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UA 1843
3
Januar
vor 181 Jahren
in Paris
Wer sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Opernkomponist behaupten wollte, hatte keine Wahl: er musste ein Vielschreiber sein. Das Opernpublikum war höchst anspruchsvoll und verlangte stets nach Neuem. Gaetano Donizetti war neben Rossini einer der Komponisten, die dieses Bedürfnis nach immer neuen Opern nicht nur für die damalige Zeit befriedigen konnten, sondern dabei bis heute anhaltend erfolgreiche Werke geschaffen haben. Am 29. November 1797 wurde er in Bergamo geboren und wuchs unter bescheidenen materiellen Verhältnissen auf. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei dem damals berühmten Komponisten und Lehrer Simon Mayr als Cembalist und Bassbuffo. Von 1815 bis 1817 studierte er Kontrapunkt bei Abbé Mattei in Bologna, bei dem auch Rossini zeitweise Unterrichtet hatte. Zunächst komponierte Donizetti Kirchen- und Kammermusik, 1818 brachte er in Venedig seine erste Oper Enrico di Borgogna heraus, mit mäßigem Erfolg. Trotzdem blieb er von da an dem Opernsujet treu und verfasste mit wechselndem Erfolg weitere Opern. Mit der Musikkomödie L'elisir d'amore (Mailand 1832) führte er diese Operngattung zu einem neuen Höhepunkt und mit Lucia di Lammermoor (Neapel 1835) konnt er seinen größten Erfolg feiern. Nachdem sein größter Konkurrent Bellini im selben Jahr gestorben war und Rossini sich bereits 1829 zurückgezogen hatte, war Donizetti nahezu konkurrenzlos. 1839 folgte Donizetti bereitwillig einer Einladung nach Paris, nachdem seine Römer-Oper Poliuto in Neapel verboten worden war. In Paris war er mit mehreren Opernproduktionen erfolgreich (La fille de Régiment, La Favorite und Les Martyrs, alle 1840), bevor er mit Victor Hugo wegen der Vertonung von dessen Stück Lucrezia Borgia in Streit geriet und Paris verließ. Er ging nach Wien, wo Donizetti 1842 mit seiner Oper Linda di Chamonix am Theater am Kärtnertor einen Sensationserfolg feierte, woraufhin ihn Kaiser Ferdinand I. Zum „Kaiserlichen Hofcompositeur und Kapellmeister“ ernannte. Im weiteren Verlauf pendelte Donizetti zwischen Wien und Paris und brachte dort 1843 sein letztes Meisterwerk heraus: Don Pasquale. Diese Buffo-Oper gilt als sein reifstes Werk und zählt mit ihren 14 Musiknummern, die zum Besten gehören, was die italienische Oper buffa hervorgebracht hat, bis heute zu Donizettis meistgespielten Opern. Die Komposition ist angeblich in unglaublichen lediglich elf Tagen entstanden. Jedenfalls berichtete Donizetti Antonio Vasselli am 12. November, er habe Don Pasquale fertiggestellt. Am Text hat Donizetti wohl selbst mitgearbeitet, genau lässt sich dies aber nicht mehr rekonstruieren. Das Werk greift auf die Oper Ser Marc'Antonio von Stefano Pavesi mit dem Libretto von Angelo Anelli zurück, die bereits 1810 aufgeführt worden war. Der Stoff ist im Stil der Commedia dell'arte eine Tragikomödie eines alten Junggesellen, der gerne eine junge Frau heiraten möchte, dem die Heiratslust aber durch ein derbes Possenspiel gründlich ausgetrieben wird. Die Uraufführung, die ursprünglich für den Dezember 1842 geplant war, fand am 3. Januar 1843 im Théâtre Italien in Paris in italienischer Sprache statt. Bei der Premiere mussten einige Nummern wiederholt werden, nicht zuletzt auch dank des hervorragenden Solistenquartetts mit Giulia Grisi (Norina), Giovanni Mario (Ernesto), Luigi Lablache (Don Pasquale) und Antonio Tamburini (Malatesta), so dass Donizetti erfreut an einen Bekannten schreiben konnte: „Ich bin äußerst zufrieden“. Don Pasquale war tatsächlich ein Riesenerfolg, ähnlich dem von Bellinis I puritani (1835), und verbreitete sich rasend schnell in Europa: noch im selben Jahr hatte sie Premiere in London mit derselben Besetzung (29. Juni 1843), zuvor am 14. Mai am Wiener Kärntnertor-Theater und sie feierte sogar bereits am 7. Januar 1845 ihre amerikanische Erstaufführung in New Orleans. Das erste deutsche Libretto stammt von Heinrich Proch (1809-1878), meist wird jedoch die Fassung von Otto Julius Bierbaum (1856-1910) verwendet. Schon während der Arbeit an Don Pasquale machten sich erste Anzeichen von Demenz bei Donizetti bemerkbar. Nach 1844 verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. 1846 brachte man ihn in Paris in eine Pflegeanstalt, 1847 brachte man ihn schließlich zurück in seine Heimatstadt Bergamo, wo er am 8. April 1848 starb. Seine letzte aufgeführte Oper war Catarina Canaro (Paris 1844), Der Herzog von Alba wurde posthum 1882 in Rom aufgeführt. Donizetti hinterließ neben seinen ca. 70 Opern auch geistliche Werke, weltliche Kantaten, Kammermusik mit Gesang und reine Instrumentalwerke.