Trockne Blumen
Withered Flowers
panflute & piano
Prospero Classical PROSP0089
1 CD • 73min • 2022
28.04.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Programm der neuen Panflöten-CD beim Label Prospero stellt sich als ein Sammelalbum dar, das sich das Motto „Für jeden etwas“ gegeben haben könnte. Das mag damit zusammenhängen, dass es nicht einfach war, im klassischen Sektor für die Panflöte geeignete Stücke zu finden. Umso überraschender ist die Einspielung der Variationen Franz Schuberts über das Lied Trockene Blumen aus dem Zyklus Die schöne Müllerin. Es gelingt Hanspeter Oggier, der im schweizerischen Wallis aufwuchs, den im Original der Querflöte gewidmeten Part technisch versiert und musikantisch überzeugend zu gestalten. Die rauere, von hörbarem Luftzug begleitete Tongebung der Panflöte verleiht der Darstellung sogar einen besonderen Reiz. Und der aus Russland stammenden Pianistin Marina Vasilyeva, die als Korrepetitorin der Luzerner Panflötenklasse mit Oggier zusammenarbeitet, gelingt eine markante und einfühlsame Darstellung der anspruchsvollen Klavierstimme, ohne die Panflöte zu übertönen.
Probleme der Bearbeitung
Alle übrigen Werke gehören den Genres der Charakter- und Salonstücke an, einen Bogen schlagend von der Klassik bis zur Moderne. Gaetano Donizettis kurze zweisätzige c-Moll-Sonate passt in ihrer grazilen Leichtigkeit nicht so recht zur Panflöte, die doch ihren Ursprung in der Folklore kaum verleugnen kann. Besser geeignet ist die Übertragung beim kantablen Reigen seliger Geister aus Christoph Willibald Glucks Orpheus-Oper oder bei En bateau aus Claude Debussys Petite Suite, die eigentlich für Klavier zu vier Händen komponiert ist.
Die Panflöte und die Tanzmusik
Ganz zuhause fühlen sich die Panflöte und ihr Meister dann bei tänzerischen Piècen wie dem Ungarischen Tanz Nr. 2 von Johannes Brahms, dem Tango Oblivion von Astor Piazzolla oder dem Csàrdàs von Vittorio Monti. Hier kommt Hanspeter Oggier, kräftig unterstützt von Marina Vasilyeva, virtuos und zugleich temperamentvoll zur Sache. Dass die Panflöte in Rumänien auf eine nachhaltige Tradition zurückblicken kann, bestätigen das brillante Stück Hora Staccato von Grigoras Dinicu und eine Rumänische Suite, mit der Fabian Müller, ein Komponist aus der Schweiz, alte rumänische Weisen in neuem Gewand präsentiert.
Solostücke für Klavier allein
Die Klavierbegleiterin darf sich auch mit einigen Solostücken bewähren, und sie zeigt dabei, dass sie technisch versiert ist und dem Charakter ganz unterschiedlicher Kompositionen gerecht wird. Wenn Franz Liszts Bearbeitung des Schubert-Liedes Der Doppelgänger etwas spröde wirkt, liegt dies einfach daran, dass die Singstimme beim sehr langsamen Voranschreiten kaum zu entbehren ist. Bei Liszts Orage aus dem Zyklus Première Année: Suisse dagegen kann die Pianistin alle Register ziehen, um den Sturm der Oktaven wirkungsvoll in Szene zu setzen. Und drei Stücke aus György Ligetis frühem Zyklus Musica ricercata, der noch im Bann von Béla Bartók steht, werden energisch und treffsicher vorgeführt.
Das Booklet bringt in deutscher und englischer Sprache ein Interview mit den Interpreten, bei dem die beiden mehr auf die Wahl der Stücke und die Panflöte als Soloinstrument eingehen als auf Details der Musik. Daben sind auch die Lebensläufe der beiden Künstler von Interesse.
Prof. Klaus Trapp [28.04.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gaetano Donizetti | ||
1 | Sonate für Flöte und Klavier | 00:06:56 |
Franz Schubert | ||
3 | Variationen über das Lied Trockene Blumen e-Moll op. 160 D 802 für Flöte und Klavier | 00:20:50 |
Franz Liszt | ||
12 | Der Doppelgänger (Bearb. für Klavier - aus: Schwanengesang) | 00:04:47 |
13 | Orage S 160:5 (aus: Années de Pèlerinage - première année: Suisse S 160) | 00:05:05 |
Christoph Willibald Gluck | ||
14 | Reigen seliger Geister (aus: Orpheus und Eurydike) | 00:08:32 |
Johannes Brahms | ||
15 | Ungarischer Tanz Nr. 2 d-Moll – Allegro non assai | 00:03:01 |
Claude Debussy | ||
16 | I. En Bateau, Andantino (aus: Petite Suite L 65) | 00:04:13 |
Astor Piazzolla | ||
17 | Oblivion (arr. Michele Mangani) | 00:03:57 |
György Ligeti | ||
18 | Musica ricercata I (III., IX., VIII.) | 00:04:37 |
Grigorasch Dinicu | ||
21 | Hora Staccato | 00:01:40 |
Vittorio Monti | ||
22 | Csárdas | 00:04:59 |
trad. | ||
23 | Rumänische Suite (arr. Fabian Müller) | 00:04:22 |
Interpreten der Einspielung
- Hanspeter Oggier (Panflöte)
- Marina Vasilye (Klavier)