg. Nach einem Gastspiel in Göteborg 1971 kehrte Tennstedt nicht mehr in die DDR zurück. Er blieb zunächst am Stora Teatern und für das Schwedische Radiosinfonieorchester tätig, bervor er in die BRD übersiedelte. In der Nachfolge Hans Zenders wurde er von 1972 bis 1979 Generalmusikdirektor am Opernhaus in Kiel. 1974 gab er sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper in München mit Boulevard Solitude von Hans Werner Henze. Im selben Jahr gelang ihm der internationale Durchbruch. Nach einer Aufführung von Bruckners 7. Sinfonie erhielt er eine Einladung zum Toronto Symphony Orchestra und gab kurz darauf mit dem Boston Symphony Orchestra sein Debüt beim Tanglewood Festival. Es schlossen sich Gastspiele bei den großen Orchestern in Chicago, New York, Cleveland und Philadelphia an, die seine Wertschätzung in den USA begründeten. Von 1979 bis 1983 war er Principal Guest Conductor des Minnesota Orchestra. Schließlich konnte er 1983 auch sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York feiern mit Beethovens Fidelio. Aber auch in Europa konnte Tennstedt reüssieren. 1976 dirigierte er erstmals das London Symphony Orchestra, außerdem das Orchestre de Paris, die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen 1982. Er arbeitete auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und den Berliner Philharmonikern zusammen. 1977 unterschrieb Tennstedt einen Exklusivvertrag bei EMI und 1978 leitete er als erster Deutscher Dirigent das Israel Philharmonic Orchestra. 1979 wurde Tennstedt schließlich Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters, löste aber 1981 seinen Vertrag vorzeitig auf. Im September 1983 übernahm er die Nachfolge von Sir Georg Solti als Chefdirigent und Musikdirektor des London Philharmonic Orchestra. 1986 und 1987 musste er seine Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen, ehe er 1994 seine Karriere ganz beendete. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1986), den Royal Philharmonic Society Music Award (1992), den Kulturpreis der Stadt Kiel (1992), die Ehrendoktorwürde der University of Oxford (1994) und wurde 1990 Ehrenmitglied der Royal Academy of Music. Klaus Tennstedt starb am 11. Januar 1998 in Heikendorf.
[2023] Klaus Tennstedt 25. Todestag
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