Bonjuour Paris Albrecht Mayer
Decca 478 2562
1 CD • 74min • 2010
21.09.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hoch auf dem Dach steht er, wie es sich für einen Spitzenkönner ziemt, im Hintergrund grüßt der Eiffelturm. Albrecht Mayer, Solooboist der Berliner Philharmoniker, frönt seiner eingestandenen Leidenschaft für die französische Musik. „Haut bois“, hohes Holz, nennen die Franzosen dieses Instrument – in der Tat führt uns Mayer in höhere Regionen. Mehr noch: er möchte uns die Sprachähnlichkeit seines Blasrohrs demonstrieren. Das geschieht bei einer Kostprobe ganz direkt: Reynaldo Hahns À Chloris hat er in der Interpretation des Countertenors Philippe Jaroussky gehört, und dieser eigenartigen Stimme eifert er jetzt auf seiner Oboe nach. Die Auswahl der CD konzentriert sich, leicht vereinfacht, auf Zeugnisse des Impressionismus. Da die gallischen Großmeister zwar die Oboe in ihren Orchesterkreationen durchaus schätzten, ihr aber kaum eigenständige Zeugnisse widmeten, greift Mayer eben zu Bearbeitungen. Darüber mag man streiten, nicht jedoch über die Tatsache, dass das meiste von Fauré, Debussy, Ravel hier wirklich so klingt, als seien es Originalkreationen für das Instrument. Albrecht Mayer macht mit seinem vielfarbigen, ebenso agilen wie ausdrucksvollen Spiel eben selbst Unmögliches möglich.
Immerhin gibt es auch ein paar „echte“ Oboenpiècen. Zum Beispiel von Vincent d’Indy eine elegante Fantasie über volkstümliche französische Themen und mit der tönenden Blumenuhr L’Horloge de Flore von Jean Françaix eine impressionistische Spätblüte von 1959. Schliesslich findet sich so etwas wie ein aktueller Nachzügler: der 36jährige Schweizer Gotthard Odermatt hat eigens für Albrecht Mayer Été geschrieben – und sich dabei vorgestellt, wie Maurice Ravel ein Oboenkonzert komponiert hätte. Also Impressionismus aus zweiter Hand, immerhin amüsant und höchst gefällig. Und offenbar technisch so schwierig zu meistern, dass es laut CD-Heft offenbar kein anderer Oboist bewältigen könnte. Wir glauben es bis zum Gegenbeweis…
Mario Gerteis † [21.09.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | La fille aux chevaux de lin | 00:02:40 |
Gabriel Fauré | ||
2 | Pavane f sharp minor op. 50 for Viola and Harp | 00:05:54 |
Claude Debussy | ||
3 | Clair de lune | 00:05:13 |
Jean Françaix | ||
4 | L' Horloge de Flore | 00:17:07 |
Gotthard Odermatt | ||
11 | Été op. 18 (Albrecht Mayer gewidmet) | 00:11:02 |
Maurice Ravel | ||
12 | Pavane pour une infante défunte | 00:05:55 |
Gabriel Fauré | ||
13 | Sicilienne op. 78 | 00:03:48 |
Vincent d' Indy | ||
14 | Fantaisie op. 31 für Oboe und Klavier | 00:14:54 |
Erik Satie | ||
16 | Gymnopédie Nr. 1 | 00:03:37 |
Reynaldo Hahn | ||
17 | À Chloris für | 00:04:15 |
Interpreten der Einspielung
- Albrecht Mayer (Oboe)
- Academy of St. Martin in the Fields (Orchester)
- Matthias Mönius (Dirigent)