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UA 1868
21
Juni
vor 156 Jahren
in München
Mit der Uraufführung von Die Meistersinger von Nürnberg unter Hans von Bülow vor 150 Jahren im Münchner Hoftheater erlebte Richard Wagner in der Königsloge an der Seite König Ludwigs II. einen der größten Triumphe seiner Laufbahn. Wie kaum eine andere Oper eignen sich Die Meistersinger für festliche Anlässe. Mehrere Opernhäuser wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihr neu eröffnet: Freiburg i. Br. 1949, Berlin 1955, Leipzig 1960 und München 1963. Es ist Wagners einzige Oper seit dem Fliegenden Holländer, in der er keine Sage behandelt, sondern eine weitgehend frei erfundene Handlung mit einem historischen Hintergrund verbindet. Anregungen dazu hat er aus der Beschäftigung mit der Meistersingerzunft und dem Leben im Nürnberg des 16./17. Jahrhunderts erhalten. Als Quellen dienten ihm Georg Gottfried Gervinus' Geschichte der deutschen Literatur, Jakob Grimms Schrift Über den altdeutschen Meistergesang und vor allem Wagenseils 1697 erschienenes Buch von der Meistersinger holdseligen Kunst sowie Deinhardsteins Schauspiel Hans Sachs, das Albert Lortzing bereits als Oper bearbeitet hatte. Weitere Anregungen bezog Wagner auch aus E.Th.A. Hoffmans Novelle Meister Martin der Küfer und seine Gesellen und aus Goethes Gedicht Hans Sachsens poetische Sendung. Der erste Textentwurf entstand nach Beendigung des Tannhäuser bereits 1845. Wagner wollte nach altgriechischem Vorbild auf die Tragödie ein heiteres Satyrspiel folgen lassen. Der Stoff ruhte dann aber mehr als 15 Jahre. Während dieser Zeit entstanden Lohengrin und Tristan und Isolde sowie erste Entwürfe zum Ring. Den Anstoß, den Prosaentwurf erneut in Angriff zu nehmen, gaben Mathilde Wesendonk auf der Venedig-Reise 1861 sowie der Tannhäuser-Misserfolg in Paris. Ende Januar 1862 lag die Dichtung vor, anschließend komponierte Wagner in Biebrich am Rhein das Vorspiel und den 1. Akt, die komplette Partitur vollendete er jedoch erst im Herbst 1867 in Triebschen bei Luzern. Die Uraufführung in München erfolgte acht Monate später, am 21. Juni 1868. Ursprünglich sollte diese in Wien stattfinden. Wagner ließ zahlreiche autobiographische Elemente in die Oper mit einfließen. So wollte er mit der Figur Beckmessers seinen Gegner, den Wiener Kritiker Eduard Hanslick (1825 bis 1904) karikieren und nannte sie Hans Lick oder Veit Hanslich. Dies löste bei der Lesung der Dichtung in Wien am 23.11.1862 einen Eklat aus, was letztlich Wien als Ort für die Uraufführung unmöglich machte und auch zur Umbenennung der Figur in „Beckmesser“ führte. Wagner behält auch in dieser Oper das Prinzip der Leitmotivik und der polyphonen Verarbeitung bei, doch die Themen sind einfach, klar und volksnah gehalten. Die Orchesterbesetzung bewegt sich im klassischen Rahmen, lediglich erweitert durch Harfe, Basstuba und Schlagwerk.